Bergmann

Bergmann
Bergmann, der auf dem so genannten „Arschleder“ einfährt (nach Georgius Agricola)

Bergmann (auch Bergarbeiter, Knappe, Minenarbeiter und Kumpel) ist die Berufsbezeichnung für einen Menschen, der in einem Bergwerk Rohstoffe fördert. Es gibt sowohl unter- als auch übertägigen Bergbau, die modernen Bezeichnungen dafür sind Tiefbau und Tagebau.

Inhaltsverzeichnis

Berufsbild

Bergbau in den traditionellen Industrieländern

Mansfelder Bergmann, 1952

In den traditionellen Industrieländern Europas und Nordamerikas ist dieser Beruf seltener geworden, weil die Fundstätten für Mineralien weitgehend ausgebeutet sind und hohe Lohnkosten und nur aufwendig zu erschließende Lagerstätten die Ausbeutung weithin unwirtschaftlich gemacht haben und überdies das hauptsächliche Bergbauprodukt des 19. und 20. Jahrhunderts, die Kohle, für die Energieerzeugung in Schiffen, Eisenbahnen, Elektrizitätswerken und Heizungen nachhaltig durch Erdöl und Erdgas verdrängt worden ist. Auch Salz wird heute aus Kostengründen seltener in Kalibergwerken abgebaut und überwiegend aus Meerwasser oder Sole gewonnen. In den Anfängen der Erdölproduktion wurde von Ölmuckeln noch Ölsand im Bergbau gewonnen. Dessen Abbau wurde in Deutschland 1963 eingestellt.

Bergarbeiter in Lateinamerika

In Lateinamerika ist der minero (spanisch, portugiesisch mineiro, Pl. mineros bzw. mineiros) ein meist indigener Minenarbeiter in Kupfer-, Silber- oder Goldminen. Im Unterschied zu dem den ingenieurtechnischen Truppen des Militärs zuzurechnenden Mineur hat der Minero eine zivile Aufgabe.

Die Arbeitsbedingungen der lateinamerikanischen Minenarbeiter sind sehr schlecht. Arbeitsschutzvorschriften, wie sie in Europa üblich sind, finden in dortigen Minen so gut wie nirgends Anwendung. Als Beispiele für besonders schlechte Verhältnisse gelten die Minen im bolivianischen Potosí. Dort arbeiten auch heute (Stand 2005) noch etwa 6500 Kinder und Jugendliche für den Silberbergbau, davon etwa 800 unter Tage. Der Tageslohn liegt bei 4 US-Dollar und die durchschnittliche Lebenserwartung des Minero liegt dort bei 38 Jahren. Die Unfallrate ist dementsprechend hoch. Hunger, Angst, Müdigkeit und ggf. Schmerz reduzieren die Mineros durch regelmäßiges Kauen von Cocablättern. Durch die giftigen Abgase in den Minen ist die Sterblichkeit unter den Minenarbeitern noch größer. Das soziale Elend der Bergarbeiterfamilien gesellt sich zu den schlechten Arbeitsbedingungen der Mineros, von deren Einkommen ihre Familien leben. Als weitere Folge gibt es einen großen Analphabetismus und eine schlechte durchschnittliche Allgemeinbildung, da die Kinder dieser Familien, wenn überhaupt, nur eine geringe Schulbildung erlangen können, da sie ebenfalls mit für den Erhalt der Familie durch Nebenbeschäftigungen sorgen müssen.

Unglücke

Die Internationale Föderation der Chemie-, Energie-, Bergbau- und Fabrikarbeitergewerkschaften schätzt, dass weltweit jährlich etwa 12.000 Minenarbeiter bei Ihrer Arbeit ums Leben kommen.[1]

Schutzheilige

Die Schutzheilige der Bergleute ist die heilige Barbara.

Semantik des Wortes „Kumpel“

In der Bergmannssprache wird der Begriff Kumpel als Synonym für „Bergmann“ gebraucht.[2] Außerhalb dieser spezifischen Bedeutung wird das Wort im allgemeinen Sprachgebrauch als freundschaftliche Kennzeichnung im Sinne von Kamerad, „netter Kerl“ oder „Freund“ genutzt. Er leitet sich von Kumpan bzw. Kompagnon ab. Dieses Wort bezeichnet ursprünglich jemanden, mit dem man sein Brot teilt (lateinisch: *companio).

Geschlecht

Aufgrund der schweren körperlichen Arbeit, die diese Tätigkeit erfordert, waren und sind die Mehrheit der Bergarbeiter unter globaler und historischer Betrachtung Männer. Jedoch wurden auch schon immer Kinder und zum Teil Frauen für diese Tätigkeiten eingesetzt, weil sie einerseits billigere Arbeitskräfte waren bzw. sind und andererseits aufgrund ihrer geringeren Körpergröße besser in enge und kleine Stollen einfahren konnten. Heute gibt es unter anderem in Lateinamerika Frauen und Kinder, die unter Tage arbeiten. In Europa gab es bis Mitte des 19. Jahrhunderts Bergarbeiterinnen. Später wurde die Arbeit der Frauen im Bergbau verboten. In Artikel 2 einer Vereinbarung der Internationalen Arbeitsorganisation von 1935 wurde festgelegt:[3]

Originaleng: No female, whatever her age, shall be employed on underground work in any mine. (Deutsch: Keine Frau, welchen Alters auch immer, soll unter Tage in einem Bergwerk arbeiten)

Deutschland hat dieses Abkommen am 15. November 1954 ratifiziert. Am 25. April 2008 hat Deutschland, wie viele andere Staaten auch, dieses Abkommen nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs[4] gekündigt, da es gegen die Richtlinie 76/207/EWG zur Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichbehandlung von Männern und Frauen hinsichtlich des Zugangs zur Beschäftigung verstoße.[5][6][7] Am 20. Januar 2009 wurde im Bundestag dem dritten Mittelstandentlastungsgesetz zugestimmt, wodurch am 25. März 2009 die Änderungen im Bundesberggesetz in Kraft traten, so wurde das als Schutzklausel gedachte Arbeitsverbot für Frauen unter Tage gestrichen.[6]

Ehrentage

In der DDR gab es jährlich am 1. Sonntag im Juli den Tag des Bergmanns und Energiearbeiters. Aus diesem Anlaß wurden jeweils die besten und verdienstvollsten Bergarbeiter ausgezeichnet. Dieser Feiertag wird in einigen Regionen (auf privater Basis) noch heute begangen.

Bergarbeiterdenkmal

Haarmannsbrunnen

In Osnabrück (Niedersachsen) setzte der Stahlwerksdirektor und Senator August Haarmann im Jahr 1909 dem Beruf des Bergmanns mit dem Haarmannsbrunnen ein Denkmal. Die Brunnenanlage ist eines der ältesten Arbeiterdenkmale Deutschlands. Haarmann, der aus einfachen Verhältnissen stammte, hatte sich sein Studium als Bergmann verdient. Geschaffen wurde die Anlage von dem Bildhauer und Dichter Adolf Graef. Die Bronze-Skulptur stellt einen leicht überlebensgroßen Bergarbeiter dar, der auf eine Wasserader trifft.

Bergarbeiter im Film

Literatur

  • Die Sterne blicken herab von A. J. Cronin
  • Irrlicht und Feuer von Max von der Grün
  • Germinal von Émile Zola
  • Rocket Boys von Homer H. Hickam
  • Frauen und Bergbau, Zeugnisse aus fünf Jahrhunderten. Ausstellung des Deutschen Bergbaumuseums Bochum, vom 29. August bis 10. Dezember 1989, Bochum 1989
  • Klaus Tenfelde: Sozialgeschichte der Bergarbeiterschaft an der Ruhr im 19. Jahrhundert, Bonn: 1981, 738 S.
  • Heinrich Imbusch: Arbeitsverhältnis und Arbeiter-Organisation im deutschen Bergbau (Nachdruck der Ausg. Essen: 1908) Berlin/Bonn: 1980, 720 S.
  • Otto Hue: Die Bergarbeiter - Historische Darstellung der Bergarbeiter-Verhältnisse von der ältesten bis in die neueste Zeit (Nachdruck der Ausg. Stuttgart: 1910) Berlin/Bonn: 1981, 2 Bände

Briefmarken

Verweise

Siehe auch

Weblinks

 Portal:Bergbau – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Bergbau

Wiktionary Wiktionary: Kumpel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Bergmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Internationale Föderation der Chemie-, Energie-, Bergbau- und Fabrikarbeitergewerkschaften, As World Watches and Waits for Rescue of Trapped Chilean Miners, What Can Prevent Future Disasters?, 11. Oktober 2010
  2. Duden, Deutsches Universalwörterbuch : das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache mit mehr als 500000 Anwendungsbeispielen sowie Angaben zu Rechtschreibung, Aussprache, Herkunft, Grammatik und Stil ; rund 150000 Stichwörtern und Redewendungen ; übersichtlichen Kastenartikeln mit praktischen Hinweisen zum angemessenen Wortgebrauch / hrsg. von der Dudenred.; 6., überarb. und erw. Aufl.; Mannheim ; Leipzig ; Wien ; Zürich : Dudenverl 2007; S. 376, ISBN 978-3-411-05506-7, ISBN 3-411-05506-5, ISBN 978-3-411-71423-0, ISBN 3-411-71423-9
  3. Underground Work (Women) Convention 1935 Internationale Arbeitsorganisation abgerufen am 27. Januar 2010
  4. EuGH, Urteil vom 1. Februar 2005 - C-203/ 03
  5. Bundestags-Drucksache 16/11622
  6. a b Hans-Jürgen Leersch: Frauen dürfen unter Tage arbeiten, abgerufen am 13. Oktober 2010
  7. Underground Work (Women) Convention, 1935 Convention denounced Kündigung des Abkommens, abgerufen am 24. Januar 2010

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