- Penobscot
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Die Penobscot sind Algonkin sprechende Indianer, die früher an beiden Seiten der Penobscot Bay und im Tal des Penobscot Rivers, sowie seinen Nebenflüssen im heutigen Bundesstaat Maine (USA) lebten. Sie waren Mitglieder der Abenaki-Konföderation und gehören sprachlich und kulturell zu den Östlichen Abenaki. Ein 53,4 km² großes Reservat wurde auf Indian Island im Penobscot River eingerichtet.
Inhaltsverzeichnis
Name
Den Penobscot sind Europäer wohl erstmals in der Nähe des heutigen Orland in Maine begegnet. Die französische Form Pentagoet wurde ab 1604 allgemein auf den Fluss angewendet und im besonderen auf die Gegend des heutigen Castine. Später brauchten Franzosen und Engländer den Begriff Penobscot auch für den Fluss und praktisch für jedes daran liegende Dorf. Der Penobscot River wurde von einigen frühen englischen Forschern Pemaquid genannt, doch der Name änderte sich schon bald in Pemaquid Point, zur Verwirrung von späteren Historikern. Penobscot stammt vom Abenaki-Wort Panawahpskek, das Wo sich die Felsen öffnen bedeutet.
Lebensweise
Die Penobscot bestritten ihren Lebensunterhalt durch Jagen, Fischen und Sammeln, indem sie saisonal den Nahrungsmittelquellen folgten. Den Winter verbrachten kleine Familiengruppen in Jagdlagern innerhalb gesonderter Familien-Jagdgebiete, deren Rechte in der männlichen Linie (patrilinear) vererbt wurden. Den Sommer hindurch bewohnte man größere Lager und Dörfer. Das Amt des Stammeshäuptlings oder Sagamore beinhaltete wenig Macht, der Inhaber fungierte allgemein als Vertreter des Stammes bei Zeremonien oder bei Geschäften mit Außenstehenden, manchmal auch als Schlichter bei Streitigkeiten.
Geschichte
17. Jahrhundert
Erste Kontakte mit Europäern gab es im frühen 17. Jahrhundert; 1688 wurde eine französische Mission in Sillery in Québec errichtet. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gab es einen fast ununterbrochenen Krieg gegen die Irokesen. Der französische Händler Baron de Castine siedelte bei den Penobscot und heiratete die Tochter des Sachems Madockawando. Nach dessen Tod übernahm Castine die Häuptlingswürde, bis sein Sohn, Castine der Jüngere, alt genug zur Übernahme des Amtes war. Ein permanenter Handelsposten und eine Jesuiten-Mission bei dem heutigen Ort Castine in Maine wurde errichtet. Castine und sein Sohn waren unversöhnliche Feinde der Briten und unter ihrer Führung wuchs die Feindschaft der Penobscot gegenüber den Engländern, besonders deshalb, weil diese die Handelsbeziehungen abgebrochen hatten.
18. Jahrhundert
Die Penobscot unterstützten die Franzosen gegen die Engländer bei allen Kriegen an der Neuengland-Front bis zum Jahr 1749, in dem sie dauerhaft Frieden mit den Engländern schlossen. Als Resultat brauchten sie nicht mit den anderen Gruppen der Abenaki-Konföderation nach Kanada zu flüchten, sondern sie blieben bis heute in ihrem alten Wohngebiet. Im frühen 18. Jahrhundert wohnten die Penobscot in relativ großen Dörfern, die aus Häusern mit Rindendächern und Blockhüttenwänden bestanden.
Franzosen- und Indianerkrieg
Als der Franzosen- und Indianerkrieg (1755-1759) ausbrach, blieben die Penobscot offiziell neutral und drängten die anderen Stämme, es auch zu tun; aber die übrigen Östlichen Abenaki befanden sich zum größten Teil in Québec und hatten wenig zu verlieren. Sie verbündeten sich mit den Indianern der Küstenregion und griffen die Engländer an. Schließlich zwangen die Engländer auch den Penobscot den Krieg auf und enorme Skalpprämien, wie in den vorherigen Kriegen, wurden ausgesetzt: 50 Pfund für einen gefangenen Penobscot-Krieger, 40 Pfund für einen männlichen Skalp, 25 Pfund für eine gefangene Frau oder ein Kind und 20 Pfund für den Skalp einer Frau oder eines Kindes. Der Krieg endete 1759 mit dem Ende der französischen Herrschaft in Nordamerika und dem Verlust der meisten territorialen Rechte außerhalb des Penobscot-Flusssystems an die Engländer. 1764 forderten die Engländer offiziell den Besitz des unteren Penobscotgebiets. Die Penobscot konnten nicht mehr zwischen den zwei konkurrierenden Mächten die Balance halten und der Friedensvertrag von 1762 war im Grunde eine Kapitulation gegenüber den Engländern.
Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg
Im Jahre 1775 brach der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg (1775-1782) aus. Um der englischen Vorherrschaft entgegenzuwirken, verstärkten die Penobscot ihre Bindungen mit den Maliseet-Passamaquoddy, Micmac, Ottawa, Huronen und anderen früheren französischen Verbündeten in der Abenaki-Konföderation. Das Zentrum dieses Bündnisses wurde das Große Feuer in Caughnawaga in Québec, dem heutigen Reservat Kahnawake. Bei Ausbruch des Krieges hielten die Penobscot zu den rebellierenden Kolonisten, einerseits weil es politisch vorteilhaft war und andererseits, weil die Kolonisten auch die Unterstützung der Franzosen hatten. Massachusetts, damals gehörte Maine dazu, schien die territorialen Rechte der Penobscot nördlich von Bangor anzuerkennen, aber später gab es darüber eine Auseinandersetzung. Die Penobscot waren in örtliche Gefechte und in einige weiter entfernte Feldzüge verwickelt, wie Benedict Arnolds Angriff auf Québec. Sie waren am Ende des Krieges in einer hervorragenden Position, aber Massachusetts nutzte ein Missverständnis bei den Sicherheitsbürgschaften von 1775 als Anlass, sich den größten Teil des mittleren Penobscot Rivers anzueignen. Die nördliche Grenze dieses mittleren Abschnitts wurde 1786 festgelegt und 1796 gesetzlich verankert. Innerhalb dieses Gebiets behielten die Penobscot nur die Inseln im Fluss nördlich ihres Hauptdorfes Old Town. Außerdem behielten sie zwei Inseln vor der Küste.
19. und 20. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert wurden eine wachsende Zahl von Mischehen geschlossen. Junge Penobscot suchten sich oftmals Maliseet- und Passamaquoddy-Ehepartner. Angehörige anderer Stämme waren auch vertreten und es gab zunehmend Mischehen mit Nichtindianern. Trotzdem blieb Old Town auf Indian Island im Penobscot River eine wichtige und schnell wachsende Heimatstadt. Der Stamm wählt heute alle zwei Jahre einen Gouverneur und einen Abgeordneten ohne Sitz oder Stimme in die Legislative des Staates Maine, der sich lediglich zu Stammesfragen äußern darf. Die staatlichen Verpflichtungen gegenüber den Penobscot werden von einem Agenten verwaltet, dessen Büro sich auf einer Insel in Old Town befindet und von einem staatlichen Bevollmächtigten für indianische Angelegenheiten in Augusta. Verglichen mit den Passamaquoddy ziehen die Penobscot den alleinigen Nutzen aus den vertraglichen Vereinbarungen mit dem Staat. Sie sind nicht unmittelbar dem Bureau of Indian Affairs unterstellt, ein ungewöhnlicher Fall in den Vereinigten Staaten. Trotzdem sind sie berechtigt, von bundesstaatlichen Programmen zu profitieren und sind der bundesstaatlichen Gesetzgebung als indianische Bürger und anderen allgemeinen, die Indianer betreffenden Gesetzen, unterstellt.
Penobscot-Kinder besuchen zwar ihre eigene Grundschule, gehen aber außerhalb der Insel zu weiterführenden Schulen. Eine kleine katholische Mission sorgt für die religiösen und erzieherische Bedürfnisse des Stammes. Eine Minderheit der Penobscot besucht eine Baptistenkirche auf der Insel. Einige handwerkliche Fertigkeiten, besonders die Korbmacherei und Mokassin-Herstellung, werden weiterhin ausgeübt. Im Gegensatz dazu ist der Penobscot-Dialekt praktisch ausgestorben.
Demografie
Im Januar 1970 betrug die Bevölkerung inklusive Nichtansässiger 815 Personen, der Zensus aus dem Jahr 2000 gibt 2.045 Stammesangehörige an.
Quellen
Literatur
- Bruce G. Trigger (Hrsg.): Handbook of North American Indians. Vol. 15. Northeast. Smithsonian Institution Press, Washington D.C. 1978 ISBN 0-16-004575-4
Weblinks
Siehe auch
Kategorien:- Indianerstamm in Maine
- First Nation
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