Peter Graf

Peter Graf

Peter Graf (* 18. Juni 1938 in Mannheim) ist ein gelernter Versicherungskaufmann und Tennistrainer. Er ist Vater und ehemaliger Manager der deutschen Tennisspielerin Stefanie Graf. 1997 wurde er wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.

Inhaltsverzeichnis

Jugend und Elternhaus

Graf wuchs als einziges Kind von Alfons und Rosemarie Graf in einem streng katholischen Elternhaus in Mannheim auf. Nach dem Krieg besuchte er das Karl-Friedrich-Gymnasium in Mannheim. Die Mutter starb, als Peter Graf 18 Jahre alt war. Die Beziehung zum Vater war danach gestört, und die beiden sprachen jahrelang nicht miteinander. Graf spielte Fußball beim FC Friedrichsfeld.[1]

Förderer und Manager seiner Tochter Steffi Graf

Peter Graf arbeitete als Versicherungskaufmann und Gebrauchtwagenhändler, als er mit 27 Jahren den Tennissport für sich entdeckte. Innerhalb weniger Jahre brachte es Graf zum Spieler in der deutschen Regionalliga, erwarb den Trainerschein und eine Tennishalle.

Graf entdeckte früh die sportliche und motorische Begabung seiner Tochter Stefanie, die 1973 im Alter von vier Jahren mit dem Tennisspiel begann. Unter Anleitung des Vaters gewann Stefanie Graf 1975 ein traditionelles Jüngsten-Turnier in München. Überzeugt von ihrem Ausnahmetalent gab Peter Graf zwei Jahre später seine bisherigen Berufe auf und widmete sich fortan als Trainer ausschließlich dem sportlichen Erfolg der Tochter.

1977 war Graf Spielertrainer der ersten Herrenmannschaft beim Tennisclub Blau-Weiß in Bensheim.[2]

Die Presse versah die Tochter schon bald mit dem Attribut des „Wunderkindes“, was Peter Graf in seinen Überzeugungen bestärkte. 1982 meldete er die 13-jährige Tochter als Spielerin auf der Profi-Tour der WTA. Von diesem Zeitpunkt an war er auch ihr Manager. Der ehemalige tschechoslowakische Tennisprofi Pavel Slozil wurde zum offiziellen Trainer der jungen Deutschen bestellt. Grundlegende Entscheidungen, welche die sportliche Karriere sowie die Vermarktung von Tochter Stefanie betrafen, wurden jedoch weiterhin von Peter Graf getroffen.

Das enge Vertrauensverhältnis zwischen der aufstrebenden Tennisspielerin und ihrem Vater wurde in der Presse und unter Fachleuten unterschiedlich bewertet. Einige Stimmen bemängelten die Unerfahrenheit des Managers Peter Graf. Andere sorgten sich um das anscheinend hermetisch nach außen abgeriegelte Leben der jungen Tennisspielerin. Andere wiederum lobten den umsichtigen und vorsichtigen Aufbau der Karriere der Tochter, die unter Aufsicht des Vaters nicht das Schicksal vieler junger hochtalentierter Tennisspielerinnen erlitt, die früh ausbrannten.

1987 wurde Tochter Steffi Graf erstmalig Weltranglisten-Erste. 1988 schrieb sie mit dem sporthistorisch einmaligen Gewinn des Golden Slam Tennisgeschichte.

Verwicklung in vermeintliche und tatsächliche Skandale

Angebliche Schmiergeldzahlungen

1988 berichtete die Presse über finanzielle Unregelmäßigkeiten im Management von Stefanie Graf. Es hieß, für die Teilnahme der Tochter im Fed Cup seien Schmiergelder in Höhe von mehreren hunderttausend Mark gezahlt worden. Diese Behauptung wurde nie zweifelsfrei bewiesen.

Positiv wurde in dieser Zeit oft der Umstand hervorgehoben, dass die deutsche Tennisspielerin im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen nicht den Wohnsitz ins Ausland verlegte, um auf diese Weise Steuerzahlungen an den deutschen Fiskus zu umgehen.

Angebliche Beziehung zu dem Akt-Modell Nicole Meissner

Im Frühjahr 1990 geriet Vater Peter Graf über Wochen in das Visier der deutschen Boulevard-Presse. Die Bild-Zeitung behauptete, dass er eine Affäre mit dem ehemaligen Nacktmodell Nicole Meissner habe und berichtete über eine angebliche geheime Vaterschaft. Dem zwanzigjährigen Model wurde eine enge Beziehung zu Boxpromotor Ebby Thust zugeschrieben, dem seinerseits Kontakte ins Frankfurter Rotlicht-Milieu nachgesagt wurden. Es war in diesem Zusammenhang auch von einer versuchten Erpressung die Rede, welche auch die Zahlung von Schweigegeld beinhaltet habe. Steffi Graf verlor während dieser Krise die Weltranglisten-Führung und musste ungewöhnlich viele Niederlagen einstecken.

Verurteilung wegen Steuerhinterziehung

Im Jahre 1995 eröffnete die Staatsanwaltschaft Mannheim ein Verfahren wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung gegen Peter und Stefanie Graf. Am 23. Mai 1995, unmittelbar vor dem Beginn der French Open, fanden Hausdurchsuchungen statt. Das Interesse der Staatsanwaltschaft galt Presseberichten zufolge illegalen Steuersparmodellen und Anlageformen.

Am 2. August 1995 wurde Peter Graf „wegen dringenden Verdachts auf Steuerhinterziehung“ und der sich hieraus ergebenden potenziellen Flucht- und Verdunklungsgefahr in Untersuchungshaft genommen.

Die Online-Ausgabe des Berliner Kuriers berichtete am 15. Oktober 1995, dass der Tennisstar von der Staatsanwaltschaft Mannheim vernommen worden sei. Es war von Unstimmigkeiten hinsichtlich der Steuererklärung des Jahres 1993 die Rede, die möglicherweise verschiedene Einkünfte nicht oder nicht vollständig aufgeführt hätten und die möglicherweise von einem Schreibautomaten unterzeichnet worden sei. Die Tennisspielerin habe erklärt, mit allen finanziellen Angelegenheiten nicht selbst betraut gewesen zu sein. Peter Graf schwieg zu den Vorwürfen.

Am 27. November 1995 meldete das Nachrichtenmagazin Focus, dass Peter Graf in einer Erklärung gegenüber der Staatsanwaltschaft Mannheim sein bisheriges Schweigen breche, „die volle Verantwortung für die Finanzgeschäfte“ in der Steueraffäre übernehme und „dass er für alle geschäftlichen Angelegenheiten seiner Tochter zuständig“ sei. Außerdem werde er „in einer umfassenden Einlassung lückenlos auflisten, wie und wo die Millioneneinnahmen von Steffi Graf angelegt“ seien. Hierdurch wurde Tochter Stefanie vom Verdacht der Steuerhinterziehung entlastet und das Verfahren gegen sie eingestellt.

Die Berliner Zeitung berichtete am 5. Februar 1996 in ihrer Online-Ausgabe, dass der Schlussbericht der Steuerfahndung Mannheim zum Ergebnis komme, dass Peter Graf „zwischen „1989 und 1993 rund 41 Millionen DM zugunsten seiner Tochter am Fiskus vorbeigeschleust“ habe. In den beschlagnahmten Unterlagen seien Fahnder auf Werbeverträge gestoßen, „die in früheren Steuererklärungen nicht aufgetaucht waren“. Steffi Graf, so der Bericht, habe unterdessen versichert, „sie werde in Deutschland bleiben und für Fehler, die sie möglicherweise selbst gemacht habe, einstehen.“

Peter Graf selbst wurde 1996 gegen hohe Auflagen und die Zahlung einer Kaution von angeblich drei Millionen DM aus der Untersuchungshaft entlassen.

Am 17. April 1996 erhob die Staatsanwaltschaft Mannheim schließlich Anklage gegen Peter Graf und dessen Finanzberater. Der Vorwurf lautete auf Verdacht der „besonders schweren, gemeinschaftlich begangenen Steuerhinterziehung in zwölf Fällen“ . Das Urteil erging 1997: Peter Graf wurde wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 12,3 Millionen Mark zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.[3]

Bruch mit der Tochter und Scheidung von Ehefrau Heidi

Im Zuge des Gerichtsverfahrens ordnete Steffi Graf ihre finanziellen Angelegenheiten neu. In einigen Interviews betonte die Tennisspielerin, dass sie sich in Zukunft selbst um ihre finanziellen und sportlichen Angelegenheiten kümmern werde. Vater Peter verlor seine Stellung als Manager und sportlicher Ratgeber der Tochter. In der Presse war zeitweise auch von einem Bruch innerhalb der Familie Graf die Rede. Trotzdem betonte Tochter Stefanie öffentlich immer wieder die Solidarität zu Vater Peter. Im März 1998 wurde die Trennung des Ehepaares Peter und Heidi Graf bekannt gegeben.

Vorzeitige Haftentlassung und Neuverheiratung

Peter Graf wurde im April 1998 vorzeitig aus der Haft entlassen. Im August 1999 heiratete er Britta, eine 20 Jahre jüngere Augenoptikerin aus Mannheim, die er bereits seit ihrer Kindheit kannte und die eine 15-jährige Tochter in die Ehe einbrachte.[4] Neben Tochter Steffi Graf hat Peter Graf noch einen Sohn, Michael Graf. Er ist 1971 geboren und war kurze Zeit als Rennfahrer tätig.

Einzelnachweise

  1. Thomas Sulzer: Ich bin mit Steffi oft in die Kirche gegangen. Bild am Sonntag, 27. April 2008. http://www.bild.de/BILD/leute/star-news/2008/04/27/peter-graf/mit-steffi-oft-in-die-kirche
  2. Bergsträßer Anzeiger, vom 10. Mai 2007
  3. Die Peter Graf Story, Fernsehdokumentation für die ARD von Ulrich Stein. Erstsendung am 1. Mai 2008 um 21.45 Uhr im Ersten
  4. Still und heimlich: Peter Graf wieder verheiratet – Auch Steffi findet Britta prima, in Rhein-Zeitung, Ausgabe vom 29. August 1999

Weblinks


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