Atemspende

Atemspende

Die Atemspende ist ein Bestandteil der Lebensrettenden Sofortmaßnahmen. Ziel ist es, einer Person mit Atemstillstand und/oder Herz-Kreislaufstillstand durch die Atmung des Ersthelfers Sauerstoff zuzuführen. Diese Form der Beatmung wird in Kombination mit der Herzdruckmassage im Rahmen der Reanimation durchgeführt. Durch sie kann eine ausreichende Versorgung des Körpers sichergestellt werden, wobei ein niedrigeres Atemvolumen als bei normaler Spontanatmung dazu ausreichend ist.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ein Erfinder der Atemspende ist nicht bekannt, lediglich weiß man, dass die Methode alt ist und auch im Alten Testament der Bibel erwähnt wird. Im 2. Buch der Könige (2 Kön 4,32–35 EU) (etwa 700 v. Chr.) heißt es:

32 Als Elischa in das Haus kam, lag das Kind tot auf seinem Bett. 33 Er ging in das Gemach, schloss die Tür hinter sich und dem Kind und betete zum Herrn. 34 Dann trat er an das Bett und warf sich über das Kind; er legte seinen Mund auf dessen Mund, seine Augen auf dessen Augen, seine Hände auf dessen Hände. Als er sich so über das Kind hinstreckte, kam Wärme in dessen Leib. 35 Dann stand er auf, ging im Haus einmal hin und her, trat wieder an das Bett und warf sich über das Kind. Da nieste es siebenmal und öffnete die Augen.

weiteres hier: → Geschichte der Wiederbelebung

Durchführung

Mund-zu-Mund-Beatmung

Nach den Richtlinien des European Resuscitation Council von 2005 wird die Mund-zu-Mund-Beatmung als Standard angesehen. Dabei wird bei überstrecktem Kopf des Patienten dessen Nase verschlossen und über den Mund Luft insuffliert. Die Beatmung soll nicht mit zu großem Druck durchgeführt werden, da dann eine Aspiration droht. Als Dauer wird etwa eine Sekunde empfohlen. Ein adäquates Volumen ist erreicht, wenn ein Heben des Brustkorbes des Patienten zu erkennen ist.[1]

Die Mund-zu-Nase-Beatmung ist eine Alternative, falls der Mund nicht geöffnet werden kann oder verletzt ist, eine Abdichtung schwer zu erreichen ist oder einem im Wasser befindlichen Patienten geholfen wird. Die Effektivität ist vergleichbar zur Mund-zu-Mund-Beatmung.[2] Das Vorgehen entspricht der Mund-zu-Mund-Beatmung, der Mund muss hierbei verschlossen werden.[1]

Bei Säuglingen (Alter unter einem Jahr) wird aufgrund der Anatomie der Kopf nicht überstreckt, sondern nur in Neutralposition belassen. Die Beatmung benötigt nur wenig Volumen ("Mundvoll") und wird als Mund-zu-Mund-und-Nase-Beatmung durchgeführt. Ist das Kind älter als ein Jahr, wird wie beim Erwachsenen vorgegangen und der Kopf überstreckt.[3].

Dauer

Die Atemspende und die Herzdruckmassage im Rahmen der Herz-Lungen-Wiederbelebung werden solange durchgeführt, bis der Patient wieder Lebenszeichen aufweist, der Helfer vom Rettungsdienst oder einem anderen qualifizierten Helfer abgelöst wird, oder bis der Helfer zu erschöpft ist, um die Hilfeleistung fortzusetzen.[1]

Risiken

Durch den direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten besteht bei der Atemspende das Risiko einer Krankheitsübertragung; dieses ist jedoch in der Regel gering; eine Übertragung von HIV oder Hepatitis-Viren ist nicht bekannt.[4] Angst vor einer Ansteckung oder Ekel vor einer Atemspende besteht bei einem Teil der Helfer.[5] In einem solchen Fall wird eine Herzdruckmassage ohne Atemspende empfohlen, da diese in der Anfangsphase einer Reanimation wesentlich wichtiger ist.[1][6] Durch verschiedene Beatmungshilfen (Masken, Folien) kann das Infektionsrisiko gemindert werden.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Handley AJ, Koster R, Monsieurs K et al.: European Resuscitation Council guidelines for resuscitation 2005. Section 2. Adult basic life support and use of automated external defibrillators. (2005) Resuscitation. 67 Suppl 1:S7-23. PMID 16321717
  2. Ruben H: The immediate treatment of respiratory failure. Br J Anaesth (1964) 36:542–549. PMID 14207655
  3. Biarent D, Bingham R, Richmond S et al.: European Resuscitation Council guidelines for resuscitation 2005. Section 6. Paediatric life support. (2005) Resuscitation. 67 Suppl 1:S97-133. PMID 16321719
  4. Mejicano GC, Maki DG. Infections acquired during cardiopulmonary resuscitation: estimating the risk and defining strategies for prevention. Ann Intern Med 1998;129:813–28.
  5. Brenner BE, Van DC, Cheng D, Lazar EJ: Determinants of reluctance to perform CPR among residents and applicants: the impact of experience on helping behavior. Resuscitation. 1997 Nov;35(3):203-11. PMID 10203397
  6. Kern KB, Hilwig RW, Berg RA, Sanders AB, Ewy GA: Importance of continuous chest compressions during cardiopulmonary resuscitation: improved outcome during a simulated single lay-rescuer scenario. Circulation. 2002 Feb 5;105(5):645-9. PMID 11827933
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