Photo Finish

Photo Finish

Ein Zielfoto wird in vielen Sportarten angefertigt, um die Einlaufreihenfolge und die Einlaufzeiten der Sportler zweifelsfrei zu dokumentieren. Ein Zieleinlauf, bei dem die Einlaufreihenfolge nur durch Auswertung des Zielfotos ermittelt werden kann, wird als Fotofinish bezeichnet.

Die klassische Art der Zielfotoerzeugung benutzt eine Fotokamera, bei der der Film hinter einem feststehenden Schlitzverschluss mit einer geeigneten Geschwindigkeit entlang bewegt wird. Dabei ist Objektiv und Schlitz genau auf die Ziellinie ausgerichtet, wodurch nur dieser Bereich zu verschiedenen Zeiten belichtet wird. Nachteilig an diesem Verfahren ist, dass die Filmentwicklung längere Zeit benötigt und somit das Rennergebniss nicht sofort vorliegt.

Heutzutage wird das Zielfoto entweder mit einer Videokamera und einem Videorekorder aufgenommen, welcher mindestens 100 Bilder in der Sekunde aufzeichnen muss. Oder eine spezielle Scan’O’Vision-Kamera (vor allem von Omega Timing) filmt die Ziellinie und erstellt dabei einen Zielfotostreifen auf dem Computer.

Zielfoto, DDR 1977

Inhaltsverzeichnis

Scan’O’Vision

Ein Ruderboot aufgenommen mit dem Scan’O’Vision-Verfahren

Beim Scan’O’Vision-Verfahren sieht man auf dem Zielfoto ausschließlich die Ziellinie, da die Kamera zwar vertikal die volle Bildhöhe filmt, horizontal aber nur jeweils ein Pixel aufnimmt und sämtliche Bilder horizontal hintereinanderreiht. Alles, was sich schnell vor der Kamera vorbeibewegt, sieht scharf aus, was sich langsam vorbeibewegt, wirkt in die Breite verzerrt. Ski-Stöcke oder Skull bzw. Riemen beim Rudern wirken dann gekrümmt, anstatt gerade, wie man es erwarten würde.

Da die Pixel von der Kamera hintereinander gesetzt werden, spielt es keine Rolle, in welche Richtung sich die Person oder der Gegenstand bewegt. Ist das System beispielsweise für den Durchlauf von links nach rechts eingestellt, zeichnet sie eine Person, welche von rechts nach links läuft „falsch herum“ auf.

Einsatz

Das Scan’O’Vision-Verfahren wird am häufigsten verwendet, da es genau, einfach zu handhaben und zuverlässig ist. Unterstützt werden teilweise Zeitauflösungen im Bereich von 1/2500 s bis hin zu 1/10000 s. Hohe Auflösungen benötigt man beispielsweise im Kanusport, wo Zeitangaben meist auf eine tausendstel Sekunde genau und nötige Sicherheit bei der Messung gegeben sein sollen.

Sicherstellung korrekter Zeitmessung

Die Ausrichtung der Kamera spielt eine große Rolle. Geringfügige Abweichungen von der Ziellinie können zu falschen Ergebnissen führen. Besonderes kompliziert gestaltet sich das Ausrichten, da die Kamera nicht nach links oder rechts gekippt (falsche Messpunkte) oder gedreht (falsche Zieleinlaufdarstellung) sein darf. Weiterhin muss die Kamera in einem genügenden Winkel aufstellt sein, mit dem alle notwendigen Details sichtbar werden, ohne das Überlappungen eine Auswertung unmöglich machen könnten. Auch muss sichergestellt sein, dass die Bildschärfe für alle Bahnen etwa gleich ist. Wind- und Stoßanfälligkeiten müssen ebenfalls ausgeschlossen sein. Bei Leichtathletik-Wettkämpfen ist die Kamera teilweise aus diesen Gründen oft nur knapp unter dem Stadiondach montiert.

Sind nicht nur Differenzen für den Wettkampf entscheidend, was in der Regel der Fall ist, muss die Kamera mit dem Startsignal gekoppelt werden. Dies kann einerseits durch Hardware-Lösungen oder in komplexen Zeitmesssystem durch exakte Synchronisation der beteiligten Zeitbasen (Kamera-Uhr, Wettkampf-Uhr, etc.) geschehen. Zur Kontrolle wird beispielsweise in der Leichtathletik die Startpistole genau auf der Ziellinie abgefeuert. Ist auf dem erzeugten Bild das Mündungsfeuer beim Zeitindex 0 zu finden, ist die Synchronisation sichergestellt.

Oft wird im Ziel, in Höhe der Ziellinie, gegenüber der Kamera eine rotierende Trommel aufgestellt. Diese wird zur Funktionskontrolle eingesetzt: Ist ihre Umlaufzeit konstant (zum Beispiel eine Sekunde) und die Kamera richtig eingestellt, wird in der Aufnahme der aufdruckte Schriftzug (oft Reklame für den Hersteller der Zeitmesstechnik) korrekt dargestellt und auf der Zeitachse muss dieser genau nach der Umlaufzeit von neuem beginnen.

Bei wichtigen Wettkämpfen ist meist die Verwendung eines Backup- bzw. Sicherungssystems - also eine zweite Zielfotovorrichtung - vorgeschrieben. Falls es die Sportart zulässt, werden die Kameras im Ziel einander gegenüber aufgestellt. Dies verringert auch das Risiko, dass Aufnahmen durch Überlappungen der Teilnehmer unmöglich werden.

Einsatz in Sportarten

Prinzipiell findet das Zielfoto in allen Sportarten Anwendung in denen man knappe Zieleinläufe und damit manuell kaum noch messbare Zeitabstände vorfindet. Dazu gehören unter anderem: Biathlon, Radsport (Tour de France), Rudern, Kanu, aber auch Hunde- oder Pferderennen.

Siehe auch

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