- Athinganen
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Die Athinganen (gr. Ἀθίγγανοι, Athinganoi, die Unberührbaren), waren eine gnostische Sekte des 9. Jahrhunderts in Phrygien, dem heutigen West-Anatolien. Über sie ist wenig bekannt, Timotheus von Konstantinopel bezeichnet sie als Melchizedekiten; als Ruhetag in der Woche kannten sie wohl den Sabbat; die Eigenheit, keinen Andersgläubigen zu berühren - oder sich nicht von ihm berühren zu lassen, soll zur Entstehung ihres Namens geführt haben. Überhaupt scheinen sie zahlreiche Ge- und Verbote bezogen auf körperliche Reinheit besessen zu haben.
Ihre Fortdauer über das 9. Jahrhundert hinaus ist nicht sicher. Zuweilen wird vermutet, dass sie sich nach der Zerstörung von Tephrike über Armenien, Kleinasien und den Balkan verstreuten. Das Wort atsinganoi, mit dem die Byzantiner die zugewanderten Roma bezeichneten, und von dem das deutsche Wort Zigeuner und dessen Äquivalente in anderen europäischen Sprachen abstammen soll (griech. tsinganos, türk. çingene, bulgar. tsigan, franz. tsiganes, etc), ist möglicherweise eine korrumpierte Form ihres Namens.
Literatur
- Joshua Starr: An Eastern Christian Sect: The Athinganoi. In: Harvard Theological Review XXIX, 2 (1936), S. 93-106
- Ilse Rochow: Die Häresie der Athinganer im 8. und 9. Jahrhundert und die Frage ihres Fortlebens. In: Helga Köpstein, Friedhelm Winkelmann (Hrsg.), Studien zum 8. und 9. Jahrhundert in Byzanz, Berlin 1983 (= Berliner Byzantinistische Arbeiten, 51), S. 163-178
- Paul Speck: Die vermeintliche Häresie der Athinganoi. In: Jahrbuch der Österreichischen Byzantinistik 47 (1997), S. 37-50
Kategorien:- Häresiegeschichte (Mittelalter)
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