Potsdamer Kreml

Potsdamer Kreml
Luftbild der gesamten Anlage (2008)

Als Reichskriegsschule wird ein Gebäude auf dem Brauhausberg bei Potsdam bezeichnet, welches zurzeit den Brandenburgischen Landtag beherbergt. Der Name bezieht sich auf die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes. Dieses wurde von 1899 bis 1902 auf Weisung Kaiser Wilhelm II. als Kriegsschule errichtet, welche der Ausbildung von Offizieren der gesamten Armee des Deutschen Kaiserreichs diente. Sie wurde mit Beginn des 1. Weltkrieges aufgelöst[1]. Die Fassade des Gebäudes steht unter Denkmalschutz [2].

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Das Gebäude der Reichskriegsschule im Mai 2007
Blick auf den Potsdamer Brauhausberg 2008

Das Gebäude wurde von 1899 bis 1902 unter der Leitung von Franz Schwechten errichtet. Es sollte eine alte Einrichtung in der Potsdamer Waisenstraße (heute Dortustraße) ersetzen, die für die gestiegenen Ansprüche nach der Reichsgründung nicht mehr geeignet waren. Der Standort für den Neubau wurde von Kaiser Wilhelm II. persönlich ausgewählt unter Bezugnahme auf Schanzanlagen, die an dieser Stelle 1813 errichtet worden waren. Für die architektonische Planung wurde ebenfalls von ihm festgelegt, dass das Gebäude im Stil englischer Landhäuser mit Fachwerk und weißgeputzten Feldern unter Verwendung von Renaissance-Motiven zu errichten sei. Für den Haupteingang diente die Porta Stupa in Verona als Vorlage. Zentraler Teil des Gebäudekomplexes war ein 1804 von Friedrich Wilhelm III. für Königin Luise errichteter 64 m hoher Aussichtsturm. Im Zuge der Erweiterung des Gebäudekomplexes durch ein Magazin wurde 1935 der Turm auf 50 m reduziert. Durch die SED-Bezirksverwaltung erfolgten weitere Anbauten, so dass ein fast geschlossener Hofkomplex entstanden ist.

Die Einweihung erfolgte am 2. August 1902. Am 14. April 1945 wurde das Gebäude bei Bombardierungen der Royal Air Force teilweise zerstört und erst Ende der 1940er Jahre notdürftig wieder instandgesetzt.

Zu den technischen Besonderheiten des Gebäudes gehört unter anderem die Niederdruckdampfheizung, die seit 1902 fast unverändert in Betrieb ist. Von derartigen Anlagen gibt es ansonsten weltweit nur noch einige in Frankreich.

Weitere Verwendung des Gebäudes bis 1945

Das Reichsarchiv Potsdam auf dem Brauhausberg, 1929

Während des Ersten Weltkriegs wurde die Reichskriegsschule als Bataillonssammelstelle genutzt. Durch den Versailler Vertrag wurden 1919 Kriegsschulen in Deutschland verboten. Deshalb wurde das Gebäude umgebaut, damit es als Reichsarchiv benutzt werden konnte, in dem anfangs militärische und zivile Akten der Reichesverwaltungen gelagert wurden. Da die Räumlichkeiten nicht ausreichten, wurde zusätzlich ein Magazin errichtet. 1935 wurden außerdem die zivilen Archivbestände ausgelagert und das Gebäude wurde nur noch als Heeresarchiv Potsdam verwendet. Ab 1936 wurde das Heeresarchiv zu einer selbständigen Behörde unter Leitung von Friedrich von Rabenau, Ernst Zipfel blieb bis 1945 Leiter des Reichsarchivs, das seinen Dienstsitz in Potsdam behielt.

Verwendung nach 1945

In der Nachkriegszeit gab es Auseinandersetzungen um die Instandsetzung und Verwendung der beschädigten Gebäude zwischen dem Rat der Stadt Potsdam und dem sowjetischen Militärkommandanten Oberst Werin. Bis zum Juni 1948 nutzte die sowjetische Besatzungsverwaltung das Gebäude. Im Juni 1948 übernahm das Land Brandenburg das Gebäude. Die Abteilung Finanzen und Steuerwesen des Finanzministeriums nutzte es aber nur kurzzeitig, da der Landesverband Brandenburg der SED den Gebäudekomplex für ihre eigene Verwaltung nutzen wollte. Durch die Auflösung der Länder und der stattdessen erfolgten Bildung von Bezirken in der DDR zum 1. August 1952 wurde die Reichskriegsschule zur SED-Bezirks- und Kreisleitung Potsdam. Im Volksmund wird es deshalb noch heute als „Kreml“ bezeichnet.

Nachdem der 1990 erste neu gewählte Landtag nach der Wiedervereinigung beschloss seinen Sitz in die ehemalige Reichskriegsschule zu verlegen, wurde diese 1991 mit Millionenaufwand wieder hergerichtet und am 25. September des Jahres bezogen. Da das Gebäude aber den Anforderungen nicht in vollem Umfang entsprach und hohe Unterhaltungskosten forderte, wurde bereits 1995 erstmals der Ruf nach einem Ersatz laut[3][4]. Voraussichtlich wird der Landtag ca. 2012 das Gebäude wieder verlassen und in einen Neubau umziehen[5].

Weblinks

Referenzen

  1. Geschichte der Brandenburger Landtage
  2. Denkmalliste des Landes Brandenburg - Stadt Potsdam
  3. Chronologie - Der lange Weg zum Potsdamer Stadtschloss auf manager-magazin.de
  4. "Der schäbigste Landtag bundesweit", Andrea Beyerlein in der Berliner Zeitung am 7. November 2008
  5. Baufällig und fehlender Standard - Landtagsgebäude auf dem Brauhausberg kostet rund 240.000 Euro (Märkische Allgemeine, 6. November 2008)

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