Palais Dietrichstein-Herberstein

Palais Dietrichstein-Herberstein
Das alte Palais Dietrichstein-Herberstein, gegenüber der Kuppel der Wiener Hofburg, war wesentlich niedriger als das 1897 dort errichtete Gebäude

Das Palais Dietrichstein-Herberstein befand sich bis zum Jahr 1897 an der Ecke Schauflergasse Nr. 2 und Herrengasse Nr. 1, am Rande des Michaelerplatzes in Wien. Das gegen Ende des 17. Jahrhunderts errichtete Palais war dreigeschossig und umfasste dreizehn Fensterachsen. 1764 wurde in diesem Palais Joseph Carl von Dietrichstein geboren, der es zum Landmarschall von Niederösterreich und 1816 zum ersten Gouverneur der k.k. privilegirten Nationalbank brachte. Er ließ das frühbarocke Palais durch Angliederung des Nachbarhauses in der Schauflergasse und Vereinheitlichung der Fassaden 1818 erweitern. Letzter Besitzer aus dem Geschlecht der Dietrichstein war Graf Moritz Dietrichstein, der Erzieher des Herzogs von Reichstadt und Leiter der musikalischen Aufführungen bei Hof. Noch vor Dietrichsteins Tod ging das Haus 1861 in den Besitz der Gräfin Theresia Herberstein über. Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts war es vor allem bekannt durch das in seinem Erdgeschoss domizilierte Café Griensteidl.

Im Zusammenhang mit der gründerzeitlichen Umgestaltung Wiens und speziell der Fertigstellung des Michaelertrakts der Hofburg und Neugestaltung des Michaelerplatzes im Sinne der früheren Pläne Joseph Emanuel Fischer von Erlachs kam es zum Abriss des relativ niedrigen und weit in die vorgesehene Baulinie ragenden alten Hauses und zu seiner Ersetzung durch einen mächtigen Spekulationsbau. Der von zahlreichen Anekdoten umrankte Literaten-Treffpunkt wurde in der Nacht vom 20. zum 21. Januar 1897 geschlossen, einen Reflex dieses Ereignisses stellt unter anderem der satirische Aufsatz "Die demolierte Literatur" von Karl Kraus dar.

Das 1897 nach Plänen des Architekten Karl König errichtete Zinspalais blieb bis 1951 im Besitz der Familie Herberstein. Eine darauf befindliche Kuppel wurde 1936 im Zuge einer ersten Aufstockung durch den Architekten Felix Baron Nemecic entfernt. Zu den Nutzern des Gebäudes nach 1945 gehört die derzeitige Eigentümerin, die Raiffeisen Zentralbank (RZB). Einige Jahre war hier auch die Tageszeitung Der Standard eingemietet. Eine 1998 durch den Architekten Karl Langer erfolgte neuerliche Aufstockung und teilweise Entkernung wurde von manchen Kritikern gelobt"[1], Stadtbildbewahrer zeigten sich dagegen skeptisch[2] Der Name Palais Herberstein für das Zinspalais ist rezenten Ursprungs. Im Erdgeschoss befindet sich nun wieder ein "Café Griensteidl", das aber mit seinem Vorgänger nur den Namen gemein hat.

Einzelnachweise

  1. Artikel von Jan Tabor im Falter
  2. Markus Landerer in: Dieter Klein, Martin Kupf, Robert Schediwy:Stadtbildverluste Wien, Wien 2005, S 10

Literatur

  • Edgard Haider: Verlorenes Wien - Adelspaläste vergangener Tage. Wien 1984 ISBN 3-205-07220-0

Weblinks

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