- Pilgerschrittverfahren
-
Mit Pilgerschrittverfahren werden Herstellungsabläufe bezeichnet, die mit dem Pilgerschritt assoziiert werden. Allgemein sind dies Vorgänge, bei denen mit Vor- und Rückwärtsbewegungen gearbeitet wird. Beispielsweise beim Erhitzen eines Werkstücks, um eine bestimmte Wärmeverteilung zu erreichen (warm - heiß - warm).
Inhaltsverzeichnis
Herstellung von Rohren
Das Pilgerschrittverfahren, auch als Pilgern bezeichnet, ist ein Verfahren zur Weiterbearbeitung von nahtlosen Rohren. Ziel des Pilgerns ist die Reduzierung der Wandstärke des nach dem Mannesmann-Verfahren hergestellten nahtlosen Rohres. Dies ermöglichte die massenweise Herstellung von Rohren und damit auch z. B. von preiswerten Fahrrädern.
Hierbei wird das Vormaterial, die so genannte Rohrluppe, durch ein Walzenpaar geführt, das eine konische Kalibrierung aufweist und das auf der Rohrluppe eine hin- und hergehende Bewegung ausführt. Die beiden Walzen drehen sich in entgegengesetzter Richtung.
In das Innere der Rohrluppe ist ein Dorn platziert. Aufgrund der Kalibrierung erfolgt bei jedem Hub eine Freigabe der Luppe, so dass diese vorgeschoben und gedreht wird. Es können hohe Querschnitts- bzw. Wandstärke-Reduktionen bis über 80 % erreicht werden.
Man unterscheidet zwischen Warm- und Kaltpilgern.
Sowohl das nahtlose Rohr als auch das Pilgerschritt-Verfahren wurde von den Brüdern Max und Reinhard Mannesmann um das Jahr 1885 entwickelt.
Herstellung von Schlitzwänden
Beim Bau von Schlitzwänden wird das alternierende Ausheben der Schlitze als Pilgerschrittverfahren bezeichnet. Dabei werden zuerst die Primärschlitze hergestellt und im Anschluss folgen in einem zweiten Arbeitsgang die zwischen den Primärschlitzen liegenden Sekundärlamellen. Dies ermöglicht die zeitgleiche Herstellung mehrerer Lamellen und damit einen schnelleren Bauablauf.
Herstellung von Fahrbahnplatten
Das Betonieren der Stahlbetonfahrbahnplatten von Stahlverbundbrücken erfolgt oft abschnittsweise im Pilgerschrittverfahren. Dabei wird die Fahrbahnplatte nicht kontinuierlich in nacheinander folgenden Abschnitten hergestellt, sondern erst nach dem Betonieren der Fahrbahnplatte im Feldbereich wird der zuvor ausgelassene Abschnitt im Stützbereich hergestellt. Durch diesen Bauablauf lassen sich die Betonzugspannungen und somit die Gefahr der Rissbildung im Stützbereich über den Pfeilern reduzieren.
Weblinks
http://www.komotau.de/mannesmann.htm (Mit GIF-Animation, die das Pilgern im Ansatz beschreibt)
Wikimedia Foundation.