Pansori

Pansori
Koreanische Schreibweise
koreanisches Alphabet: 판소리
Revidierte Romanisierung: Pansori
McCune-Reischauer: P'ansori
Pansori Aufführung

Innerhalb der volkstümlichen Musik Koreas kommt dem Pansori besondere Bedeutung zu. Es handelt sich um einen langen epischen Gesang, bei dem ein einzelner Sänger oder eine Sängerin von einem zweiten Musiker auf der Fasstrommel (Puk) begleitet wird. Wegen der lebhaften Mimik und Gestik des Vortrags haben frühere westliche Musikwissenschaftler Pansori als „Ein-Mann-Oper“ bezeichnet. Es erscheint aber zutreffender, Pansori als eine Art „Theater des Erzählens“ zu beschreiben, da der Sänger weder ganz in die Figuren hineinschlüpft noch die Handlung vorspielt, sondern stattdessen die Erzählung im Austausch mit dem immer lebhaft reagierenden Trommler gestaltet, der gewissermaßen als erster Zuhörer fungiert. Für den Sänger sind im Verlauf seines mitunter fünf- oder sechsstündigen Auftritts auch kundige Zuhörer im Publikum wichtig, die ihn mit aufmunternden lobenden Rufen (Chuimsae) unterstützen.

Die Erforschung von Pansori befindet sich noch im Anfangsstadium, während man die literarische Seite dieser in Musik und Text mündlich überlieferten Vortragskunst seit 40 Jahren durch zahlreiche, intensiv durchgeführte Studien in Korea ausgiebig untersucht hat und dabei Herkunft, Gestaltungselemente sowie thematisch-strukturelle Eigenschaft der Pansori-Literatur zum größten Teil erhellen konnte. Die Musik des Volkes war jedoch für Wissenschaftler lange kein würdiger Gegenstand und blieb so undokumentiert.

Die Bezeichnung Pansori (die übrigens erst um etwa 1940 gebildet wurde, um einem Bezeichnungswirrwarr ein Ende zu setzen) ist zusammengesetzt aus den Worten pan und sori, bedeutet also so viel wie „Liedgesang an einem zur Unterhaltung bestimmten Platz“.

Pansori gehört zur Tradition jener Künste, die in früheren Zeiten von Wandertruppen auf den Marktplätzen der Dörfer zur Aufführung gebracht wurden. Die Ursprünge von Pansori liegen im Dunkeln und gehen möglicherweise bis ins 10.Jahrhundert zurück. Die Ursprungsorte des Pansori befinden sich im Süden des heutigen Süd-Korea, vor allem in den Jeolla- und Gyeongsan-Provinzen, wo sich der für Pansori typische raue Gesangsstil auch in anderen volkstümlichen vokalen Musikformen wiederfindet. Der erste gesicherte Beleg für die Existenz dieser bis dahin von der gelehrten und aristokratischen Klasse verpönt gewesenen Vortragskunst ist das Manwhajib 晩華集, eine Schrift aus dem Jahre 1754. Aus mündlich überlieferten Genealogien der Pansori-Sänger, gwangdae genannt, darf man jedoch vermuten, dass Pansori bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts als selbständige Kunst entwickelt war. Die Pansori-Sänger gehörten neben den Schamaninnen (deren Ehegatten sie waren), Schlächtern sowie Wanderkünstlern der niedrigsten Klasse der Gesellschaft an. Dies änderte sich allmählich, als sie im späten 19. Jahrhundert nicht nur auf den Marktplätzen der Dörfer, sondern auch in den Häusern aristokratischer und königlicher Familien ihre Erzählkünste vorzuführen begannen.

Da jeder Sänger seine eigene Textfassung hat, die auf die unterschiedlichen Versionen seiner Lehrer zurückgehen, ist eine einheitliche Fassung der heute noch fünf Pansoris („Simcheongga“, „Sugungga“, „Chunhyangga“, „Heungboga“ und „Jeokbyeokga“) nicht zu bestimmen. Durch Korrekturen und Angleichungen an den jeweiligen Zeitgeschmack sind im Lauf der Jahrhunderte viele Textteile und auch Eigenschaften verloren gegangen. Zum Beispiel sind auf das Insistieren der Missionare Ende des 19. Jahrhunderts hin die meisten deftigen bzw. obszönen Textpassagen getilgt worden. Umfangreiche Erweiterungen erfuhren die Pansori-Texte im 19. Jahrhundert auf Befehl der aristokratischen Auftraggeber, die zur Erhöhung ihres eigenen Prestiges chinesische Sinnsprüche und Lyrik einfügen ließen (Chinesisch war die Schriftsprache der Oberschicht), die von den Pansori-Sängern an ihre Schüler weitergegeben wurden, obwohl sie für sie, die durchwegs Analphabeten gewesen sein sollen, unverständlich waren. Diese recht abenteuerliche Textgenese führte dazu, dass für heutige koreanische Zuhörer die Gesänge zu einem erheblichen Maße unverständlich sind. Es sind mittlerweile umfangreiche Mühen unternommen worden, die Texte zu entschlüsseln, z.B. in der „Deep-Rooted-Tree“-LP-Edition aller fünf Pansoris in den 1980er Jahren, bei denen die Anmerkungen zur Transkription etwa den sechsfachen Umfang des eigentlichen Gesangstextes haben. Und im koreanischen Verlag Minsokwon (민속원) ist 2005 eine 15-bändige Ausgabe erschienen, die nicht nur 3-4 sorgfältig aus Tonaufnahmen transkribierte "Badis" (Versionen berühmter Meistersänger und -sängerinnen) jedes der fünf Pansoris im kommentierten Original bringt, sondern auch in neukoreanischer und stark vereinfachter englischer Übersetzung.

Im Pansori wechseln sich Gesangs- (sori) und Erzählpassagen (aniri) ab. Während der Affektgehalt dieser beiden Vortragsarten nicht sehr stark differiert und allenfalls die Ansprache ans Publikum direkter ist, ist der Hauptunterschied in der rhythmisch-gesanglichen Gestaltung zu finden. Jeder Gesangs-Abschnitt besitzt einen besonderen komplizierten Rhythmus (Jangdan), der vom Trommler kontrolliert wird, die Grundschläge aber oft nur andeutet. Jeder Rhythmus ist dem jeweiligen Inhalt zugeordnet. So ist der sehr langsame Jinyang traurigen Abschnitten vorbehalten, während das sehr oft auftauchende Jungmori viele unterschiedliche Stimmungen unterstützen muss. Zwei Grundstile lassen sich unterscheiden: das schnellere und eher hochgemute Dongpyeonje und das sensiblere und getragenere Seopyeonje. Diese Stile sind nicht an das Geschlecht des Sängers gebunden.

2003 wurde Pansori von der UNESCO in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen.

Inhaltsverzeichnis

Abarten des Pansori

Anfang des 20. Jahrhunderts, im Zuge der Öffnung zum Westen, begann sich, in Ermangelung einer der Peking-Oper oder dem japanischen Kabuki ebenbürtigen traditionellen Theaterform, eine auf Pansori bezogene Musiktheaterform Changgeuk zu bilden, die den Text auf verschiedene Darsteller verteilt und die musikalische Begleitung auf ein instrumentales Volksmusik-Ensemble vergrößert, was den eigentlichen Reiz der besonderen phantasieanregenden Vermittlungsform im Panori nivelliert und es der Grundstruktur der westlichen Oper angleicht.

Ein weiteres Pansori-Derivat ist das Gayageum-Byeongchang, bei dem sich eine Sängerin beim Vortrag einzelner Pansori-Abschnitte auf der Wölbbrettzither Gayageum begleitet.

Literatur

  • Pansori - Die gesungenen Romane Koreas, Band 1: Gesänge von Liebe, Treue und listigen Tieren (Chunhyangga, Simcheongga, Sugungga). Übers. und Einl. von Chung Kyo-chul und Matthias R. Entreß, Edition Peperkorn, Thunum/Ostfr. 2005

Siehe auch

Weblinks

Film direkt starten: http://madang.ajou.ac.kr/~moon/pansori/Park.rm


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