Atari Falcon 030

Atari Falcon 030
Atari Falcon 030
Ein Atari Falcon 030
Hersteller: Atari Computer GmbH
CPU: Motorola 68030 @ 16 MHz

Motorola DSP56001 @ 32 MHz

FPU (Optional): Motorola 68882 @ 16 MHz
Erschienen: 1992
Eingestellt: 1994
Speicher: 1 ~ 14 MB
Betriebssystem: TOS 4.x / MultiTOS

Der Atari Falcon 030 war ein ab 1992 verkaufter Heimcomputer von Atari.

Als Nachfolger des 1040 STE gedacht, wurde der Falcon jedoch aufgrund einer verfehlten Marketingstrategie Ataris nur in geringen Stückzahlen verkauft.

Inhaltsverzeichnis

Hardware

Prozessor

Der Falcon hatte eine mit 16 MHz getaktete Motorola 68030 CPU. Zusätzlich bot er Platz für eine optionale FPU (Gleitkomma-Koprozessor) Motorola 68882.

Der 16-MHz-Prozessor des Atari Falcon 030 war in allen gebauten Rechnern in Wahrheit eine 32-MHz-Version des 68030, da Motorola die langsamere Version nicht liefern konnte. Dies führte dazu, dass findige Bastler ihren Rechner schnell auf knapp das Doppelte beschleunigen konnten. Durch Austausch des Schwingquarzes erreichte man sogar 50 MHz bei Hauptprozessor und DSP bei gleichzeitiger Beschleunigung des Systembusses und dadurch höhere Grafikleistung.

Eine Besonderheit des Falcon 030 ist ein mit 32 MHz betriebener digitaler Signalprozessor vom Typ Motorola 56001. Der DSP kann völlig unabhängig von der CPU programmiert werden und machte den Falcon, etwa bei der Audiobearbeitung, sehr leistungsfähig.

RAM

Die am häufigste verkaufe Variante des Falcon wurde mit 4 MB RAM ausgeliefert. Weiterhin waren Modelle mit 1 und 14 MB RAM vorgesehen.

Im Gegensatz zum Atari STE ist das RAM nicht über SIMM Steckplätze erweiterbar, sondern ist auf einer eigenen Steckkarte aufgelötet. Später wurden Schaltpläne veröffentlicht, die eine Aufrüstung durch handelsübliche PS/2-Speicher zeigten.

Grafik

Zusätzlich zu den vom Atari ST bekannten Bildschirmauflösungen ST-Low (320 × 200 Pixel bei 16 Farben), ST-Medium (640 × 200 bei 4 Farben) und ST-High (640 × 400 Pixel bei 2 Farben) bot er auch VGA (640 × 480 bei 16 oder 256 Farben) und Hi-Color-Auflösungen mit 65536 Farben, die wegen des verhältnismäßig langsamen Video-RAM-Zugriffs wahlweise nur mit eingeschränkter Auflösung oder „interlaced“ verfügbar waren. Alle Modi waren per PAL/NTSC-Videosignal auch auf einem Fernsehgerät darstellbar - bei den höheren Auflösungen aber nur unter heftig flimmerndem Zeilensprungverfahren (interlacing). Die Grafikauflösungen des Falcon 030 konnte durch eine etwas später erschienene Softwarelösung noch erhöht werden und erreichte durch eine kleine Hardwaremodifikation sogar Auflösungen von 1260 × 960 Pixel, was Anfang der 1990er Jahre einen guten Wert für den Preis darstellte.

Audio

Beliebt war der Rechner in Tonstudios, da er im Gegensatz zu den PCs eine integrierte MIDI-Schnittstelle hatte und einen DSP-xProzessor, mit dessen Hilfe Harddisk Recording in CD-Qualität möglich war. In dieser Rolle wurde er noch bis Ende der 90er Jahre eingesetzt.

Schnittstellen

  • Parallel Port (25-Pin-DIN-Buchse): Zum Anschluss von Druckern
  • Modem/RS232 Port (9-Pin-DIN-Buchse): Wurde häufig zum Anschluss von Modems verwendet
  • MIDI in & MIDI out/through
  • Cartridge-Port: Um ROM-Erweiterungskarten anschließen zu können
  • SCSI-II mit DMA (50-Pin-Buchse): Für externe Festplatten, CD-Rom Laufwerke, Scanner, etc.
  • LAN (Mini-DIN-Buchse): ungenutzte serielle Schnittstelle. Kompatibel zu Atari Mega STE und Atari TT.
  • Joystick Ports (15-Pin-DIN-Buchse): Kompatibel zu den Controllern des Atari Jaguar
  • DSP Port
  • interne IDE Schnittstelle
  • CPU Erweiterungsbus: Über den Erweiterungsbus wird z. B. die Aufrüstungs-Karte CT63 angebunden
  • Audio in/out
  • Video
  • Antenne

Peripherie

ProController (li.) und graues PowerPad (re.)

Standardmäßig wurde der Falcon mit einem 3,5-Zoll HD Floppylaufwerk und einer internen 2,5-Zoll-ATA-Festplatte ausgeliefert.

An den Joystickbuchsen konnten die Controller-Pads des Atari Jaguar angeschlossen werden, das Standard-Pad war für einige Zeit sogar in grau/blau verfügbar.

Erweiterungen

Schon früh lieferten andere Anbieter Erweiterungen für den Falcon, die den Prozessortakt und den DSP-Takt erhöhten (z. B. den Skunk32), eine schnellere CPU (z. B. 68040) einsetzten, die Bildschirmauflösung erhöhten oder zum Digitalisieren von Videobildern verwendet werden konnten. Auch 2008 gab es mit der CT-63 eine in Handarbeit gebaute Aufrüstungskarte (engl. „upgrade“), die einen bis auf 100 MHz getakteten 68060-Prozessor und 512 MB RAM bot und damit die Leistung um den Faktor 25 steigerte.

Betriebssystem

Als Betriebssystem wurde das TOS 4.01 (später 4.02 und 4.04) im ROM mitgeliefert, das eine Erweiterung der älteren TOS-Versionen um Funktionen zur Ansteuerung des DSP und der sonstigen neuen Komponenten ist. Auch die GEM-Oberfläche wurde mit einer 3D-Optik ausgestattet.

Das neue Multitasking-Betriebssystem MultiTOS wurde von Atari nicht rechtzeitig fertiggestellt und daher separat auf Diskette mitgeliefert. Der Kernel von MultiTOS ist eine Weiterentwicklung von MiNT, einem ursprünglich von Eric R. Smith geschriebenen UNIX-ähnlichen Kernel, der als Open-Source veröffentlicht wurde und sich stark an Minix anlehnte. Die Abkürzung stand für MiNT is Not TOS. Dieser Kernel wurde dann von Atari lizenziert, und fortan stand die Abkürzung für MiNT is Now TOS. Atari passte dann das AES (siehe: Graphical Environment Manager), also die Funktionalität der grafischen Oberfläche, an die Multitasking-Fähigkeit des neuen Kernels an. Das originale MultiTOS setzte sich jedoch wegen einiger Unzulänglichkeiten und langsamer Reaktionszeiten nicht durch, stattdessen fanden Konkurrenzprodukte anderer Hersteller (MagiC, N.AES) in Deutschland weite Verbreitung.

Spiele

Es wurden über 100 Spiele veröffentlicht, die auf dem Falcon liefen, davon die meisten als kompatible Atari-ST/STE/TT-Versionen. Die bekanntesten davon sind Bubble Bobble, Defender of the Crown, Dungeon Master, Elite, The Secret of Monkey Island, Ishar-Serie, Robinson’s Requiem und Turrican 2. Reine Falcon-Spiele sind etwa 25 bekannt; größtenteils unbekannte Spiele oder Prototypen, zuzüglich weiterer Fan- und Sharewarespiele. Die bekanntesten Spiele sind Pinball Dreams und die Rennsimulation Vroom.

Weiterentwicklung

Eine Variante des Falcon 030 sollte die sogenannte Microbox werden. Ursprünglich geplant war sie als der eigentliche Falcon 030. Diese Variante ist wie ein Mini-Tower konzipiert, wurde aber aufgrund der Verfügbarkeit der Bauteile und der höheren Kosten verworfen. Unterschiede sind der echte 32-Bit-Datenbus, ein Grafikchip mit 256 Farben und mehr Performance. Allerdings blieb es nur beim Prototypen.

Die deutsche Musiksoftwarefirma C-LAB (siehe auch: Emagic) erwarb Anfang der neunziger Jahre die Lizenzrechte für den Bau und Vertrieb des Atari-Falcon, der dann unter dem Namen C-LAB-Falcon (Versionen MK-I, MK-II und MK-X) noch einige Zeit als Computer für MIDI- und Harddisk Recording inklusive technischer Verbesserungen und Zubehör-Hardware produziert wurde.

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