- Polly Tieck
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Polly Tieck (* 1893; † 1975? nähere Daten nicht bekannt) ist das Pseudonym der talentierten Journalistin Ilse Ehrenfeld, die das typische Schicksal schreibender jüdischer Frauen in der Weimarer Republik erlitt.
Sie war eng befreundet mit dem Dichter Arthur Eloesser und in erster Ehe verheiratet mit Helmuth Falkenfeld, einem linken Journalisten. Nachdem sie sich Mitte der Zwanziger zu etablieren beginnt und eine gefragte Feuilletonistin wird, ist sie nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, ähnlich wie Mascha Kaleko, Dinah Nelken und viele andere Zeitgenossinnen gezwungen, sich aus dem Journalismus zunehmend zurückzuziehen und kann später nicht wieder an die früheren Erfolge anknüpfen.
Stilistisch erinnern ihre verstreuten Artikel im "Tagebuch", "BZ am Mittag", "Ulk" und "Münchner Jugend" an Irmgard Keun und Kurt Tucholsky. Sie trifft in ihren Prosa-Skizzen präzise, witzig und sehr eloquent das Zeitgefühl der Durchschnittsfrau ihrer Zeit. Zu ihren besten Essays gehört eine freche und geistreiche Replik auf Tucholskys Artikel "Was machen Menschen, wenn sie allein sind?" mit dem Titel "Was macht die Frau, wenn sie allein ist?" (1926), in der sie behauptet, dass Tucholskys Beobachtungen nur auf Männer zutreffen. Sie versucht, eine amüsante Kurz-Psychologie der mondänen Frau zu formulieren.
Um 1938 emigriert sie vermutlich zunächst nach New York und dann nach Chile, wo sich ihre Spur verliert. Leben und Werk von Polly Tieck sind bisher weitgehend unerforscht, auch eine Anthologie mit Texten gibt es nicht, einzig Renate Wall und Anna Rheinsberg haben sich in Arbeiten über schreibende Frauen mit ihr auseinandergesetzt.
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