Peterskirche (Heidelberg)

Peterskirche (Heidelberg)
Die Peterskirche

Die Peterskirche ist die älteste Kirche der Heidelberger Altstadt. Seit dem Spätmittelalter diente sie vielfach als Universitätskapelle der Universität Heidelberg. Universitätskirche ist sie seit 1896.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Peterskirche wurde schon im 12. Jahrhundert errichtet. Somit ist sie sogar älter als Heidelberg selbst. Urkundlich kann man sie erstmals 1196 erschließen. Gestiftet wurde die Peterskirche vom Bistum Worms, als sich das Gebiet, auf dem sich Heidelberg heute befindet, noch in dessen Besitz befand. Der Name der Kirche weist bereits auf ihre Verbindung mit dem Wormser Dom hin. 1225 wurde das Gebiet dann dem Pfalzgrafen zum Lehen gegeben, und Heidelberg wurde gegründet.

Nutzung

Kirchturm der Peterskirche

Die Peterskirche war Pfarrkirche der Stadt Heidelberg bis zum Bau der größeren Heiliggeistkirche im 14. Jahrhundert. Sie steht im Eigentum der Evangelischen Stiftung Pflege Schönau. Der Peterskirche ist keine Pfarrgemeinde zugeordnet, sondern sie wird gemäß dem Vertrag von 1896 der Universität Heidelberg als Gotteshaus überlassen.

Zahlreiche Professoren wurden in ihr bestattet, so auch Marsilius von Inghen, der Gründungsrektor der Universität Heidelberg. Sein Grab ist heute allerdings nicht mehr erhalten, allerdings wurde 2011 zum 625. Jubiläum der Universität eine Gedenkplatte für Marsilius in der seitlichen Universitätskapelle errichtet. An den Innen- und Außenwänden der Kirche befinden sich insgesamt rund 150 Grabmale von Universitätsprofessoren und kurfürstlichen Hofleuten. Eine Ehrentafel in der südlichen Seitenkapelle erinnert an die Dichterin und Humanistin Olympia Fulvia Morata. Der zum Teil erhaltene Kirchhof war der damals außerhalb der Stadtmauer gelegene Hauptfriedhof für das Burgviertel und die Stadt.

Neben zahlreichen Konzerten werden in ihr heute an Sonn- und Feiertagen die evangelischen Universitätsgottesdienste gefeiert. Liturgie und Predigtdienst übernehmen die Angehörigen der Heidelberger Theologischen Fakultät und die Pfarrer der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) Heidelberg. Die Verantwortung für die Universitätsgottesdienste hat der vom Predigerkonvent, dem alle ordinierten Mitglieder der Theologischen Fakultät angehören, gewählte Universitätsprediger in Zusammenarbeit mit dem von der Gemeinde gewählten Kapitel (Kirchenvorstand).

Die Kirche ist von April bis Oktober auch werktags geöffnet (Montag bis Freitag zwischen 11h und 17h, Sonnabend zwischen 11h und 14h).

Orgel

Die Orgel der Peterskirche wurde 1984 von der Orgelbaufirma Johannes Klais (Bonn) erbaut. Das Instrument hat 34 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[1]

Baumaßnahmen und künstlerische Gestaltung

Friedensfenster von Johannes Schreiter in der Peterskirche

1485-1496 wurde die Peterskirche im spätgotischen Stil neu gebaut und stark erweitert. Während von den spätromanischen und hochgotischen Vorgängerbauten Befunde weitgehend fehlen, entspricht der spätgotische Bau in seinen Ausmaßen (Umfassungsmauern von Chor und Langhaus) im Wesentlichen der heutigen Kirche. 1496 wurden an das Langhaus je zwei Kapellen an der Nord- und Südseite angefügt. Die Sakristei an der Südseite wurde etwas später gebaut.

Nach der Stadtzerstörung von 1689/1693 war die Peterskirche eine ausgebrannte Ruine mit Turmstumpf. Der Innenraum wurde dank einer neuen Raumkonzeption in eine barocke Quersaalkirche verwandelt. Nach der Badischen Union der lutherischen und reformierten Kirche (1821) verlor die Peterskirche an Bedeutung.

Von 1864 bis 1870 wurde sie dank der Unterstützung der Universität und mit den Geldmitteln, die die Kirche aus dem Verkauf von Gelände für den Bau der Odenwald-Eisenbahn (1859/60) erhalten hatte, unter der Leitung von Ludwig Franck-Marperger großzügig in eine dreischiffige Hallenkirche im damals herrschenden neugotischen Stil umgebaut. 1883, dem 400. Geburtstag von Martin Luther, wurde an der Ostseite der Kirche zu seinen Ehren die Luthereiche gepflanzt. Zum Universitätsjubiläum 1884 wurde der Kirchturm dem des Freiburger Münsters angepasst. Um die Turmspitze vor schädlichen Witterungseinflüssen zu schützen wurde sie in der jüngeren Vergangenheit allerdings hinter einem Kupferdach verborgen.

2004/05 erfolgte eine aufwändige Innenrenovation, infolge dessen auch neue Prinzipalstücke (Altar, Lesepult, Taufbecken, Osterkerzenständer) und ein freistehendes Kreuz im Chorraum, die der Künstler Matthias Eder aus COR-TEN-Stahl geschaffen hat, in Gebrauch genommen wurden.

Im Juli 2006 wurden vier neue Kirchenfenster des bedeutenden Glaskünstlers Johannes Schreiter eingebaut. Drei Fenster befinden sich in der südlichen Seitenkapelle, der „Universitätskapelle“, und thematisieren „Begegnung“, „Auferstehung“ und „Verfolgung“. In der nördlichen Seitenkapelle, die als Gebets- und Meditationsraum dient, befindet sich das Glasfenster „Frieden“. Im März 2008 wurde dort eine moderne Christusskulptur der koreanischen Künstlerin Lee Choon-Mann aufgestellt, die zu Meditation und Gebet einlädt.

Seit Januar 2010 liegen Entwürfe von Johannes Schreiter für fünf Fenster im Langhaus vor. Die drei großen gotischen Fenster thematisieren "Heiliger Geist" und "Taufe" auf der Nordseite und "Himmlisches Jerusalem" auf der Südseite. Zwei kleinere Fenster gestalten das Thema "Wort" und "Sakrament". Mit dem Einbau dieser Fenster wurde im November 2010 begonnen.

Literatur

  • Hans Gercke: Kirchen in Heidelberg, Großer Kunstführer Bd. 258, Verlag Schnell und Steiner Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-2413-8
  • Charlotte Magin/Helmut Schwier (Hg.): Kanzel, Kreuz und Kamera konkret. Ein Gottesdienstprogramm aus Heidelberg, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2008, ISBN 978-3-374-02646-3
  • Adolf von Oechelhaeuser (Bearb.): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Heidelberg (Kreis Heidelberg). (Die Kunstdenkmäler des Grossherzogtums Baden, Achter Band, Zweite Abteilung). Tübingen, 1913; Online: http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kdm8bd2
  • Helmut Schwier (Hg.): Geöffnet. Raum und Wort in der Heidelberger Universitätskirche, Verlag Otto Lembeck Frankfurt am Main 2006 (252 Seiten und 26 Abbildungen), ISBN 3-87476-514-8
  • Helmut Schwier / Michael Welker (Hg.), Schöpfung: glauben - loben - handeln. Predigten und Reflexionen zu Natur und Schöpfung, Impulse aus der Heidelberger Universitätskirche Bd. 1, Universitätsverlag Winter Heidelberg 2010, ISBN 978-3-8253-5836-5
  • Helmut Schwier (Hg. i.A. der Evangelischen Universitätsgemeinde Heidelberg): Begegnungen, Vertreibungen, Kriege. Gedenkbuch zur Geschichte der Universität Heidelberg, Universitätsverlag Winter Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8253-5906-5
  • Anneliese Seeliger-Zeiss: Die Ev. Peterskirche - Universitätskirche Heidelberg, Schnell Kunstführer Nr.1595, 2. neu bearb. Auflage 2006, ISBN 3-7954-5303-8
  • Theo Sundermeier: „Den Frieden lasse ich euch…“ Die Schreiter-Fenster in der Peterskirche in Heidelberg, hg. von der Evangelischen Universitätsgemeinde Heidelberg und der Evangelischen Stiftung Pflege Schönau, Verlag Otto Lembeck Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-87476-562-6

Einzelnachweise

  1. Informationen zur Orgel der Peterskirche

Weblinks

 Commons: Peterskirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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