Attische Nächte

Attische Nächte

Das Werk Noctes Atticae (lateinisch „Attische Nächte“) wurde um 170 von dem römischen Schriftsteller und Richter Aulus Gellius verfasst. Der Titel des Werkes erklärt sich daraus, dass Gellius mit der Abfassung während der langen Winternächte begann, die er in Attika verbrachte, auch wenn er das Werk erst später in Rom fertigstellte.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung und Inhalt

Das in zwanzig Bücher gegliederte Werk – von Buch VIII sind nur die ausführlichen Inhaltsangaben erhalten – zählt zur Gattung der Buntschriftstellerei. Gellius sammelte für sein Buch Auszüge aus Werken von circa 275 Autoren aus zahlreichen Wissensgebieten wie Grammatik, Etymologie, Literatur, Geschichte, Philosophie, Recht und über Wesen die er in Scythien beschreibt, die sogenannten Arimaspi (Zyklopen) und Pygmäen. In bunter Abfolge arbeitete er seine Notizen über allerhand Wissenswertes, Pikantes oder Kurioses zu kleinen Essays aus. Während die einzelnen Kapitel in sich meist klar gegliedert und souverän formuliert sind, gibt es keine systematische Gesamtordnung. Stilistisch ist das Werk meist im anspruchsvollen Plauderton der gebildeten Oberschicht gehalten. So ergibt sich zwar kein Lehrbuch, aber eine belehrende und zugleich unterhaltende Lektüre.

Absicht

In der Vorrede macht Gellius seine Absicht klar:

„Andere anziehende Schriften wird man finden; allein der Zweck, den ich bei der Abfassung dieses Werkes verfolgte, war kein anderer, als dass meine Kinder in den Freistunden, wenn sie von ihren Arbeiten geistig ausruhen können, auch sofort eine angemessene Lektüre vorfinden sollen.“

Dabei ist zu erkennen, dass er sich auf geschichtliche Anekdoten und Personen aus der Zeit der Könige und der Republik (753–31 v.Chr.) beschränkte; in seinem Sammelwerk finden sich dagegen kaum Episoden aus der Kaiserzeit. Der Grund dafür war wohl, dass Gellius seinen Kindern zeigen wollte, aufgrund welchen Verhaltens, welcher Werte und welcher Normen Rom zu dem geworden war, was es Mitte des 2. Jahrhunderts repräsentierte. Deswegen nahm er viele Texte in seine Sammlung auf, die bereits 400 Jahre zuvor verfasst worden waren – manche gab er wörtlich, manche in seinen eigenen Worten wieder.

Nachwirkung und Bedeutung

Die Noctes Atticae wurde im hohen Mittelalter sowie in der frühen Neuzeit sehr geschätzt und bildet bis heute eine wichtige Quelle für historische und sprachliche Einzelheiten sowie zahlreiche Fragmente aus verlorenen Werken antiker Autoren. Sie sind zudem höchst wertvoll für das Verständnis der römischen und griechischen Gesellschaft in der Zeit des Kaisers Marc Aurel, in der sich die Gebildeten wie Gellius gerne in einer ‚klassizistischen‘ Tendenz der ruhmreichen Vergangenheit zuwandten.

Ausgaben

Lateinischer Originaltext:

  • C. Hosius (Herausgeber): Noctes Atticae. 2 Bände, Leipzig 1903, Nachdruck 1981

Deutsche Übersetzungen:

  • F. Weiss (Herausgeber): Die attischen Nächte. 2 Bände, 1875–1876, Nachdruck WBG, Darmstadt 1981
    Einzige deutsche Gesamtübersetzung
  • Heinz Berthold (Herausgeber): Attische Nächte. Aus einem Lesebuch der Zeit des Kaisers Marc Aurel. Insel Verlag, Leipzig 1987
    Neue Auswahlübersetzung

Bearbeitungen für den Schulgebrauch:

  • Josef Feix (Herausgeber): Noctes atticae. Schöningh Verlag im Schulbuchverl. Westermann, 1978, ISBN 3-140-10714-5
  • Michael Dronia (Herausgeber): Transfer 1. Geschichten aus dem alten Rom. Aus Gellius, Noctes Atticae. (Lernmaterialien). Auszüge mit Lernmaterialien, Buchner Verl., Januar 2003, ISBN 3-766-15161-4

Literatur

  • Jens-Olaf Lindermann: Aulus Gellius. Noctes Atticae, Buch 9 - Kommentar. Weißensee Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3-89998-097-4

Weblinks


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