Peinliche Befragung

Peinliche Befragung
Peinliches Verhör

Die peinliche Befragung oder auch hochnotpeinliche Befragung war ein Verfahrenselement der Blutgerichtsbarkeit des hohen und späten Mittelalters sowie der Frühen Neuzeit. Die peinliche Befragung wird auch scharfe Frage oder Tortur genannt. Der Begriff peinlich ist dabei abgeleitet von Pein, das damals entsprechend seiner Herkunft aus dem lateinischen poena die Bedeutung von Strafe hatte.

Ursprünglich war die peinliche Befragung die Hauptvernehmung des Angeklagten bei Inquisitionsprozessen, später verstand man unter der peinlichen Befragung allgemein den Einsatz der Folter, um von einem Angeklagten ein Geständnis zu erwirken. Die Folter wurde schon von jeher von allen Völkern gleichermaßen als Verhörmethode eingesetzt, entwickelte sich jedoch in ihren Ausprägungen regional höchst unterschiedlich. Schriftlich beurkundet wird die peinliche Befragung 1532 unter Kaiser Karl V. in der reichseinheitlichen Halsgerichtsordnung, womit die so genannte Constitutio Criminalis Carolina oder auch Halsgerichtsordnung von Karl V. als erstes allgemeines, deutsches Strafgesetzbuch gilt. Berühmtheit erlangte sie in Europa in der frühen Neuzeit im Zuge der Inquisition und der Hexenverfolgung.[1]

Die peinliche Befragung sollte erst dann eingesetzt werden, wenn zuvor weder durch ein Geständnis, das Urgicht genannt wurde, noch durch die Verfahrensmethode der Beweisung der Angeklagte überführt worden war. Außerdem musste ein dringender Tatverdachtsbestand vorliegen. Vom ursprünglichen Prinzip her konnte die peinliche Befragung also nicht willkürlich eingesetzt werden. Ausgeschlossen von der peinlichen Befragung als Anwendung waren Kinder unter 14 Jahren, Behinderte, Greise, schwangere Frauen, Geisteskranke, stumme Menschen, sowie kranke Personen, welche die peinliche Befragung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht überlebt hätten.

Als Vorstufe der peinlichen Befragung gilt die Territion (Schreckung), in welcher dem Angeklagten die Folterinstrumente vorgeführt und erläutert werden. Eine mildere Form der peinlichen Befragung war die Bamberger Tortur.

Literatur

  • Edward Peters: Folter. Geschichte der Peinlichen Befragung. Europäische Verlagsanstalt, März 2001, ISBN 3434500049
  • Heinrich Institoris, Der Hexenhammer, Verlag BiblioBazaar, LLC, 2009, ISBN 978-1-110-07364-1
  • Die peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V. und des Heiligen Römischen Reichs von 1532 = (Carolina). Hrsg. und erl. von Friedrich-Christian Schroeder. Stuttgart: Reclam 2000, ISBN 978-3-15-018064-8.

Weblinks

 Commons: Constitutio Criminalis Carolina – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. vgl. auch Geschichte der Folter

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Peinliche Befragung — Peinliche Befragung, s.v.w. Tortur. Peinliche Gerichtsbarkeit, s.v.w. Strafgerichtsbarkeit (s. Gerichtsbarkeit). Peinliche Gerichtsordnung, s. Carolina. Peinlicher Prozeß, s.v.w. Strafprozeß. Peinliches Recht, s.v.w. Strafrecht …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Peinliche Befragung — (peinliche Frage), soviel wie Spezialinquisition; dann die beim hochnotpeinlichen Halsgericht zum letztenmal wiederholte Frage an den Verbrecher, ob er sein Verbrechen noch jetzt zugestehe, nach deren Bejahung der Stab gebrochen, das sogen.… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • peinliche Befragung — Tortur; Quälerei; Folter; Folterung; Misshandlung; Peinigung; Marter …   Universal-Lexikon

  • Peinliche Gerichtsordnung — Illustration Die Constitutio Criminalis Carolina (CCC) oder Carolina von 1532 gilt heute als erstes allgemeines deutsches Strafgesetzbuch. Eindeutschend wird sie schon früh auch als peinliche Halsgerichtsordnung Karls V. bezeichnet. Peinlich… …   Deutsch Wikipedia

  • Peinliche Halsgerichtsordnung — Illustration Die Constitutio Criminalis Carolina (CCC) oder Carolina von 1532 gilt heute als erstes allgemeines deutsches Strafgesetzbuch. Eindeutschend wird sie schon früh auch als peinliche Halsgerichtsordnung Karls V. bezeichnet. Peinlich… …   Deutsch Wikipedia

  • Peinliche Gerichtsbarkeit — „Halsgericht mit bedeckten Blößen“ Detail des Reliefs am Rathaus von Hannover Die Blutgerichtsbarkeit, auch als ius gladii („Recht des Schwertes ), Blutbann, Hochgerichtsbarkeit (Hohe Gerichtsbarkeit) oder Halsgerichtsbarkeit bekannt, war im… …   Deutsch Wikipedia

  • Hochnotpeinliche Befragung — Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und… …   Deutsch Wikipedia

  • Bambergische Peinliche Halsgerichtsordnung — Blatt 40vaus der Bambergensis Die Bambergische Peinliche Halsgerichtsordnung (auch Bambergensis genannt) war eine 1507 von Johann Freiherr zu Schwarzenberg im Auftrag seines Bischofs Georg III. Schenk von Limpurg verfasste Halsgerichtsordnung für …   Deutsch Wikipedia

  • Peinliches Verhör — Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und… …   Deutsch Wikipedia

  • Scharfe Frage — Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”