- Asymmetric Digital Subscriber Line 2
-
Asymmetric Digital Subscriber Line 2 (ADSL2) und Extended bandwidth Asymmetric Digital Subscriber Line 2 (ADSL2+) sind Weiterentwicklungen der ADSL-Norm (G.992.1/G.992.2), die vor allem Datenraten und Reichweite einer ADSL-Verbindung verbessern. Die Verbesserung der Reichweite erlaubt es dem Netzwerkbetreiber, ADSL einer größeren Zahl potentieller Kunden anzubieten, während die höheren Datenraten neue Dienste wie hochauflösendes Fernsehen (HDTV) über eine Internetverbindung ermöglichen.
ADSL2 und ADSL2+ sind als G.992.3 und G.992.5 von der ITU genormt worden.
Inhaltsverzeichnis
Unterschiede zu ADSL
Die maximale Downstream-Datenrate bei ADSL2 beträgt 12 Mbit/s im Vergleich zu max. 8 Mbit/s bei ADSL; eine verbesserte Signalverarbeitung und Kodierung führt zu höheren relativen Datenraten für eine gegebene Entfernung.
ADSL2+ erweitert die Bandbreite des ADSL-Signals von 1,1 MHz auf 2,2 MHz und erhöht damit die maximale Datenrate auf 24 Mbit/s in Empfangsrichtung (in Deutschland werden mit Ausnahme einiger lokal verfügbarer Angebote lediglich max. 16 Mbit/s in Empfangsrichtung angeboten). ADSL2/2+ verfügt auch über eine Stromsparfunktion (L2-Modus), wenn keine Daten übertragen werden, sowie über die sogenannte Seamless Rate Adaption. Beide Merkmale waren bei den meisten ADSL2+-Anbietern in Deutschland im Sommer 2009 noch ungenutzt.
Kompatibilität zu ADSL
Während des Aufbaus einer ADSL2/2+-Verbindung tauschen Modem und Vermittlungsstelle Informationen über die Fähigkeiten der jeweils anderen Seite aus, daher können üblicherweise sowohl ADSL2/2+-Modems in einem reinen ADSL-Netz als auch ADSL-Modems an einer ADSL2/2+-Leitung betrieben werden (letzteres gilt jedoch nicht an ADSL2+-Anschlüssen der Deutschen Telekom).
ADSL2/2+-Varianten
Mit Reach-Extended-ADSL2 (RE-ADSL2; ITU G.992.3 Annex L) wurde eine Übertragungsvariante für besonders lange Anschlussleitungen mit gleichzeitig möglicher Analogtelefonie standardisiert, bei der in den niedrigeren Frequenzbereichen der Sendepegel angehoben wird, womit die mit einer ADSL-Vermittlungsstelle versorgbare Fläche gegenüber ADSL-over-POTS (Annex A) um etwa 40% erhöht wird. France Telecom setzt RE-ADSL2 seit dem Frühjahr 2006 landesweit bei langen Anschlussleitungen ein.
Um Firmen entgegenzukommen, die in der Regel ein höheres ausgehendes Datenaufkommen als durchschnittliche Verbraucher haben, wurden mit ITU G.992.3/5 Annex M (mit gleichzeitig möglicher Analogtelefonie) sowie ITU G.992.3/5 Annex J (für entbündeltes DSL) Varianten der ADSL2/2+-Normen geschaffen, die die maximale Datenrate in Senderichtung (das heißt ins Netz) auf bis zu 3,5 Mbit/s erhöhen.
Diese Varianten weisen aufgrund des identischen Up/Downstream-Frequenzsplits bei 276 kHz eine hohe Spektralkompatibilität zum in Deutschland bisher exklusiv verwendeten ADSL-over-ISDN (Annex B) auf, weshalb sie von der Deutschen Telekom im Gegensatz zu Annex A und Annex L zur Nutzung in ihrem TAL-Netz bereits seit mehreren Jahren freigegeben sind; dessen ungeachtet gab es im Sommer 2009 noch keine darauf basierenden Angebote auf dem deutschen Markt. Bei der Deutschen Telekom wird erwogen, bei All-IP-Anschlüssen künftig Annex J anstelle von Annex B einzusetzen.
Außerhalb Deutschlands werden auf Annex M basierende DSL-Zugänge dagegen bereits seit mehreren Jahren beispielsweise vom australischen Anbieter Internode, vom britischen Anbieter Be*, vom dänischen Anbieter Fullrate und vom schwedischen Anbieter Bredbandsbolaget (20 Mbit/s downstream, 3 Mbit/s upstream) angeboten.In Japan wird eine weitere, bisher nicht genormte Variante von ADSL2+ eingesetzt, die das Empfangsspektrum auf 3,7 MHz erweitert und Datenraten bis zu 50 Mbit/s ermöglicht. Mit diesen hohen Datenraten tritt ADSL in Konkurrenz zu VDSL, mit dem Vorteil, auch bei großen Entfernungen des Teilnehmers von der Vermittlungsstelle eine Verbindung herstellen zu können.
Zusätzlich ist bei ADSL2/2+ – wie zuvor nur bei SDSL – die Bündelung von mehreren Kupferdoppeladern mittels Bonding auf DSL-Protokollebene zur Erhöhung der Datenraten möglich.
ADSL2+ als Voraussetzung für IPTV
Mit den über ADSL2+ realisierbaren Datenraten können gleichzeitig mehrere HD/SD-IPTV-Kanäle übertragen werden, wobei gleichzeitig noch genügend Datenratenreserven für das Internetsurfen und für VoIP zur Verfügung stehen, was als Voraussetzung für die kommerzielle IPTV-Vermarktung gilt. Neben Anbietern wie HanseNet, die ihr IPTV-Angebot von Beginn an über ADSL2+ planten[1], bietet mittlerweile die Deutsche Telekom seit Spätsommer 2007, nachdem sie in 750 Städten ein paralleles Streaming-fähiges IP-Konzentrationsnetz aufgebaut hat, ihr ursprünglich nur für VDSL2 projektiertes Triple Play/IPTV-Angebot Telekom Entertain auch über ADSL2+ an.[2]
Siehe auch
- Für eine Übersicht über die Normen siehe den Beitrag zu ADSL-Normen
- Dying Gasp
Weblinks
- ITU-T Recommendation G.992.3: Asymmetric Digital Subscriber Line transceivers 2 (ADSL2)
- ITU-T Recommendation G.992.4 : Splitterless asymmetric digital subscriber line transceivers 2 (splitterless ADSL2)
- ITU-T Recommendation G.992.5: Asymmetric Digital Subscriber Line (ADSL) transceivers – Extended bandwidth ADSL2 (ADSL2+)
- ADSL2/2+-Whitepaper (englisch, PDF; 194 kB)
- RE-ADSL2-Whitepaper (englisch, PDF; 130 kB)
- Bonded-ADSL2+-Whitepaper (englisch PDF; 421 kB)
- Holger Skurk: ADSL2+: Der schnelle DSL-Nachfolger. tecchannel.de, 16. November 2005.
- Axel Kossel: Breiterband. – Schneller Internet-Zugang mit ADSL2+. In: c't 11/06, S. 86.
Einzelnachweise
- ↑ Axel Kossel: Breiterband. – Schneller Internet-Zugang mit ADSL2+. In: c't 11/06, S. 86.
- ↑ IPTV-ADSL2+-Ausbauliste der Telekom (Flash-Inhalt)
Kategorien:- Digital Subscriber Line
- ITU-Empfehlung
Wikimedia Foundation.