Pfingstlümmel

Pfingstlümmel

Pfingstlümmel ist eine Figur insbesondere aus dem Oberpfälzer Brauchtum. Als Pfingstlümmel wird am Pfingstsonntag derjenige bezeichnet, der als letzter der Familie das Bett verlässt. Dieser Brauch ist in anderen Gegenden auch als „Pfingstochse“ oder „Palmesel“ (am Palmsonntag) bekannt. Der Brauch geht auf vorchristliche Zeiten zurück und war ursprünglich ein Fruchtbarkeitsritual, wobei die Befruchtung der Erde nach dem Winter gefeiert wurde. Ein Hinweis auf den Ursprung des Brauches sind die bunten Fahnen oder Bänder die in allen Auslegungsvarianten verwendet werden. Sie verkörpern die leuchtenden Farben der Blumen des Frühjahres. Das Brauchtums des Pfingstlümmels steht, wie alle Fruchtbarkeitskulte in der Zeit um das Pfingstfest, in Tradition zu dem Fest des Grünen Georgs.

Inhaltsverzeichnis

Erweitertes Brauchtum

Als für allem für Kinder interessante Gestaltung des Brauchs gibt (oder gab) es die sogenannten Pfingstlümmelfahrten.

Eine mögliche Variante am Beispiel Raigerings (Amberg) war ein mit Stroh verkleideter und mit bunten Fähnchen und Bändern geschmückter großer Pferdeleiterwagen in dem der sogenannte Pfingstlümmel saß. Der Wagen wurde von der Burschenschaft (Dorfjugend) durch die Straßen des Dorfes gezogen. Die Kinder am Straßenrand versuchten eines oder mehrere der Fähnchen zu stehlen. Diese wurden jedoch vom Pfingstlümmel mit einem Stecken aus dem Wageninneren verteidigt.

In Schalkstetten auf der Schwäbischen Alb wird der Brauch des Pfingstlümmels auf ganz andere Weise aufrecht gehalten. Die männliche Dorfjugend treibt einen komplett mit Laub eingebundenen Pfingstlümmel durchs Dorf und erfreut sich mit diesem Brauch am Ende des Winters.

Eine weitere Variante kann man heute noch in der Gemeinde Schmidgaden (Landkreis Schwandorf) bewundern. Hier wird ein Junge in einen Sack gesteckt und in einem kleinen mit bunten Fahnen und Bändchen geschmückten Leiterwagen von zwei weiteren Jungen durch die Dorfstraßen gezogen. Um sich vor Neugierigen zu wehren, hat der Pfingstlümmel eine Nadel mit in den Sack bekommen. An jeder Haustüre bitten die begleitenden Mädchen der Pfingstlümmelfahrt um Eier oder um Schmalz und sagen dazu ein kleines Gedicht auf.


Literatur

  • Der Pfingstlümmel. Altbayerischer Festtags- und Brauchtums-Kalender. Amberg 2006 (2005), Seite 61
  • Gustl Motyka: Pfingstschwanz und Pfingstlümmel. Bräuche in der Oberpfalz zu den Pfingstfeiertagen. 1999
  • Gustl Motyka: Alte Oberpfälzer Bräuche. Von Neujahr bis Silvester durch das Bauernjahr. 2002, ISBN 3-931904-93-8

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise


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