- Polyelektrolyt
-
Polyelektrolyte sind wasserlösliche Verbindungen mit großer Kettenlänge (Polymere), die kationische (Polybasen) oder anionische (Polysäuren) dissoziierbare Gruppen tragen. Die wichtigsten Vertreter der anionischen Polyelektrolyte (Polyanionen) sind:
- Polystyrolsulfonat
- Polyphosphorsäuren
- Polycarbonsäuren (Sammelbegriff)
- Polyacrylsäuren und entsprechende Co-Polymere
- Polyvinylschwefelsäure
- Acrymamid-Copolymere
- Pektine
- Alginate
- Polysaccharide
Zu den kationischen Polyelektrolyten werden gezählt:
- Polyethylenimin
- Polyvinylamin
- Poly-Diallyldimethyl-ammoniumchlorid
- Polyvinylammoniumchlorid
- Polyvinylpyridin
Man kann zwischen starken Polyelektrolyten, die eine permanente, vom pH-Wert der Lösung unabhängige Ladung tragen, und schwachen Polyelektrolyten, deren Dissoziationsgrad vom pH-Wert der Lösung abhängt, unterscheiden. Beispiele für starke Polyelektrolyte sind Natrium-Polystyrolsulfonat (anionisch) oder Poly-Diallyldimethyl-ammoniumchlorid (kationisch), Vertreter der schwachen Polyelektrolyte sind Polyacrylsäure (sauer) oder Polyethylenimin (basisch). Die Eigenschaften einer Polyelektrolytlösung werden größtenteils von den abstoßenden Wechselwirkungen der gleichgeladenen Gruppen an der Polymerkette bestimmt.
Ein typisches Beispiel hierfür ist das Viskositätsverhalten von salzfreien Polyelektrolytlösungen. Während die Viskosität neutraler Polymerlösungen mit zunehmender Verdünnung linear abfällt, zeigen Polyelektrolytlösungen einen Anstieg der Viskosität. Man erklärt dies mit einer zunehmenden Versteifung des Polymeren durch die Abstoßung der gleichgeladenen Gruppen, da bei fallender Konzentration die Ionenstärke der Lösung abnimmt und damit die Ladungen schlechter abgeschirmt werden. Dieser Effekt ist als Polyelektrolyteffekt bekannt. Die Ladungsintensität von Polyelektrolyten lässt sich durch Titration (Polyelektrolyttitration) exakt bestimmen.
Ein zu den Biopolymeren gehörender, starker Polyelektrolyt ist auch das DNA-Molekül.
Polyelektrolyte unterscheiden sich, neben ihrer Ladungsaktivität, vor allem hinsichtlich ihrer Molaren Masse. Niedermolekulare Polyelektrolyte haben eine Molare Masse bis zu 100.000 g·mol-1, hochmolekulare Polyelektrolyte bis über 10 Millionen. Bei einem theoretischen C-C-Abstand in der Molekülkette von 1,53 Ångström kann die Molekülkette eine Länge von über 15 µm erreichen. Niedermolekulare Polyelektrolyte werden vor allem als Dispergiermittel verwendet, hochmolekulare Polyelektrolyte als Flockungshilfsmittel. In Abhängigkeit von der Molare Masse steigt die Viskosität der Polyelektrolyt-Lösungen. Niedermolekulare Lösungen sind wässrig bis leicht viskos, hochmolekulare Lösungen bereits in einer Konzentration von 0,1 % extrem viskos.
Hochmolekulare Polyelektrolyte lassen sich wegen der extremen Viskosität nicht als wässrige Lösungen herstellen, sondern nur durch „Blockpolymerisation“, wobei als Endprodukte Pulver entstehen, oder durch Emulsionspolymerisation mit flüssigen Emulsionen als Endprodukte.
Literatur
- Römpp; Chemielexikon
- Weissermel / Arpe: Industrielle organische Chemie. Weinheim 1978
Wikimedia Foundation.