Plakatschrift

Plakatschrift
Holzlettern
Wiki aus der Sicht des Setzers: Spiegelverkehrt auf dem Kopf
8 Cicero = 96 Punkt (36,10 mm), in Holzschrift

Bei dem als Buchdruck mit beweglichen Lettern, bekannten Hochdruckverfahren wie ihn Gutenberg entwickelt hatte, wurde mit Bleilettern gearbeitet. Für großformatigen Druck, insbesondere dem Plakatdruck, waren Buchstaben aus Blei aber zu teuer und die Druckformen zu schwer. Deshalb wurden die Buchstaben und Zeichen aus Holz, eben als Holzlettern, hergestellt. Verwendet wurde Ahorn- oder besonders festes Birnen- oder Buchsholz, die sich zusätzlich durch die kurzen Fasern besonders gut bearbeiten ließen. Das Holz musste sehr lange lagern, bevor es für diesen Zweck verwendet werden konnte. Die so hergestellten Schriften wurden Holzschriften oder Plakatschriften genannt.

Inhaltsverzeichnis

Schriftgrößen

Holzschriften wurden bereits ab 2 Cicero Größe angefertigt, nach Oben gab es (fast keine) Grenzen. Einzellettern wurden auch als Ersatz von Setzern geschnitten, dies konnte auch für sehr kleine Schriftgrade gelten.

Produktionsgeschichte

Historisch wurden erste Typen vermutlich von Holzschneidern hergestellt. In der Ausbildung der Setzer war es auch noch bis 1960 üblich Techniken wie Bleischnitt und auch die Arbeit in Holz zu unterrichten. Teilweise wurden nämlich in den Setzereien, fehlende Einzellettern mit solchen Techniken ersetzt. Dies sieht man an alten Schriftensammlungen, in denen sich immer wieder solche, mehr oder weniger gelungenen Einzeltypen finden.

Schon Anfang des 19. Jahrhunderts wurde diese handwerkliche Arbeit nicht mehr von den Druckern erledigt, sondern der hohe Bedarf nach Plakatschriften führte zur Gründung zahlreicher Firmen, vor allem in England und USA, die sich auf die Herstellung dieser sogenannten Holzschriften spezialisierten.

In Deutschland gab es nur wenige reine Holzschriftfirmen, aber ab Mitte des 19. Jahrhunderts nahmen Schriftgießereien, die vor allem Bleilettern herstellten, Holzlettern in ihr Produktionsprogramm auf. Im Gegensatz zu den oft sehr experimentellen Schriften in USA und England gaben deren Schriften eher die strengen und geradlinigen Formen der Bleischriften in größerem Format wieder.

Aktueller Stand ist, dass es nur wenige produzierende Firmen gibt. Sie liefern überwiegend für den künstlerischen oder schulischen Bereich. Teilweise sind diese Anlagen auch Museen angegliedert.

Gedi-Schriften

Mit der immer weiteren Verbreitung des Offsetdruckes (komplette Druckplatten, keine Einzellettern) ging der Bedarf nach Holzlettern immer weiter zurück, so dass immer mehr Schriftgießereienen die Produktion von Holzlettern im Laufe der 1960er Jahre einstellten. Die noch verbliebene Nachfrage wurde bis 1975 von einer einzigen Firma, nämlich Gedi-Schriften der Gebrüder Diller in Bamberg, gedeckt. Gedi-Schriften hatte viele Originalholzschriften von anderen Herstellern, so Gebr. Klingspor, D. Stempel AG, H. Berthold AG, Ludwig & Mayer und Haas'sche Schriftgießerei bei deren Produktionseinstellung übernommen.

Museum der Arbeit

Das Museum der Arbeit in Hamburg übernahm 2004 das komplette Inventar der Firma Gedi-Schriften und vertraute die Wiederherstellung der Produktionsfähigkeit der Manufaktur dem Graveurmeister Daniel Jansen an, der das Projekt als Abschlussarbeit seines Studiums Grafikdesign an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg durchführte.

Holzletternfräse, Pantograph

Kern der Manufaktur ist eine Holzletternfräse der Firma Gebr. Klingspor von ca. 1920 und 79 Originalschablonen von je 210 Zeichen von historischen Schriften der wichtigsten deutschen Schriftgießereien. Mittels eines Pantographen, einer Vorrichtung aus vier zu einem Parallelogramm zusammengefügten Metallarmen wird die Buchstabenvorlage in verkleinertem Maßstab auf einen Holzblock übertragen. Die Grundform wird so ausgefräst, die Ecken werden von Hand ausgestochen.

Quelle

Heidelberger Nachrichten, Ausgabe 256, 2006, Seite 60, "Mit alter Technik zu neuen Ideen"

Weblinks


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