HanseNet

HanseNet
HanseNet Telekommunikation GmbH
Logo der HanseNet-Marke Alice
Rechtsform GmbH
Gründung 1995
Auflösung 18. März 2011
Auflösungsgrund Verschmelzung
Sitz Hamburg, Deutschland
Leitung René Schuster, Vorsitzender
Mitarbeiter 2.300 (2008)
Umsatz 1,19 Mrd. Euro (2008)[1]
Branche Telekommunikation
Website www.hansenet.de
HanseNet-Zentrale in Hamburg (City Nord)

Die HanseNet Telekommunikation GmbH (auch HanseNet) mit Sitz in Hamburg war das viertgrößte deutsche Telekommunikationsunternehmen. Bekannt wurde das Unternehmen vor allem unter der Marke Alice.

Mit Wirkung zum 18. März 2011 ist das Unternehmen auf die Telefónica Germany GmbH & Co. OHG verschmolzen und tritt seit dem 1. April 2011 nur noch als Marke derselben auf.[2][3]

Inhaltsverzeichnis

Geschäft

HanseNet vermarktet seine Telekommunikationslösungen bundesweit. Das Kerngeschäft von HanseNet basiert auf der vollständig entbündelten Teilnehmeranschlussleitung und damit auf der Möglichkeit, mittels eigener Technik in den Vermittlungsstellen den Teilnehmer direkt mit dem eigenen Netz der HanseNet zu verbinden. Die sogenannte letzte Meile wird dabei von der Deutsche Telekom gemietet. Seit Markteintritt sind sämtliche vermarkteten Tarife kurzfristig kündbar, während die meisten Wettbewerber mittlerweile die gesetzlich zulässige Vertragsbindung von zwei Jahren voll ausschöpfen.[4]

Seit März 2010 bietet Alice seinen Kunden unter dem Namen Alice Disk und Alice SmartDisk eine Online-Festplatte an. Die Technologie für das Produkt stammt von Humyo. Alice Disk ist kostenlos erhältlich und bietet 5 GB Speicherplatz, Alice SmartDisk kostet 3,90 € pro Monat und bietet unbegrenzten Speicherplatz für Online-Datensicherung.

Im 1. Halbjahr 2009 wurde ein Umsatz von 568,7 Mio. Euro (−5 %) und ein Gewinn von 122,5 Mio. Euro erwirtschaftet. Hansenet hatte 2,289 Mio. DSL-Kunden, davon 1,87 Mio. Kunden im Alice-Komplettpaket.[5]

Im Rahmen des Stellenabbaus bei Telefonica O₂ verlieren rund 250 von bisher 900 Beschäftigten in der Zentrale des Telekommunikationsanbieters am Überseering ihre Stelle.[6]

Marke Alice

Die Produkte für Privatanwender und kleinere Unternehmen werden unter dem vom ehemaligen Mutterkonzern Telecom Italia konzernweit für seine Festnetz- und Breitbandprodukte verwendeten Namen „Alice“ vermarktet.

Bekannt wurde die Marke in Deutschland insbesondere durch eine großangelegte Werbekampagne mit dem italienischen Model Vanessa Hessler. In Italien wird „Alice“ durch die Schweizerin Michelle Hunziker verkörpert.

Im Juni 2010 gab der neue Eigentümer, vertreten durch den O2-Deutschland-Chef Rene Schuster, bekannt, dass die Marke „Alice“ in den nächsten 2 Jahren vom Markt verschwinde und mit O2 verschmolzen wird.[7]

Am 31. Oktober 2011 wurde bekannt, dass der Mutterkonzern den Werbevertrag mit Vanessa Hessler aufgelöst habe und alles Material mit dem Model zurückziehen will. Grund sind unkritische Aussagen von Vanessa Hessler über Muammar al-Gaddafi und seine Familie - mit dem am selben Tag wie der Vater während des Bürgerkriegs getöteten Sohn Mutassim al-Gaddafi soll das Model eine jahrelange Liebesaffäre geführt haben.[8]

Kundenstamm

HanseNet zählte Ende September 2008 2,343 Millionen DSL-Kunden; zusätzlich telefonieren 636.000 Kunden mobil mit der Option Alice Mobile.

Standorte

Neben Hamburg betreibt HanseNet einen eigenen Standort in Rostock.

Technik

HanseNet betreibt ein eigenes konventionelles POTS-/ISDN-/DSL-Konzentrationsnetz, welches sich über etwa 150 deutsche Städte erstreckt und auf dessen Basis das eigene IPTV-Angebot realisiert wird.[9]

In den mit eigener Vermittlungstechnik erschlossenen Gebieten stellt Hansenet konventionelle analoge und Euro-ISDN-Telefonanschlüsse mit DSS1-Protokoll, DSL-Anschlüsse mit Bandbreiten von bis zu 16 Mbit/s im Down- und bis zu 1 Mbit/s im Upstream, VDSL-Anschlüsse mit Bandbreiten von bis zu 50 Mbit/s im Down- und bis zu 10 Mbit/s im Upstream (über das VDSL-Netz der Telekom)[10] sowie Zusatzdienste wie z. B. IPTV bereit. Außerdem das Geschäftskunden-Produkt Alice Comfort angeboten, welches einen konventionellen ISDN-Mehrgeräte- oder auf Wunsch auch einen ISDN-Anlagenanschluss enthält.

Außerhalb der eigenen Kollokationsgebiete werden in weiteren Vermarktungsgebieten die Kundenanschlüsse ohne IPTV über die HanseNet-Partner Telefónica Deutschland GmbH und QSC AG, sowie als Bitstream-Anschlüsse über die Deutsche Telekom AG als Vorleister realisiert. Hier kommt eine VoIP-basierte NGN-Lösung mit Integrated Access Devices von Sphairon und seit einiger Zeit auch mit Endgeräten von AVM zum Einsatz, um ISDN- und analoge Sprachanschlüsse auf Endkundenseite auch außerhalb des eigenen Netzes anbieten zu können. IPTV-Produkte werden in diesen Gebieten jedoch nicht angeboten.

Der Betrieb spezifischer ISDN-Datendienste wie ISDN-Videotelefonie, Datex-P, G4-ISDN-Fax ist dabei nicht möglich und der Betrieb notspeisefähiger Endgeräte wie Hausnotrufe wird nicht sichergestellt, da es sich um keinen üblichen DSS1-ISDN-Basisanschluss handelt, was von HanseNet beim Produktvertrieb nicht deutlich kommuniziert wird. In Einzelfällen erweist sich die eingesetzte noch junge NGN-Technik als weniger zuverlässig als herkömmliche leitungsvermittelte PSTN-Technik.

Überall wo HanseNet keine eigene DSLAM-Infrastruktur betreibt und auch nicht auf die Partner Telefónica und QSC zurückgreifen kann, wird der entbündelte Bitstromzugang der Deutschen Telekom genutzt; aufgrund des höheren DSL-Vorleistungspreises für derart realisierte Anschlüsse berechnet HanseNet den Endkunden einen monatlichen Preisaufschlag. Auch hier wird die Telefonie über die VoIP-basierte NGN-Lösung mit einem Integrated Access Device der Firmen Sphairon oder AVM bereitgestellt.

Im Rahmen eines Pilotprojektes wurden in den Jahren 2008 und 2009 rund 700 Gebäude in Hamburg-Eimsbüttel mit einem FTTB-Glasfasernetz erschlossen.[11]

Beteiligungen und Struktur

Vorsitzender des 2005 gegründeten Aufsichtsrates ist René Schuster. Vorsitzender der Geschäftsführung ist Lutz Schüler.[12][13]

Das Unternehmen wurde 1995 als Tochtergesellschaft des damals lokalen Stromversorgers HEW (heute: Vattenfall Europe AG) als Anbieter von Telefon-, Daten- und Multimediadienstleistungen gegründet.[14] Im Jahr 2000 wurden 80 Prozent des Unternehmens an die mailändische e.Biscom SpA verkauft und schließlich 2003 von Telecom Italia für einen Preis von 250 Millionen Euro komplett übernommen.

Anfang 2007 wurde AOL Deutschland (d.h. nur die Internet-Access-Sparte) von der HanseNet-Konzernmutter Telecom Italia für zirka 675 Millionen Euro übernommen[15] und mit HanseNet am 1. März 2007 operativ verschmolzen. Die Eintragung in das Handelsregister erfolgte Mitte 2007. HanseNet verdoppelte mit der Übernahme seine Belegschaft, die beiden Standorte Duisburg und Saarbrücken gehörten vorher zu AOL Deutschland. Ebenso wurden in der Zentrale in Hamburg zirka 200 Mitarbeiter von AOL zu HanseNet umgesiedelt.

Anfang 2007 stieg HanseNet mit dem Partner O2 (Germany) in den Mobilfunk-Bereich ein.

HanseNet ist mit 25 Prozent an der WEMACOM Telekommunikation GmbH beteiligt und Mitglied bei den Verbänden Breko und VATM, welche die Interessen der alternativen Netzbetreiber in Deutschland vertreten.

Ende März 2009 wurde bekannt, dass der Vorstandschef Carlos Lambarri (53, Spanier) im Mutterkonzern Telecom Italia für Festnetz und Mobilfunk zuständig werde. Sein Nachfolger wird der italienische Manager Paolo Ferrari (39).[13]

Am 4. November 2009 beschloss der Verwaltungsrat von Telecom Italia, HanseNet an das spanische Telekommunikationsunternehmen Telefónica zu verkaufen.[16]

Am 5. November 2009 wurde eine Vereinbarung zum Verkauf von HanseNet an Telefónica O2 Germany – für 900 Millionen Euro – unterzeichnet.[17] Nach einer Prüfung durch die zuständigen Wettbewerbsbehörden, sowie deren Genehmigung, wurde der Verkauf im Februar 2010 abgeschlossen.[18] Etwa ein Jahr zuvor (im Dezember 2008) wurden dazu bereits die ersten Verkaufsbekundungen vom ehemaligen Mutterkonzern, Telecom Italia, veröffentlicht[19] und die Verhandlungen dazu mit der spanischen Telefónica – als einer der Interessenten (u.a. neben United Internet) – wurden bereits im April 2009 gestartet.[20]

Am 16. Februar 2010 wurde HanseNet Teil von Telefónica: Nach der kartellrechtlichen Genehmigung der Europäischen Kommission ist der Vertragsabschluss für den Kauf von HanseNet erfolgt.[21]

Seit 1. April 2011 ist HanseNet vollständig in Telefónica O2 Germany integriert. Beide Unternehmen sind nun eins und firmieren seit 1. April 2011 unter dem Namen Telefónica Germany GmbH & Co. OHG [22]

Datenpanne

Am 10. November 2009 berichtet der NDR von einer Datenpanne bei Alice, bei der einem Alice-Kunden persönliche Daten von über 170 anderen Alice-Kunden per Mail zugeschickt wurden. Die Panne sei auf menschliches Versagen oder einen Datenfehler zurückzuführen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. HanseNet: Mehr Umsatz, mehr Kunden, weniger Gewinn – Artikel bei heise online, vom 27. Februar 2009
  2. Telefónica wird Unternehmensname in Deutschland. Abgerufen am 31. März 2011.
  3. Verkauf perfekt: HanseNet gehört jetzt zu Telefónica. Abgerufen am 16. Februar 2010.
  4. Telekom überholt DSL-Konkurrenz – Artikel von Financial Times Deutschland, vom 5. Oktober 2007
  5. HanseNet steigert Gewinn - mehr Kunden bei Alice – Artikel beim Hamburger Abendblatt, vom 7. August 2009
  6. Artikel beim Hamburger Abendblatt, vom 11. Oktober 2010
  7. http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article8122791/O2-will-die-Marke-Alice-aufgeben.html
  8. Artikel zum Thema auf Spiegel Online
  9. IPTV: HanseNet baut massiv aus – Artikel von digitalfernsehen.de, vom 8. November 2007
  10. Alice nennt Preise für 50-MBit/s-VDSL-Angebote – Artikel bei Golem.de, vom 3. November 2009
  11. Alice startet Glasfaserangebot in Eimsbüttel – Pressemitteilung der HanseNet Telekommunikation GmbH, vom 18. September 2009
  12. Impressum – von Alice-DSL.de
  13. a b Hansenet mit neuer Geschäftsführung – Artikel in der funkschau, vom 23. Februar 2010
  14. Daten und Fakten – Präsentationsseite von Alice-DSL.de
  15. HanseNet übernimmt Deutschlandgeschäft von AOL – Artikel bei Hamburg Web, vom 19. September 2006
  16. Telefonica kauft Hansenet für 900 Millionen. Handelsblatt (5. November 2009). Abgerufen am 12. Januar 2010.
  17. Telefónica zahlt 900 Millionen Euro für Hansenet – Artikel bei Golem.de, vom 5. November 2009
  18. http://www.alice-dsl.de/kundencenter/export/de/unternehmen/presse/news/2010/pdf/pm_100216_TelefonicaHanseNet.pdf
  19. Telecom Italia sucht weiter einen Käufer für Alice – Artikel bei Golem.de, vom 28. September 2009
  20. Telefónica O2 könnte Alice in den kommenden Wochen kaufen – Artikel bei Golem.de, vom 14. Oktober 2009
  21. Verkauf perfekt: HanseNet gehört jetzt zu Telefónica – Pressemitteilung Telefónica o2 Germany unter telefonica.de, vom 16. Februar 2010
  22. Telefónica wird Unternehmensname in Deutschland – Pressemitteilung Telefónica Germany unter telefonica.de, vom 31. März 2011

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