Pheidon (Athen)

Pheidon (Athen)

Pheidon war einer der Dreißig Tyrannen, die in Athen nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges mit Sparta (431–404 v. Chr.) vom August 404 v. Chr. bis zum März 403 v. Chr. eine oligarchische Schreckensherrschaft errichteten und mehrere Monate – zuletzt auch mit Hilfe einer spartanischen Besatzungstruppe – aufrechterhielten. Seine genauen Lebensdaten sind nicht bekannt.

Pheidon scheint in seinem politischen Wirken (wie sein Kollege Eratosthenes) dem gemäßigten Flügel der Oligarchen zugerechnet worden zu sein, denn er wird als ein Gegner des Scharfmachers Kritias bezeichnet und man traute ihm nach dem Sturz der „Dreißig Tyrannen“ zu, versöhnend zu wirken. Er wurde deshalb wie Eratosthenes 403 v. Chr. zu einem Mitglied des ersten Kollegiums der Zehnmänner (die sogen. „Dekaduchen“) gewählt, die als Regierung eingesetzt wurden. Auch diese Regierung basierte noch auf oligarchischen Prinzipien. Sie war aber damit beauftragt, die Aussöhnung mit den Bewohnern der Hafenstadt Piräus herbeizuführen. Pheidon enttäuschte allerdings diese Hoffnungen, da er bereits nach kurzer Zeit nach Sparta reiste, um dort militärische und finanzielle Unterstützung für die Fortführung des militärischen Kampfes gegen die demokratischen Widerständler zu erbitten.

Wie in der Schrift Athenaion politeia berichtet, wurde die Zehnmänner-Regierung unter Pheidon nach einiger Zeit abgewählt und durch ein zweites Dekaduchen-Kollegium unter Rhinon von Paiania ersetzt, der sich ernsthafter als Pheidon um eine Aussöhnung mit der demokratischen Opposition bemühte. Die beiden Regierungen der Zehnmänner dauerten nur kurze Zeit. Sie erhielten keine ausreichende Unterstützung durch Sparta und wurden letztlich durch die militärischen Ereignisse überrollt. Dem spartanischen König Pausanias gelang es, im Zusammenspiel mit Rhinon und der demokratischen Piräus-Partei eine Aussöhnung der Athener zustande zu bringen.

Über Pheidons weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Möglicherweise lebte er (wie zunächst auch sein Kollege Eratosthenes) im Vertrauen auf die ausgehandelte Amnestie als einfacher Privatmann weiter in Athen und ist dort verstorben.

Quellen

  • Aristoteles: Der Staat der Athener (Athenaion Politeia). Kap. 38.
  • Lysias: Rede Gegen Eratosthenes.
  • Xenophon: Hellenika. Buch II. 3. § 2; II. 4. §§ 23, 28.

Literatur

  • György Németh: Kritias und die Dreißig Tyrannen. Untersuchungen zur Politik und Prosographie der Führungselite in Athen 404/403 v. Chr. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-515-08866-0.
  • Karl-Wilhelm Welwei: Das klassische Athen. Darmstadt 1999.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pheidon — war der Name mehrerer Personen in der griechischen Antike: Pheidon von Argos, König bzw. Tyrann der archaischen Zeit; Pheidon (Athen), Mitglied der „Dreißig Tyrannen“. Siehe auch: Phaidon (Begriffsklärung) Pheidippos …   Deutsch Wikipedia

  • Herrschaft der 30 — Die Herrschaft der Dreißig (griechisch οἱ Τριάκοντα Τύραννοι, hoi Triakonta Tyrannoi, „die Dreißig Tyrannen“) war eine acht Monate – von August 404 bis März 403 v. Chr. – dauernde Terrorherrschaft von 30 Oligarchen im antiken Athen. Unterstützt… …   Deutsch Wikipedia

  • Herrschaft der Dreissig — Die Herrschaft der Dreißig (griechisch οἱ Τριάκοντα Τύραννοι, hoi Triakonta Tyrannoi, „die Dreißig Tyrannen“) war eine acht Monate – von August 404 bis März 403 v. Chr. – dauernde Terrorherrschaft von 30 Oligarchen im antiken Athen. Unterstützt… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Ph — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Eratosthenes (Oligarch) — Eratosthenes war ein Politiker im antiken Athen. Er gehörte nach dem Peloponnesischen Krieg (431–404 v. Chr.) zu den Dreißig Tyrannen, die in der Stadt vom August 404 v. Chr. bis zum März 403 v. Chr. mit Billigung und Unterstützung durch die… …   Deutsch Wikipedia

  • Rhinon — Rhinon, der Sohn des Charikles von Paiania, war ein griechischer Politiker, der im klassischen Athen nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges (431 v. Chr. – 404 v. Chr.) für kurze Zeit das Geschick der Stadt bestimmte. Seine genauen Lebensdaten …   Deutsch Wikipedia

  • Griechenland — Grie|chen|land; s: Staat im Süden der Balkanhalbinsel. * * * Griechenland,     Kurzinformation:   Fläche: 131 625 km2   Einwohner: (2001) 10,94 Mio.   Hauptstadt: Athen   …   Universal-Lexikon

  • Griechenland [1] — Griechenland (Alt Griechenland, hierzu die Karte »Alt Griechenland«, mit Registerblatt), die europäische Halbinsel, die im N. von Mazedonien und Illyrien, im O. und SO. vom Ägäischen und Myrtoischen, im W. und SW. vom Ionischen Meer umgeben ist,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Herrschaft der Dreißig — Die Herrschaft der Dreißig (griechisch οἱ Τριάκοντα Τύραννοι, hoi Triakonta Tyrannoi, „die Dreißig Tyrannen“) war eine acht Monate – von August 404 bis März 403 v. Chr. – dauernde Terrorherrschaft von 30 Oligarchen im antiken Athen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Kephalari — Pyramide von Hellinikon Die Pyramide von Hellinikon (auch: Pyramide von Kenchreai) befindet sich westlich der Argolis Ebene in Griechenland. Während früher angenommen wurde, dass es sich bei diesem Bauwerk um einem militärischen Außenposten in… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”