- Pfahlgründung
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Die Pfahlgründung ist in der Bauausführung eine Variante der Tiefgründung. Mit ihr können die Lasten von Tragwerken in tiefere, tragfähige Bodenschichten abgetragen werden. Bei der Pfahlgründung werden Pfähle (auch Piloten genannt)[1] in den Baugrund gebohrt oder gerammt, bis eine ausreichend tragfähige Boden- oder Gesteinsschicht erreicht ist. Die Lasten des Tragwerkes werden dann zum einen durch die Reibung des Pfahls mit dem Baugrund (Mantelreibung) und zum anderen über den Spitzendruck der Pfähle abgetragen.
Wird bei der Einleitung von Bauwerkslasten in den Baugrund sowohl die Tragwirkung der Pfähle als auch der Fundamentplatte berücksichtigt, dann wird das als kombinierte Pfahl-Platten-Gründung bezeichnet.[2]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bis Ende des 19. Jahrhunderts (und heute noch bei kleineren Bauten, wie Bootsschuppen) wurden angespitzte Holzpfähle oder Baumstämme in den Boden getrieben. Holzpfähle sind äußerst stabil und haltbar, wenn sie dauernd im Wasser stehen. Holzpfähle in Wasserwechselzonen, also z. B. an Standorten mit wechselnden Grundwasserständen, verrotten. Als größte Pfahlgründung gilt Venedig, wo die ganze Stadt im Laufe von Jahrhunderten auf Hunderttausenden Baumstämmen gegründet wurde. Aber auch viele alte und neue Gebäude in den Niederlanden, namentlich das Königliche Palais in Amsterdam und die alten Lagerhäuser der Speicherstadt in Hamburg stehen auf Holzpfählen.
Heute werden teilweise (aber wegen mangelnder Festigkeit nicht in Deutschland) Stampfbetonsäulen, also Säulen aus reinem Beton, verwendet.
Verschiedene Pfahlarten
Pfahlgründungen können je nach Einsatzzweck, Boden- und Umgebungsbedingungen aus verschiedenen Materialien bestehen, bzw. auf verschiedene Weisen hergestellt werden.
- Einsatzzweck: Für dauerhafte Bauwerke sind Stahlbetonpfähle insbesondere wegen der Materialkosten vorteilhaft. Stahlpfähle hingegen können bei temporären (Hilfs-) Bauwerken nach ihrer Benutzung wieder aus dem Boden gezogen und wiederverwendet werden.
- Bodenbedingungen: Je nach dem wie fest oder locker die vorhandenen Bodenschichten sind, ist es möglich Pfähle in zu pressen, einzuspülen, zu schrauben oder zu rammen. Unabhängig von den Bodenbedingungen ist es möglich Pfähle in vorgebohre Löcher zu stellen oder sie in vorgebohrten Löchern vor Ort zu betonieren.
- Umgebungsbedingungen: Das entsprechende Einbauverfahren hängt oft von der Umgebung und deren Bebauung ab. Z. B. ist es oft nicht möglich Pfähle in Innenstädten rammend einzubauen, da die Erschütterungen zu groß sind.
Stahlpfähle
Stahlpfähle in Form von Rohren werden als Vollverdrängungspfähle bezeichnet, da sie den Boden beim Einbau zur Seite verdrängen. Wird das Stahlrohr nicht gerammt, sondern eingedreht und gedrückt, spricht man von Vollverdrängungs-Bohrpfählen.
Stahlpfähle in Form von Doppel-T-Trägern werden gerne als temporäre Pfähle genutzt. Reicht die Reibung und der zwischen den Flanschen entstehende Druckbogen zum Lastabtrag aus, können diese Pfähle eingerammt werden. Muss ein höherer Spitzendruck aufgenommen werden, kann ein solcher Träger auch mit einem angehefteten Stahlbetonsockel in ein vorher erstelltes Bohrloch gestellt werden. Das Bohrloch wird anschließend mit Erde verfüllt. Die Heftungen brechen dann beim späteren Herausziehen des Pfahls, sodass dieser wiederverwendet werden kann. Lediglich der Stahlbetonsockel verbleibt als "verlorene Spitze" im Boden.
Im Gegensatz zu gerammten Stahlbetonfertigteilpfählen zeichnen sich gerammte Stahlpfähle durch ihre Bruchfestigkeit aus wenn sie auf Hindernisse, wie z. B. große Steine, treffen. Dadurch ist es möglich Stahlpfähle selbst durch harte Bodenschichten bis auf Fels zu rammen.
Eingesetzt werden gerammte Stahlpfähle gerne auch im Hafenbau und im Offshorebereich. Hier sind die beim Einbau entstehenden Erschütterungen nicht störend.
Duktilpfahl[3]
Der Duktilpfahl ist ein Fertigteil-Rammpfahlsystem aus duktilem Gusseisen. Der Pfahl ist für zulässige Gebrauchslasten von 300 kN bis 1100 kN je nach Durchmesser und Wandstärke des Pfahlrohres ausgelegt. Die Pfahlrohre zu Einzellängen von 5,0 m werden von den Tiroler Röhren- und Metallwerken in Hall in Tirol im Schleudergussverfahren aus duktilem Gusseisen hergestellt. Das Herzstück des Pfahles ist die Muffe, durch die der Pfahl endlos kuppelbar und in beliebiger Länge hergestellt werden kann. Beim unteren Abschluss des Pfahles, der Pfahlfußplatte unterscheidet man zwischen zwei Ausführungsmöglichkeiten, dem mörtelverfüllten Pfahl und dem mantelverpressten Pfahl. Der mörtelverfüllte Pfahl wird mit einer Pfahlfußplatte ausgestattet, die das Pfahlrohr dicht abschließt. Der Pfahl wird auf die erforderliche Endtiefe gerammt und anschließend mit Betonmörtel verfüllt. Der Lastabtrag erfolgt hauptsächlich über den Spitzendruck. Beim mantelverpressten Pfahl wird eine Fußplatte verwendet, die größer ist als der Pfahlrohrquerschnitt. Diese erzeugt einen Ringraum, der durch die Verpressung aufgefüllt wird. Dazu wird während der Rammung Mörtelbeton durch das Pfahlrohr zum Pfahlfuß gefördert und bei der Fußplatte in den Boden gepresst, dabei entsteht ein Betonmantel. Der Lastabtrag kann so über die Mantelreibung erfolgen. Die Einzelrohrschüsse werden mit einem Schnellschlaghammer und speziellem Einsteckwerkzeug eingerammt, als Trägergerät eignet sich z. B. ein Hydraulikbagger.
Betonfertigteilpfähle
Weltweit werden heute hauptsächlich Fertigbeton-Rammpfähle aus Stahlbeton oder Spannbeton mit quadratischem Querschnitt verwendet. Die Pfähle werden für ein weites Einsatzspektrum von einfachen Hallen bis Windkraftanlagen eingesetzt. Fertigbeton-Rammpfähle haben zwei Nachteile. Treffen sie auf Felsbrocken, können sie brechen. Außerdem sind die Erschütterungen durch das Rammen in Innenstädten zu groß, sodass ihr Einsatz hier nicht möglich ist.
Ortbetonpfähle
Wird der Beton vor Ort eingebracht (heute meist Transportbeton), spricht man von Ortbetonpfählen. Der Durchmesser und die Länge der Pfähle kann jeweils auf die entsprechenden Anforderungen ausgelegt werden.
Insbesondere beim Tragfähigkeitsnachweis müssen Ortbetonpfähle in Groß- und Kleinbohrpfähle ("Mikropfähle") unterschieden werden. Mikropfähle sind im Durchmesser kleiner als 30 cm. Von Großbohrpfählen spricht man entsprechend bei Pfählen mit einem Durchmesser größer gleich 30 cm.[4]
Ein Beispiel für den Einsatz von Ortbetonpfählen ist der Kaispeicher A in Hamburg. Der in den sechziger Jahren errichtete 108 mal 85 Meter große Bau, steht im weichen Elbschlick und ist auf exakt 1111 Stahlbetonpfählen gegründet. Da das berechnete Gewicht des Speichers, der zeitweise komplett mit Kakaosäcken gefüllt werden sollte, sehr groß war, wurden die Pfähle auf eine Tragkraft von je 160 Tonnen ausgelegt und mit einem Durchmesser von 50 cm ausgeführt. Die Stahlbetonpfähle leiten das Gewicht durch Bodenschichten aus Klei und Torf in stabilere Sandschichten.[5]
Herstellung
Bei einem Bohrpfahl wird die Erde nicht verdrängt, sondern ein unten offenes Stahlrohr in die Erde gebohrt. Die Erde wird dabei entfernt und es wird eine Stahlbewehrung eingebracht und das Rohr mit Ortbeton verfüllt. Das Stahlrohr wird entsprechend dem Betonierfortschritt schrittweise herausgezogen. Diese Art Ortbetonpfahl wird für statisch anspruchsvolle Gründungen wie bei Hochhäusern oder Brücken verwendet. Eine weitere Verwendungsmöglichkeit besteht im Aneinanderreihen von Bohrpfählen um eine durchgehende Bohrpfahlwand zu erstellen, die dann z. B. als Baugrubensicherung dient.
Ein anderes Verfahren zur Herstellung von Bohrpfählen ist die Schneckenbohrtechnik. Hierbei wird eine hohle Endlos-Bohrschnecke in den Boden „gedreht“. Ist die gewünschste Tiefe erreicht, wird Beton durch die hohle Bohrschnecke gepresst und diese damit nach oben gedrückt. Die Stahlbewehrung wird, nachdem die Bohrschnecke und der nach oben beförderte Boden entfernt wurde, in den noch frischen Beton eingerüttelt.
Bei dem Pressbetonbohrpfahl oder Mörtelverpresspfahl werden nach der Herstellung die Zwischenräume mit Mörtel verpresst, um zusätzlichen Halt zu erzeugen.
Nachdem der Pfahl betoniert wurde und der Beton ausreichend abgebunden hat, wird die Baugrube ausgehoben, sodass die Pfahlköpfe zum Vorschein kommen. Die Bohrpfahlköpfe werden anschließend auf das erforderliche Niveau abgebrochen, so dass der Pfahlkopf an der Unterkante des Fundaments oder der Bodenplatte endet. Ist der Pfahl bewehrt, bindet man die Armierung mit der erforderlichen Länge in das anzuschließende Bauteil ein. Das Abbrechen des überstehenden Pfahlkopfes erscheint zunächst wie eine Materialverschwendung. Der Grund für dieses „Überbetonieren“ der Pfähle liegt im Betonierverfahren. Um eine Entmischung des Frischbetons zu vermeiden wird mit dem Kontraktorverfahren betoniert. D.h. das Betonierrohr endet immer unterhalb der Frischbetonoberfläche. Der „schlechte“, weniger tragfähige Beton schwimmt oben auf und muss nach dem Abbinden abgestemmt werden.
Pfahlprüfung
Die Pfähle werden je nach Anforderung verschiedenen Tests unterzogen. Die Tests müssen von einem zertifizierten Pfahlprüfer durchgeführt werden. Die derzeit häufigsten Prüfungsverfahren:
- Pfahlintegritätsprüfungen
- Dynamische Pfahlprobebelastungen
- Statische Pfahlprobebelastungen
Siehe auch
Einzelnachweise
Kategorien:- Geotechnik
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- Erdbohrtechnik
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