- Ponderation
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Ponderation (von lateinisch pondere = „lasten“, „wiegen“ und ponderare = „wägen“) bezeichnet das Abwägen und Ausgleichen beim Wiegen.
In der Ausgleichsrechnung wird die Gewichtung von Einfluss- und Fehlergrößen als Ponderierung bezeichnet.
Im übertragenen Sinne wird der Begriff bei der Komposition von Gemälden, Skulpturen und Plastiken verwendet.Inhaltsverzeichnis
Ponderierung in der Statistik
Bei zufällig verteilten Abweichungen oder Messfehlern ist es nötig, für ein realistisches mathematisches Modell eine Gewichtung der Messungen bzw. Einflussgrößen vorzunehmen. Im Regelfall der Normalverteilung erhalten Beobachtungen mit doppelter Genauigkeit das vierfache Gewicht - d.h. sie gehen in das Ergebnis umso stärker ein, je kleiner ihre Standardabweichung ist.
Bei Vorliegen unerkannter systematischer Fehler ist diese Gewichtung zu scharf und kann verzerrte Resultate liefern. Methoden wie die Varianzanalyse können helfen, das Modell der Wirklichkeit besser anzugleichen.Ponderation in der Kunst
In der bildenden Kunst, speziell in der Bildhauerei, meint Ponderation den Ausgleich der Gewichtsverhältnisse des Körpers. Es handelt sich um die Darstellung der Körperstruktur, d.h. der räumlichen Verhältnisse, die die einzelnen Körpersegmente zueinander einnehmen, und das daraus sich ergebende Verhältnis des Gesamtkörpers zur Schwerkraft. Wenn sich dieses Verhältnis im Stehen oder Schreiten artikuliert, dann ist die Körperstruktur im günstigen Fall der Schwerkraft gegenüber optimal angepasst, d.h. jedes Körpersegment ist mit seinem Schwerpunkt über dem anderen balanciert, wie z.B. bei der altägyptischen Statue der Selket. In diesem Idealfall braucht der Mensch nur wenig aktive Muskelkraft, um sich aufrecht zu halten, da die vertikale Richtung der Stützkraft vom Boden her zusammenfällt mit der inneren Schwerkraftlinie des Körpers. Sobald die Segmente jedoch nicht mehr vertikal übereinander stehen, wie z.B. bei der griechischen Statue des Doryphoros von Polyklet, müssen das fasziale Netzwerk und die Muskulatur den Körper stabilisieren. Dies resultiert in einer Verschiebung von rechter und linker Körperhälfte samt den anhängenden Extremitäten zueinander; sie treten in einen kompensatorischen „Gegensatz“.(siehe dazu auch Spielbein und Kontrapost.) Die Ponderation besteht in diesem Fall in einem zwar ausreichenden Gleichgewicht, das beim lebendigen Menschen jedoch mittel- und langfristig zu Beschwerden des Bewegungssystems und zu unausgewogenen Bewegungsmustern führt.
Literatur
- Lothar Sachs: Angewandte Statistik - Anwendung statischer Methoden. Springer Verlag 2002, ISBN 3-540-42448-2, 889 S.
- A. Alscher: Archaische Vorstufen zur Gestaltung der Ponderation an klassischen Standbildern. in: Archäologischer Anzeiger (Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts) 1953.
- H.G. Brecklinghaus: Die Menschen sind erwacht, du hast sie aufgerichtet: Körperstruktur und Menschenbild in der Kunst des alten Ägypten und heute. Lebenshaus Verlag 2002, ISBN 978-3-932803-05-5, 384 S.
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