Plaggenhieb

Plaggenhieb
Besenginsterheide in der Eifel - die Besenginsterheide verdankt ihr Entstehen einer Wechselwirtschaftsform mit Plaggendüngung

Als Plaggendüngung oder Plaggenhieb bezeichnet man eine Form der Düngung von Ackerland, die Plaggenwirtschaft ist eine historische Form der Bewirtschaftung von Böden zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit. Bei Plaggen handelt es sich um mineralbodenhaltige Gras- oder Heidesoden, die außerhalb der Ackerflächen gewonnen, als Einstreu im Stall genutzt, anschließend verkompostiert und schließlich auf die landwirtschaftslichen Böden ausgebracht wurden.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Als hauptsächliches Verbreitungsgebiet der Plaggenwirtschaft werden die sandigen Böden der Geest Nordwestdeutschlands und der angrenzenden Niederlande angesehen, die auf mangelnde Nährstoffzufuhr besonders empfindlich reagieren. Dort waren nur wenige Parzellen für Ackerbau geeignet; die übrigen Parzellen waren in der Regel zu grundfeucht, um für Ackerbau genutzt zu werden. auch fand dort eine extensive Landnutzung statt.

Düngergewinnung

Vor der Einführung mineralischer Handelsdünger litt der Ackerbau unter Mangel an Düngerstoffen. Ursache dafür war nicht zuletzt der „ewige Roggenbau“, der den Böden mehr Nährstoffe entzog als sie für die Ernährung der Pflanzen zur Verfügung stellen konnten.

Als Folge dieser Nährstoffverknappung entwickelte sich die Plaggenwirtschaft, eine Form der Düngervermehrung durch Einbeziehung von Heide- und Grasplaggen in den Prozess der Düngergewinnung. Dabei wurde die humus- und nährstoffreiche Pflanzendecke, die sogenannten Plaggen vor allem von Allmenden, den gemeinschaftlichem Weidegebiet einer Gemeinde, entfernt und auf dem für den Ackerbau bestimmten Gelände eingebracht. Das Material wurde auf höher gelegenen Felder, dem so genannten Esch, ausgebracht, was die Böden mit Nährstoffen anreicherte.

Heidewirtschaft

Gleichzeitig verarmten allerdings die siedlungsfernen, „entplaggten“ Böden. Der Entzug von Nährstoffen der Allmende führte zu einer sehr weitgehenden Bodendegradierung. Die Regeneration der abgeplaggten Flächen dauerte 20 bis 40 Jahre. Kurz nach dem Abplaggen waren sie ohne schützende Pflanzendecke und daher der Winderosion ausgeliefert. Es entstanden Verwehungen und sogar Dünen. Es entstanden Heidelandschaften, die sich bis heute nicht zur Landwirtschaft eignen.

In der Spätzeit der Heidewirtschaft waren vermutlich nur noch etwa ein Drittel der Heideflächen als Schafweiden geeignet, der Rest war mehr oder weniger durch die Plaggengewinnung verwüstet und bestand aus teilweise offenen Sanden. Auch war die Gewinnung des Plaggendüngers war so aufwändig, dass auf den Heidehöfen etwa die Hälfte der Arbeitszeit aufgebracht werden musste.

Sonderformen

In der Eifel, dem Sauerland und dem Rheinischem Schiefergebirge kannte man eine etwas abgewandelte Form der Plaggendüngung. Auf den als Allmende genutzte Grünflächen wurde der Boden in größeren Zeitabständen abgeplaggt und gemeinsam mit gleichfalls entfernten Sträuchern verbrannt. Die Asche wurde auf den Parzellen wieder aufgebracht, die individuell parzelliert wurden, um für einen Zeitraum für zwei bis drei Jahre ackerbaulich genutzt zu werden. Diese Feld-Heide-Wechselwirtschaft ließ eine Form der Heide entstehen, die man als Besenginsterheide bezeichnet.

Literatur

  • Wolfgang Eckelmann: Plaggenesche aus Sanden, Schluffen und Lehmen sowie Oberflächenveränderungen als Folge der Plaggenwirtschaft in den Landschaften des Landkreises Osnabrück.

Internet

Dies und Das

Die Form der Ausbeutung des Gemeinguts Allmende führte in der Volkswirtschaftslehre zum Theorem der Tragik der Allmende.


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