- Panzerförderer
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Ein Panzerförderer (auch Kettenkratzförderer, Kratzkettenförderer oder umgangssprachlich Panzer genannt) ist ein Fördermittel (Stetigförderer) im Bergbau. Er wird überwiegend als Abbaufördermittel im Steinkohlenstreb verwendet.[1] Der Kettenkratzförderer verdrängte im Bergbau ab dem Jahr 1950 die Schüttelrutsche.[2]
Inhaltsverzeichnis
Aufbau
Der Panzerförderer besteht aus mehreren zusammengesetzten Stahlblechrinnen, den Panzerrinnen. In den Stahlblechrinnen befinden sich speziell geformte Mitnehmer, die je nach Typ mit einer oder mit zwei Ketten untereinander verbunden sind. An den Enden des Panzers sitzen die Panzerantriebe.[1]
Panzerrinne
Die Panzerrinne ist das Hauptelement beim Panzerförderer. Sie besteht aus rechteckig geschnittenem Stahlblech, die Abmessungen sind je nach Rinnentyp unterschiedlich. Diese Stahlblechplatten sind mit gewalzten Seitenprofilen verschweißt, die die gleiche Materialstärke haben wie das Bodenblech. Die Seitenprofile sind je nach Panzertyp unterschiedlich geformt. Durch diese Bauweise erhält die Panzerrinne ein Ober- und ein Untertrum. Die einzelnen Rinnen lassen sich zu einem Rinnenstrang zusammenmontieren, die Länge des Rinnenstrangs ist dabei variabel. Die Rinnen werden an Vertiefungen im Seitenprofil verschraubt oder mittels Bolzen zusammengesteckt. Die Verbindungen ermöglichen ein Verschwenken der einzelnen Rinnen untereinander um etwa vier bis fünf Grad, sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Richtung. Dies ist erforderlich, um den Rinnenstrang an die unterschiedlichen Liegendverhältnisse anzupassen. Neben den normalen Panzerrinnen gibt es auch Passrinnen, mit denen es ermöglicht wird, die Länge des Panzers an die örtlichen Gegebenheiten anzupassen. Dies ist erforderlich, um die richtige Lage für die Abwurfstelle zu bekommen. Für den Übergang zwischen Normalrinnen und der Antriebsstation gibt es spezielle Anschlussrinnen, um den Übergang vom Antrieb auf den Rinnenstrang allmählich anzupassen. An den Seitenprofilen lassen sich anschraubbare Aufsetzbleche, sogenannte Bracken, anbringen. Diese Bleche ermöglichen ein höheres Beladen des Panzers und verhindern das Überlaufen und somit Förderverluste. An den Aufsetzblechen befinden sich in der Regel Vorrichtungen, die das geschützte Verlegen von elektrischen Leitungen und Druckluft- oder Wasserschläuchen ermöglichen. Bei Strebpanzern sind nur an der dem Kohlenstoß abgewandten Seite Aufsetzbleche angebracht.[3]
Mitnehmer
Die Mitnehmer des Panzerförderers stellen den Eingriff in das Fördergut her. Es gibt Mitnehmer mit einer und mit zwei Ketten. Bei den Mitnehmern mit Doppelkette gibt es die Möglichkeiten, die Kette außen und mittig am Mitnehmer anzubringen. Entsprechend der Anzahl und Lage der Ketten am Mitnehmer bezeichnet man den Förderer als Einkettenförderer, Doppelmittenkettenförderer oder Doppelaußenkettenförder. Für den Abbau in geneigter Lagerung gibt es Mitnehmer, die mit Bremsklappen versehen sind. Die Bremsklappen haben die Aufgabe, das Fördergut im Obertrum abzubremsen.[1]
Panzerkette
Bei Doppelkettenförderern werden Panzerketten mit Gliederstärken von 18 Millimetern und darüber verwendet.[3] Heutige Panzerketten haben Nenndicken von 30 Millimeter. Bei einer weiteren Steigerung der Antriebsleistung müssen noch dickere Ketten eingesetzt werden.[4] Die Ketten werden entweder als durchgehende Ketten jeweils mit den Mitnehmern verbunden oder als Einzelkettenstücke von einem Meter Länge mit Kettenschlössern am Mitnehmer befestigt.[3] Damit das Kettenband im Panzer straff gespannt ist und im Untertrog nicht durchhängt, wird es mit einem pneumatisch oder hydraulisch betriebenen Kettenspanngerät gespannt. Es gibt auch die Möglichkeit, die Ketten über eine Kettenspannvorrichtung zu spannen oder zu entspannen. Dies geschieht dann bei abgeschalteten Fördermotoren über einen Eingriff in das Fördergetriebe.[1] Die Ketten können aufgrund von Verschleiß oder Korrosion geschwächt werden, bei anschließender Belastung kann dann es zum Kettenbruch kommen.[4] Bei einem Kettenbruch muss die Kette an der Bruchstelle mit einem Sonderkettenglied, dem Kettenschloss, wieder zusammengefügt werden.[1]
Antriebsstation
Die Antriebsstation ist so ähnlich aufgebaut wie der Hobelantrieb. Der Panzerantrieb besteht aus einem Maschinenrahmen, dem Getriebe, der Kupplung, dem Antriebsmotor und dem Kettenstern. Als Antriebsmotoren werden Druckluft- oder Drehstrommotoren verwendet. Die Antriebsleistung liegt bei großen Antrieben bei über 100 Kilowatt. Je nach Länge, Fördermenge und Einfallen sind bis zu vier Antriebsmotoren erforderlich. Als Kupplungen werden bei Antrieben mit Elektromotoren Turbokupplungen benötigt, da durch sie eine Anfahrerleichterung und ein Blockierschutz ermöglicht wird. Außerdem werden durch die Kupplungen die leichten Drehzahlunterschiede der Motoren ausgeglichen. Bei Druckluftmotoren werden die Motoren über eine elastische Bolzenkupplung mit dem Getriebe verbunden. Die Gründe hierfür sind die weiche Anfahreigenschaften der Druckluftmotoren.[3] Die Getriebe für Kettenkratzförder sind kompakt gebaut, sie können bei gleichzeitig kleinerem Volumen große Leistungen und Drehmomente übertragen. Dadurch bedingt müssen diese Getriebe gut geschmiert und gekühlt werden. Es werden je nach Leistung Getriebe mit Luft- oder mit Wasserkühlung eingesetzt. Die Schmierung der Getriebe erfolgt mittels Ölschmierung. Insbesondere die Kühleinrichtungen und die Schmierung der Getriebe benötigen regelmäßige Wartungen und müssen öfters auf Leckagen überprüft werden.[4]
Verwendung und Typen
Panzerförderer werden als Fördermittel in Abbau- und Vorrichtungsbetrieben eingesetzt. Je nach Verwendungszweck unterscheidet man Strebpanzer, Ladepanzer und mobile Panzer.[3]
Strebpanzer
Als Strebpanzer werden schwere Kettenkratzförderer eingesetzt, diese Förderer sind besonders robust gebaut.[5] Bei diesen schweren Panzerförderern haben die Panzerrinnen Materialstärken von bis zu 25 Millimetern. Diese Rinnen halten Kräfte von 13.000 Kilonewton ohne große Verformungen aus. Die Antriebe dieser Panzerförderer haben Antriebsleistungen von 3600 Kilowatt (3 * 1200 kW) und sind für Streblängen bis zu 500 Meter geeignet. Es können bis zu 8000 Tonnen pro Stunde gefördert werden.[6] Die Panzerrinnen von Strebförderern besitzen eine seitliche Führung, die als Fahrbahn für den Walzenschrämlader oder für den Kohlenhobel genutzt wird. Um bei diesen Rinnen die Verschleißfestigkeit der Rinnenstöße zu erhöhen, werden hier besonders feste Stahlsorten wie z.B. Manganhartstahl eingesetzt. Zur Staubbekämpfung können an die Rinnen des Strebpanzers Düsen für die Hobelgassenbedüsung angebaut werden.[4]
Ladepanzer
Ladepanzer dienen als Zwischenfördermittel zwischen dem Strebförderer und dem Streckenförderer. Der Panzer wird mit Aufsetzblechen versehen und kann so sehr große Fördergutmengen abfördern. Dadurch ist der Ladepanzer in der Lage, Förderspitzen aufzunehmen, die beispielsweise bei der Talfahrt des Hobels entstehen. Bedingt durch die umlaufenden Mitnehmer wird der Förderguthaufen an der Abwurfstelle auf das Streckenförderband auseinandergezogen. Dadurch kommt es zu einer gleichmäßigen Beladung des Förderbandes. In den Ladepanzer lässt sich ein Schlagwalzenbrecher integrieren, um größere Gesteinsbrocken zu zerkleinern. Dies ist insbesondere für den Weitertransport des Gesteins auf dem Gurtbandförderer und zur Vermeidung von Förderstörungen durch Verstopfungen des Bunkers erforderlich. Der Ladepanzer unterscheidet sich vom normalen Streckenpanzer durch etwas andere Bauform. Beim Ladepanzer wird das Antriebsende auf ein ansteigendes Traggerüst montiert. Das Traggerüst wird auf Rollen gesetzt, dadurch ist der Panzer leichter verfahrbar. Für die Antriebsstation wird ein in Förderrichtung montierter Druckluft- oder Drehstrommotor eingesetzt. Als Panzerrinnen werden kleinere Rinnen als beim Strebpanzer verwendet.[3]
Kurvenpanzer
Kurvenpanzer, auch Kurvenförderer oder Rollkurve genannt, werden im Bereich von Streckenkurven oder im Übergangsbereich Streb/Strecke eingesetzt. Hierbei handelt es sich um Sonderkonstruktionen eines Förderers. Es gibt Kurvenförderer, die einen festen Kurvenradius von 90 Grad haben und fest verlegt werden. Nachteilig ist bei diesen Förderern der fest vorgegebene Radius und der hohe Wartungsaufwand.[7]
Mobile Panzer
Mobile Panzer werden als Fördermittel beim Abbau mit Continuous Minern eingesetzt. Diese Systeme setzen sich aus Stützwagen und Förderbrücken zusammen. Der Stützwagen dient in diesem System als Aufgabe- und Abwurfelement. Für ein komplettes System werden mindestens eine Förderbrücke und zwei Stützwagen benötigt. Der Stützwagen ist genauso wie die Förderbrücke mit einem Kettenkratzförderer ausgerüstet. Die Förderbrücken werden gelenkig am Stützwagen befestigt, dadurch sind auch Kurven von 90 Grad möglich. Durch das Zusammensetzen von Stützwagen und Förderbrücken kann so ein System beliebig lang gebaut werden. Allerdings wird für jeden Stützwagen ein Bergmann als Maschinenführer benötigt. Außerdem muss für jede zusätzliche Förderbrücke ein weiterer Stützwagen eingesetzt werden. Der Materialfluss erfolgt vom Stützwagen auf die erste Förderbrücke und von dort aus auf den nächsten Stützwagen. Der letzte Stützwagen in der gesamten Förderkette ist mit einem Gurtband ausgestattet, von dem das Fördergut auf das Förderband der Streckenförderung übergeben wird.[8]
Funktionsprinzip
Die Antriebsmotoren der Antriebsstation bewegen durch ihre Drehbewegung den am Antrieb angebauten Kettenstern. Durch die Drehbewegung des Kettensterns wird die die Panzerkette in Förderrichtung durch das Obertrum gezogen. Dabei werden die an der Kette befestigten Mitnehmer in Förderrichtung weitergezogen. Am Ende des Rinnenstrangs wird die Kette wieder über einen Kettenstern geführt und in das Untertrum, auch Leertrum genannt, geführt. Das Fördergut wird durch Mitnehmer in der Panzerrinne durch einfaches Fortschieben bewegt. Die Kettengeschwindigkeit beträgt zwischen 0,5 bis 0,7 Meter pro Sekunde, sie kann an die Förderleistung und an die jeweiligen Betriebsverhältnisse angepasst werden.[3] Die Förderleistung des Strebförderers kann durch eine Steigerung der Laufgeschwindigkeit des Panzers erhöht werden. Allerdings muss die Laufgeschwindigkeit entsprechend dem jeweiligen Hobelverfahren im richtigen Verhältnis zur Geschwindigkeit des Hobels stehen. [4]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Walter Bischoff, Heinz Bramann, Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum: Das kleine Bergbaulexikon. 7. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen, 1988, ISBN 3-7739-0501-7
- ↑ Ernst-Ulrich Reuther: Einführung in den Bergbau. 1. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen, 1982, ISBN 3-7739-0390-1
- ↑ a b c d e f g Carl Hellmut Fritzsche: Lehrbuch der Bergbaukunde. Erster Band, 10. Auflage, Springer Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1961
- ↑ a b c d e Heinz Kundel: Kohlengewinnung. 6. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen, 1983, ISBN 3-7739-0389-8
- ↑ Wirtschaftsvereinigung Bergbau e.V.: Das Bergbau Handbuch. 5. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen, 1994, ISBN 3-7739-0567-X
- ↑ DBT: Innovationen für höchste Produktivität im Bergbau (abgerufen am 25. August 2011)
- ↑ Kurvengelenkförderer Patent Nr. DE3825293C2 27.04.1995 (abgerufen am 7. September 2011)
- ↑ Eric Drüppel: Entwicklung eines Konzeptes für die schneidende Gewinnung im Steinsalz. Dissertation 2010, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
Weblinks
Commons: Kettenförderer – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Bergbaugerät
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