Pfarrkirche St. Marien (Friedland)

Pfarrkirche St. Marien (Friedland)
Friedland, Pfarrkirche St. Marien, Westseite
Südseite der Kirche
Feldsteinuntergeschoss des Turmes mit Fritz-Reuter-Denkmal

Die St.-Marien-Kirche in Friedland (Mecklenburg) ist eine der größten Backsteinkirchen in Norddeutschland. Sie besitzt seit 2008 den Status der Hauptkirche der Großgemeinde St. Marien Friedland.

Der weithin sichtbare Kirchturm der in mehreren Bauabschnitten zwischen 1330 und 1500 errichteten gotischen Backsteinkirche ist, samt Kreuz an der Helmspitze, ca. 91 Meter hoch. Das Kirchenschiff misst ca. 70 Meter in der Länge und weist eine Höhe von ca. 17 Metern am Scheitelpunkt der Gewölbe auf. Die dreischiffige Hallenkirche mit elf Jochen besitzt ein ausgeprägtes Kreuzgewölbe.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zu Beginn der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde das Untergeschoss des Turms aus Feldsteinen als erster Sakralbau der 1244 gegründeten Stadt erbaut. Ab dem Jahr 1330 wurde eine gotische Kirche mit anfangs noch sechs Jochen errichtet, ab 1340 auf neun Joche verlängert und in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts auf elf Joche erweitert. Hierbei wurde auch der andauernde Wettstreit um die größte Kirche zugunsten von Friedland gegen Neubrandenburg entschieden. Im Zuge dieser Arbeiten plante man eine westliche Doppelturmfassade, die jedoch nicht ausgeführt wurde.

Beim großen Stadtbrand im Jahr 1703 wurde die Kirche stark beschädigt und verlor einen Großteil ihrer Ausstattung. Der anschließende Wiederaufbau wurde vornehmlich von wohlhabenden Friedländer Bürgern mitfinanziert. An den Pfeilern im Chorraum finden sich noch heute Tafeln, auf welchen die Stifter angegeben sind. Bei Restaurierungsarbeiten wurden in den Jahren 1866 und 1885 bis 1889 der gestufte Ostgiebel, die beiden Seitengiebel und fast der gesamte Bauschmuck erneuert. Außerdem bekam der Turm einen oktogonalen Turmhelm.

Innenausstattung

Die Kanzel stammt aus der Spätrenaissance, die Sängerempore aus der Zeit nach dem Brand von 1703. An ihr künden unterhalb der Orgel zwei Schnitzfiguren von Tod und Auferstehung des Menschen.

Das Altarbild, von Professor Kannengießer aus Neustrelitz im Stil der Nazarener gemalt, zeigt Jesus Jesus Christus als Heiland mit der Dornenkrone.

Im rechten Untergeschoss des Turms befindet sich die 1248 errichtete Kapelle, die als Keimzelle der heutigen Kirche gilt und schon zu Zeiten der Stadtgründung vorhanden war. In ihr befindet sich ein mittelalterliches Fresko der christlichen Heilsgeschichte aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, das in dieser Form einmalig in Norddeutschland ist. Durch starke Witterungseinflüsse ist es äußerst gefährdet.

Zur Innenausstattung gehören weiterhin zwei Taufsteine aus Granit aus dem 13. und 14. Jahrhundert sowie ein Relief aus dem 16. Jahrhundert.

Besondere Erwähnung verdienen außerdem die Garnweberempore mit allegorischen Malereien der vier Evangelisten aus dem frühen 18. Jahrhundert und das im linken Seitenschiff befindliche Gestühl der Friedländer Handwerkerzünfte.

Umgebung

Vor der Südseite des Turms erinnert ein Denkmal an Fritz Reuter, der hier eine Gelehrtenschule besuchte. Direkt gegenüber dem Hauptportal liegt die ehemalige Schule, eines der ältesten Gebäude der Stadt.

Orgel

Zur Ausstattung der Kirche gehört eine Orgel des aus Schönbeck bei Friedland stammenden Orgelbauers Wilhelm Sauer. Das Instrument, 1905 für die Pauluskirche in Berlin-Zehlendorf gebaut, wurde 1934 nach Friedland umgesetzt und steht hier im Barockprospekt von David Baumann aus dem Jahre 1744. Gegenwärtig weist das Werk 41 Register auf 3 Manualen und Pedal auf. Das Instrument hat pneumatische Kegelladen.

I Hauptwerk C–g’’’
1. Bordun 16’
2. Prinzipal 8’
3. Gemshorn 8’
4. Flûte harmonique 8’
5. Octave 4’
6. Rohrflöte 4’
7. Quinte 22/3
8. Superoctave 2’
9. Kornett III-V 8’
10. Mixtur IV
11. Trompete 8′
II Oberwerk C–g’’’
12. Salicional 8’
13. Grossgedackt 8’
14. Quintadena 8’
15. Praestant 4’
16. Blockflöte 4’
17. Nassard 22/3
18. Prinzipal 2’
19. Terz 13/5
20. Sifflöte 1’
21. Cymbel III
22. Krummhorn 8’
III Schwellwerk C–g’’’
23. Lieblich Gedackt 16’
24. Geigenprinzipal 8’
25. Soloflöte 8’
26. Aeoline 8’
27. Fernflöte 4’
28. Fugara 4’
29. Piccelflöte 2’
30. Larigot 11/3
31. Scharff IV
32. Horn-Oboe 8’
33. Regal 4’
Pedal C–g’
34. Prinzipalbass 16’
35. Subbass 16’
36. Octavbass 8’
37. Bassflöte 8’
38. Choralbass 4’
39. Nachthorn 2’
40. Rauschpfeife II
41. Posaune 16’
  • Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
  • Spielhilfen: 3 freie Kombinationen, 3 feste Kombinationen (Mezzoforte, Forte und Tutti), Piano-Pedal, Mezzoforte-Pedal, Walze (Registercrescendo), Absteller (Rohrwerke, Hauptregister, Hauptkoppeln, Walze)

Glocken

Im Turm der Marienkirche befand sich bis zum Stadtbrand 1703 ein mittelalterliches Geläut aus mehreren Glocken. Der Friedländer Meister Ernst Siedenbaum goss die große Glocke bereits im Jahr 1706 neu. Sie wurde im Jahr 1708 mit zwei kleinen Glocken auf den Turm gebracht. Am 29. April des selben Jahres läuteten sie erstmals zum Begräbnis des Bürgermeisters Joachim Schultz. Die große Glocke sprang 1711 beim Trauerläuten für Kaiser Joseph I., eine der kleineren 1715. Der notwendig gewordene Neuguss wurde 1716 durch Meister Michael Beguhn vollzogen, der auch die Glocken der Nikolaikirche angefertigt hatte. 1719 erneuerte er die große Glocke. 1820 war ein Umguss der zweiten, heute größeren Glocke, nötig, den Meister Schwenn aus Stettin vollzog.

1876 wurde die 180 Zentner wiegende, große, heute verschollene Glocke neu angefertigt. Sie trug folgende Inschrift:

Auxilio fortissimo Dei. Friedrich Wilhelm von Gottes Gnaden, Großherzog von Mecklenburg.
Die Schläfer weck ich, die Toten klag ich,
Die Bösen schreck ich, den Frommen sag ich,
Mischend der ehernen Stimme Klang
In der himmlischen Lobgesang:
Ehre sei Gott in der Höhe!

Auf der entgegengesetzten Seite steht:

Gustav Horn. Pastor Mar:
Carl Bossart, Pastor Nicol:
Achim Mayer, Pastor Mar:
Hermann Götze, Judex, Oecon.
Carl Hoff, Oecon.
Gegossen von C. Voß u. Sohn in Stettin 1876. Nr. 627

Die beiden im Turm verbliebenen Glocken wurden im Jahr 1994 restauriert. Im Jahre 2010 erhielten sie einen schonenden, selbstregulierenden Antrieb.

Literatur

  • Ulrich Hermanns: Mittelalterliche Stadtkirchen Mecklenburgs. In: Denkmalpflege und Bauwesen im 19. Jahrhundert. Schwerin 1996, ISBN 3-931185-15-X, S. 242–249, 389–392.
  • Achim Mayer (Pastor in Friedland): Geschichte des Großherzogtums Mecklenburg-Strelitz von seiner Entstehung bis zur Gegenwart nebst Chronik der Stadt Friedland von 1244–1896. Verlag der Barnewitz’schen Hofbuchhandlung Otto Kruse, Neustrelitz 1896.

Weblinks

 Commons: St. Marien (Friedland) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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