Parkeisenbahn Chemnitz

Parkeisenbahn Chemnitz

Die Parkeisenbahn Chemnitz (PEC) ist eine schmalspurige Parkeisenbahn mit 600 mm Spurweite in Chemnitz. Sie fährt auf einem 2,3 km langen Rundkurs. Es existieren ein Bahnhof „Küchwaldwiese“ und zwei Haltepunkte „Tennisplätze“ und „BW/Kosmonautenzentrum“. Der Haltepunkt „Tennisplätze“ ist gleichzeitig Blockstelle und Schrankenposten. Bis 1990 wurde sie als Pioniereisenbahn betrieben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1952 beschloss die Stadtverordnetenversammlung Chemnitz im Volkspark Küchwald eine Pioniereisenbahn zu bauen. Die Bauarbeiten begannen im März 1953 und ab dem 1. August konnten auf einem Teilstück im Pendelbetrieb die ersten Personen befördert werden. Wie in Dresden im Großen Garten und in Leipzig am Auensee sollte auch in Chemnitz die 381-mm-Spurweite angewandt werden. Da für diese Spurweite in der DDR weder Fahrzeuge vorhanden noch zu beschaffen waren, kam von den Trümmerbahnen reichlich vorhandenes Feldbahnmaterial und die Spurweite von 600 mm zum Einsatz. Im Chemnitzer Reichsbahnausbesserungswerk entstanden im Winter 1952/53 aus Feldbahnloren drei offene Personenwagen. Die Lok 6001 war schließlich eine Feldbahn-Diesellok von Arno Jung, Jungenthal mit 36 PS Leistung. Sie erhielt eine Dampflokverkleidung. Da diese verkappte Dampflok bei den Fahrgästen wenig Anklang fand, wurde die Dampflokverkleidung wieder entfernt. Ein Teil der Schienen wurde von den Straßenbahnern aufgearbeitet. Als Lokschuppen diente ein in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts zur Erholung lungenkranker Kinder angelegtes Licht- und Luftbad. Am 13. Juni 1954, dem jährlich begangenen "Tag des Eisenbahners", eröffnete der stellvertretende Minister für Verkehrswesen Herr Lindemann die Pioniereisenbahn Karl-Marx-Stadt.

1957 kam die Lok 6002, eine Ns 3p vom VEB Lokomotivbau "Karl Marx", Babelsberg und zwei neue Personenwagen zur Pioniereisenbahn. Im gleichen Jahr wurde auch der Bahnhof "Neues Leben" erweitert und erhielt Formsignale. 1973 wurden ebenda Lichtsignale in Betrieb genommen. Nach [3] 1973 und nach [1] 1974 erhielt die Lok 6002 und drei der offenen Personenwagen Druckluftbremsen. 1980 fand in Karl-Marx-Stadt das V. Deutsch-Sowjetische Jugendfestival der Freundschaft statt. Dabei wurde der neue Pionierbahnhof "Freundschaft" seiner Bestimmung übergeben. Der Neubau war erforderlich, da das bisherige Gebäude viel zu klein war. Im folgenden Jahr übergab der VEB Ziegelwerke Hainichender der Pioniereisenbahn eine V 10 C als Geschenk. Diese Diesellok mit 100 PS Leistung wurde 1983 als 6003 in Betrieb genommen. Ende der 1980er Jahre erhielten einige Wagen einen hellblauen Anstrich samt Regenbogen, was viel Raum für Spott ließ. Im August 1988 hatte die Pioniereisenbahn beim VIII. Pioniertreffen Höchstleistungen zu erbringen.

1990 erhielt nicht nur Karl-Marx-Stadt seinen alten Namen zurück, auch für die Pioniereisenbahn musste ein neuer Name gefunden werden. Fortan hieß sie Parkeisenbahn. 1993 sollte die Parkeisenbahn im Rahmen von Sparmaßnahmen eingestellt werden. Proteste und Unterschriftensammlungen der Bevölkerung verhinderten dies. Der damalige 1. Bürgermeister und spätere Oberbürgermeister der Stadt Chemnitz sagte bei einem Besuch vor Ort, dass die Bahn erhalten werden müsse. Mit dem Ziel der außerschulischen Förderung von Kindern und Jugendlichen bei eisenbahntypischen Tätigkeiten sowie die materielle und ideelle Unterstützung der kleinen Bahn wurde am 4. April 1991 ein Förderverein gegründet. Dieser Verein unterstützte den Bau eines neuen geschlossenen Wagens im Stil der K. Sächs. Sts. E. B. ebenso wie Sponsoren und eine von der Chemnitzer "Freien Presse" organisierte Spendenaktion. Da die "Freie Presse" keine Pressefeste mehr organisierte, veranstaltete der Förderverein Parkbahnfeste, welche ab 1992 ebenso tausende Besucher in den Küchwald lockte wie bis 1989 die Pressefeste der "FP". Es konnte nur noch aufwärts gehen mit der kleinen Bahn - bis zum August 1994.

Nach dem vorsätzlich gelegtem Brand im August 1994 musste das Bw neu gebaut werden. Im Innenhof entstand eine Modelleisenbahnanlage mit Modellen von LGB.

Ein vorsätzlich gelegter Brand machte auf dem Gelände des Bahnbetriebswerkes alles kaputt. Ohne die Unterstützung des Fördervereins und der Chemnitzer Bevölkerung wäre der weitere Betrieb und der Neubau des Lokschuppens, wo im Winterhalbjahr die Ausbildung stattfand, nicht möglich gewesen. Ende 1995 wurde eine gemeinnützige GmbH als Betreibergesellschaft gegründet und allen hauptamtlichen Mitarbeitern wurde durch die Deutsche Bahn AG die Kündigung ausgesprochen. Die meiste Zeit verbrachten diese ja ohnehin im Küchwald. Seit Mai 1994 dampfte als Dauerleihgabe eines Privatmannes aus Frankfurt am Main eine Dampflok des Henschel-Typs "Riesa" durch den Küchwald. Diese Lok wurde von der PEC im Jahre 2002 käuflich erworben. Nach 1990 kamen überdies weitere Loks zur Parkeisenbahn. Dies waren eine Diesellok Ns 2f als 6004 mit 30 PS Leistung, eine Akkulok der Bauart B 360 mit 4,2 kW Leistung als 6005 und 2002 die Schöma CFL-60 DCL als 6006 und einer Leistung von 140 PS.

Bei der Fahrzeugparade 2004 wurde dieser Trabant für 600 mm Spurweite vorgestellt. Es ist dies der erste Trabant auf Schienen.

Im Juni 2004 wurde das 50-jährige Jubiläum mit einer Veranstaltungswoche begangen, deren Höhepunkte das "Treffen der Generationen" für ehemalige aktive Pionier- und Parkeisenbahner (von denen viele später bei der Eisenbahn einen Beruf lernten und auch noch dort tätig sind) und die Fahrzeugparade waren.

Dabei konnten auch der dieselbetriebene "Adler"-Nachbau der Parkeisenbahn Görlitz und der erste "Trabant" auf Schienen bewundert werden. Zum Bestand der Parkeisenbahn Chemnitz gehört auch ein Hochzeitswagen.


Die Parkeisenbahn Chemnitz schaffte sich ein Maskottchen an. Jährlich lädt die "Parkbahnmaus Klaus" zum Maskottchentreffen ein.

Die PEC legte sich nach 1990 auch ein Maskottchen zu. Nach einem Namenswettbewerb wurde es "Parkbahnmaus Klaus" getauft. Jährlich am 3. Oktober ist die "Parkbahnmaus Klaus" Gastgeber eines Maskottchentreffens, das über Chemnitz hinaus bekannt ist. Mit Märchensuch- und Mondscheinfahrten bietet die Parkeisenbahn ein Programm für jung und alt und hat sich unter den Chemnitzer Freizeiteinrichtungen auch nach 1990 gut gehalten, hatte die kleine Bahn doch schon vor 1989 einen guten Namen (und besseren Ruf als die Deutsche Reichsbahn).


Fahrzeuge

Literatur

  • 50 Jahre zwischen Dampf und Diesel. Geschichte und Geschichten aus einem halben Jahrhundert Parkeisenbahn Chemnitz
  • Gerhadt und Ursula Arndt: Liliputbahnen in Parks und Gärten. transpress 1998. ISBN 3-613-71072-2
  • PARKEISENBAHN CHEMNITZ. Technikparade

Weblinks


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