Turrican

Turrican

Turrican ist der Name einer Reihe populärer Run-and-Gun-Computer- und Videospiele. In diesen steuert der Spieler eine Figur durch mehrere, in alle Richtungen scrollende Science-Fiction-Welten um dabei mit futuristischen Schuss- und Laserwaffen gegen diverse Gegner und Endgegner zu bestehen. Der Spieler kann sich zudem in einen zermalmenden Wirbel verwandeln (3x pro Leben möglich). Versteckte Boni wie Extra-Leben und Waffen, Geheimgänge sowie riesige Level sind ein Merkmal aller Turrican-Spiele.

Seit dem zweiten Teil der Reihe heißt der vom Spieler zu steuernde Held des Spiels Bren McGuire. Der Name Turrican bezeichnet den Anzug, den Bren trägt. Angeblich ist er vom italienischen Namen Turricano abgeleitet, den Manfred Trenz in einem Düsseldorfer Telefonbuch fand. Dagegen spricht, dass die erste Demoversion von Turrican 1 (C64) unter dem Namen Hurrican erschien. Im Titel-Schriftzug des fertigen Spiels wurde das H zu einem T umgestaltet. Die ungewöhnliche Form des Ts im Titelbild, die noch Überbleibsel des ursprünglichen Buchstabens erkennen lässt, deutet darauf hin, dass die Namensänderung erst sehr spät erfolgte, vermutlich wenige Wochen vor dem Release.

Inhaltsverzeichnis

Turrican I

Turrican
Turrican-logo-cover.svg
Logo von den Verkaufsschachteln
Entwickler Rainbow Arts (C64)
Factor 5 (Amiga, AST)
Probe Software (CPC, ZX)
Code Monkeys (MD, PCE, GB)
Publisher Rainbow Arts (Computer Versionen)
Accolade (Konsolen Versionen)
Designer Manfred Trenz
Erstveröffent-
lichung
Commodore 64, Amiga
EuropaEuropa1990 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten 1990
Atari ST, CPC, Spectrum
EuropaEuropa1990
Mega Drive/Genesis
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten1991 EuropaEuropa1991
TurboGrafx-16
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten August 1991
Game Boy
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten November 1991 EuropaEuropaNovember 1991
Plattform(en) Commodore 64, Amiga, Atari ST, Amstrad CPC, ZX Spectrum, Mega Drive/Genesis, PC-Engine/TurboGrafx-16, Game Boy
Genre Run and gun
Thematik Science-Fiction
Spielmodi Single Player
Medien Diskette

Mit Turrican auf dem C64 nahm die Spielreihe 1990 ihren Anfang. Der erste Teil erregte unter Spielern wie auch in Fachzeitschriften[1] Aufsehen durch technische Perfektion und Grafiken, die viele auf dem C64 für unmöglich gehalten hatten. Etwas später als die C64-Version erschien die Amiga-Umsetzung. Diese war jedoch keine sonst übliche eher lieblose 1:1 Umsetzung sondern grafisch und musikalisch eine Revolution. Sämtliche Coprozessoren (der Amiga hatte drei) wurden ausgereizt. Die neuen grafischen Möglichkeiten und der wesentlich größere Farbraum mit seinen dynamischen Anpassungsmöglichkeiten wurden erstmals bei einer Spielekonvertierung voll ausgereizt. Der große Abwechslungsreichtum des Spiels, die damals hohe Intelligenz der Gegner, die vielen durchdachten und ausbaufähigen Waffen und der perfekt ausbalancierte Schwierigkeitsgrad sowie die sehr exakte und durchdachte Steuerung setzten neue Maßstäbe. Das Spiel war für lange Zeit das Maß aller Dinge und zumindest auf dem AMIGA wurde diese perfekte Balance nur von Turrican II übertroffen. Turrican wurde maßgeblich von Manfred Trenz entwickelt und von Rainbow Arts vertrieben.

Die C64-Version besteht aus 13 Levels, die in 5 Welten zusammengefasst sind. Diese umfassen eine Größe von insgesamt über 1300 Bildschirmen. In diesem ersten Teil bleibt der Bezug des Namens sowohl im Spiel als auch in der Anleitung unerklärt. Spätere Teile der Serie beziehen den Namen Turrican auf den Helden des Spiels oder seine Rüstung.

Das Titelbild des Spiels ist inspiriert vom Cover des Albums Kings of Metal der True-Metal-Band Manowar, das zwei Jahre zuvor erschien.

Für die C64-Version zeichnen die folgenden Personen verantwortlich:

  • Spielidee, Programmierung und Grafik: Manfred Trenz
  • Produzent: Marc A. Ullrich
  • Musik: Ramiro Vaca, Stefan Hartwig, Chris Hülsbeck
  • Sound-FX: Adam Bulka
  • Sound-Routinen: Chris Hülsbeck, Adam Bulka, Oliver Blasnik
  • Digi-Routinen: Jeroen Tel

Turrican 1 gibt es auf folgenden Systemen: C64, CPC, Amiga, Atari ST, CDTV, Sega Mega Drive, Nintendo GameBoy, PC Engine, Sinclair ZX Spectrum.

Story

Ziel des Spiels ist es, durch eine Welt namens Alterra hindurchzugehen und den Endgegner Morgul zu finden und zu vernichten. Alterra wird beschrieben als eine von Menschen durch Bioengineering geschaffene Lebenswelt in einer nahen Galaxie, wo ein intelligentes künstliches Ökosystem erschaffen wurde (Morgul = Multiple Organism Unit Link) um die Planeten bewohnbar zu machen. Dieses System ist jedoch außer Kontrolle geraten, es wurde durch ein Erdbeben beschädigt und seine Funktionen haben sich daraufhin verselbständigt. Der Spieler schlüpft in die Rolle des Helden (Turrican) und wird nach Alterra geschickt, um die Kolonie wieder für die Menschheit zurückzugewinnen.

Turrican II − The Final Fight

Turrican II: The Final Fight
Turrican2-logo-cover.svg
Logo von den Verkaufsschachteln
Entwickler Rainbow Arts (C64)
Factor 5 (Amiga, AST)
Enigma Variations (CPC, ZX)
Sun-Project (PC)
Code Monkeys (MD, GB)
Publisher Rainbow Arts
Accolade (Universal Soldier)
Designer Manfred Trenz, Andreas Escher, Holger Schmidt, Julian Eggebrecht
Erstveröffent-
lichung
Commodore 64, Amiga
EuropaEuropa1991 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten1991
Atari ST, CPC, Spectrum
EuropaEuropa1991
PC
EuropaEuropa1995
Universal Soldier
MD/Genesis, Game Boy
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten1992 EuropaEuropa1992
Plattform(en) Commodore 64, Amiga, CDTV, Atari ST, Amstrad CPC, ZX Spectrum, PC
Universal Soldier
Mega Drive/Genesis, Game Boy
Genre Run and gun
Thematik Science-Fiction
Spielmodi Single Player
Medien Diskette

Turrican II erschien 1991.[2] Die Amiga-Version wurde etwas früher als die C64-Version fertiggestellt. Die C64-Version ist laut Designer Manfred Trenz jedoch die „eigentliche Urfassung des Spiels, alles was dann kam oder noch kommt sind Konvertierungen, und nicht umgekehrt“.[3] Eigens für diesen Teil entstand die so genannte 7-Voice-Routine für die Amiga- und Atari-ST-Version, welche von Chris Hülsbeck und Jochen Hippel gemeinsam programmiert wurde. Aus diesem Grund konnten der Soundtrack sowie die -effekte hörbar an Klangbreite gewinnen. Ab diesem Teil der Reihe heißt der Held des Spiels Bren McGuire, zumindest im Intro des Spiels. Die Anleitung nennt ihn Turrican.

  • Design: Manfred Trenz, Andreas Escher, Holger Schmidt, Julian Eggebrecht
  • Programmierung: Holger Schmidt, Thomas Engel (Atari ST) und Manfred Trenz (C64)
  • Grafik: Andreas Escher, Manfred Trenz und Sven Meier (Atari ST)
  • Cover: Celal Kandemiroglu
  • Musik: Chris Hülsbeck (Amiga), Jochen Hippel (Atari ST), Markus Siebold und Stefan Hartwig (C64)
  • Vertrieb: Rainbow Arts

Turrican II gibt es auf den Systemen: C64, Amiga, CDTV, Atari ST, PC, Amstrad CPC, Sinclair ZX Spectrum.

Eine Konvertierung für Mega Drive, SNES und Game Boy wurde beinahe fertiggestellt, kam dann aber auf Mega Drive und Game Boy leicht abgeändert als Universal Soldier – benannt nach dem gleichnamigen Film von Roland Emmerich – auf den Markt.

Die PC-Version von Turrican II kam wesentlich später mit mehr Farben (256 aus über 256.000) (Amiga = 32 aus 4096, jedoch dynamisch änderbar, was optisch einen größeren Farbraum erzeugt) und teils neu gezeichneten Grafiken auf den Markt. Das Spiel bekam hier etwas weichere Konturen und der Endboss vom ersten Level einen Irokesen-Haarschnitt statt Federn. Am Spielfluss selber änderte sich darüber hinaus jedoch nichts. Turrican 2 PC zählte in Spieletests als eine gelungene Amiga > PC Konvertierung. Einigen gefiel aber auch der grobpixlige Stil vom Amiga her besser, der war allerdings auch mehr technisch bedingt als weniger ein Feature.

Turrican III – Payment Day

Turrican III erschien 1993. Die Entwicklung wurde auf dem Mega Drive begonnen, da man eine Amiga-Version für unwirtschaftlich hielt. Letztendlich wurde das Spiel doch für den Amiga umgesetzt und war schon über ein Jahr vor der Mega Drive-Fassung erhältlich. Die beiden Versionen unterscheiden sich spielerisch in einigen Details und hinsichtlich ihrer technischen Merkmale, sind davon abgesehen aber identisch.

  • Vertrieb: Rainbow Arts / Factor 5 / Softgold (Deutschland) / Renegade (Rest der Welt)
  • Design: Frank Matzke, Thomas Engel, Julian Eggebrecht, Willi Bäcker und Lutz Osterkorn
  • Programmierung: Peter Thierolf und Thomas Engel
  • Grafik: Frank Matzke und Ramiro Vaca
  • Cover: Celal Kandemiroglu
  • Musik: Chris Hülsbeck

Turrican III gibt es auf den Systemen: Amiga und Mega Drive (unter dem Namen Mega Turrican). Am 21. März 2008 erschien eine Umsetzung von Mega Turrican für Nintendos Wii und ist über die Virtual Console downloadbar.

Auf dem Cover der Box schreibt sich der dritte Teil mit einer römischen Drei, im Spiel selbst mit einer arabischen. Auf dem Aufdruck der Diskette wurde als Untertitel des Spiels durch ein Versehen der des Vorgängers genannt – The Final Fight.

Super Turrican

Die Super Turrican-Teile waren eigenständige Entwicklungen für das Super Nintendo Entertainment System (SNES). Der erste Teil war Turrican III grafisch als auch spielerisch noch sehr ähnlich. In Super Turrican 1 schlüpft Bren McGuire von der United Planet Freedom Force erneut in den Turrican-Kampfanzug um dieses Mal den friedlichen Planeten Katakis aus den Klauen der finsteren Maschine zu befreien. Super Turrican erschien 1993 auf einem 4 MBit Modul ist seit dem 29. Februar 2008 ebenfalls als kostenpflichtiger Download für Nintendos Wii über die Virtual Console zu bekommen.

Neben dem SNES-Spiel gibt es auch ein eigenständiges Super Turrican für das NES, das vom Turrican-Erfinder Manfred Trenz praktisch im Alleingang entwickelt wurde. Es basiert grob auf den Levels der ersten beiden Turrican-Teile.

Super Turrican 2

Der zweite Super Turrican-Teil enthält zahlreiche Mode 7-Effekte. Die Grafik ist abwechslungsreicher als die des Vorgängers, die Levels sind im Vergleich zu den anderen Teilen der Reihe sehr linear und es gibt nur wenige alternative Zielwege.

Turrican 3D

Turrican 3D sollte ein für PC entwickelter und durch THQ veröffentlichter Third-Person-Shooter werden, ist aber nie fertiggestellt worden. Es existieren nur einige Screenshots und Videos, in denen zu erkennen ist, wie die Turrican 3D - Welt und die Hauptfigur ausgesehen hätten.

Manfred Trenz, der Turrican 3D mit entwickelte, hat in einem Interview verlauten lassen, dass viele Mitglieder des Entwicklungsteams zu sehr auf „das große Geld“ aus gewesen seien und das Projekt aus diesem Grund gescheitert sei.

Musik

Die Musik der Turrican-Reihe wird als eine der besten Arbeiten des Musikers Chris Hülsbeck angesehen. Auszüge aus dem Soundtrack aller drei regulären Teile wurden 1993 in überarbeiteter Form auch auf CD veröffentlicht. Ein Medley aus überarbeiteten Titeln aus Teil 1 und 2 findet sich bereits auf Hülsbecks erster CD Shades von 1991 (Dieser Titel ist als remasterte Version auch auf dem Turrican-Soundtrack von 1993 enthalten). 2004 wurde ein Turrican 2-Medley auf dem zweiten Spielemusikkonzert in Leipzig aufgeführt, 2006 wurde ein Medley (Klavierarrangement) mit Musik aus Turrican 3 auf dem vierten Spielemusikkonzert dargeboten, 2007 eine Orchesterfassung von Musik aus Turrican 2. Weitere Abwandlungen von Themen aus Turrican 2 und 3 waren auf dem Symphonic Shades Tribut-Konzert an Chris Hülsbeck zu hören, das 2008 in Köln vom WDR-Rundfunkorchester und dem FILMharmonischen Chor aus Prag aufgeführt wurde.

Inoffizielle Nachfolger

Thornado

Schon auf dem Nintendo 64 startete Factor 5 die Entwicklung eines anderen dreidimensionalen Turrican-Nachfolgers. Das Spiel erhielt den Titel Thornado, da man sich mit den damaligen Rechteinhabern des Markennamens Turrican nicht einigen konnte. Die Veröffentlichung von Thornado wurde immer wieder verschoben, später sollte es dann auf dem Nintendo GameCube erscheinen und mittlerweile liegt es laut der letzten diesbezüglichen Informationen auf Eis. Details über das Spiel sind fast keine bekannt. In der Ausgabe 12/97 des mittlerweile eingestellten Videospielemagazins Mega Fun sind drei Screenshots der Nintendo 64-Version zu sehen.

Turrican 3 (C64)

Turrican 3 für den C64 wurde am 28. August 2004 auf der Demoparty Evoke von der Gruppe Smash Designs veröffentlicht und hat spieltechnisch nichts mit den Amiga- und Mega Drive-Versionen zu tun. Die Musik ist jedoch in Auszügen eine Umsetzung (Medley) der Spielmusik der originalen Amiga Turrican 3 - Version bzw. Super Turrican auf dem Super Nintendo Entertainment System (SNES) und keine vollständige Eigenentwicklung.

T2002

Zum Jahresende 2002 erschien T2002 als Remix von Turrican 2 auf dem PC. Diese von Hobbyprogrammieren erstellte Umsetzung enthält neue Level und ist Freeware. Später kam ein Leveleditor hinzu, eine Version für den Game Boy Advance ist in Arbeit. Ein Turrican-Ableger ist mittlerweile auch für Java-Handys verfügbar.

T4 Funeral

Ein weiterer Turrican-Clone ist das Spiel T4 Funeral für Windows, das auf der T2002-Engine aufbaut. Es ist ein völlig neu designtes Turrican-Spiel mit neuen Graphiken, Musik und Levels. Das 58 MB große Spiels ist als Download verfügbar [4].

Hurrican

Hurrican war der ursprüngliche Arbeitstitel von Turrican. Unter diesem Namen entwickelten eine Hobbyprogrammierergruppe namens Poke53280 einen weiteren inoffiziellen Turrican-Nachfolger.[5] Erstmals in der Geschichte der Serie existiert eine Variante die 2-Spieler-Modus enthält.[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lauf- und Springparade: Turrican. PowerPlay (Juni 1990). Abgerufen am 18. November 2010.
  2. C. Borgmeier (März 1991): Turrican II. Amiga Joker. Abgerufen am 19. November 2010.
  3. Zitat Aktueller Software Markt Ausgabe 7/1991, S. 68
  4. Download-Seite für T4 Funeral
  5. How We Survived the Five Year Hurrican. (englisch). www.planetfreeplay.com (29. Juli 2007). Abgerufen am 5. März 2011.
  6. Webseite der Programmierer von Poke53280

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