- Franz Schwechten
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Franz Heinrich Schwechten (* 12. August 1841 in Köln; † 11. August 1924 in Berlin) war ein deutscher Architekt des Historismus.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Franz Schwechten studierte ab 1861 an der Berliner Bauakademie unter Friedrich Adler. Anschließend war er unter anderem für August Stüler und Martin Gropius tätig.
Im Jahre 1869 ging Schwechten mit seinem Entwurf für ein „Parlamentshaus für Preußen“ als Gewinner aus dem Schinkelpreis-Wettbewerb hervor. Ab 1871 fungierte er als Chefarchitekt der Berlin-Anhalter Bahn. Franz Schwechten wurde zum Mitglied der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin berufen und begann 1885 eine Lehrtätigkeit an der Technischen Hochschule Charlottenburg. Bis zu seiner Ernennung zum Königlichen Baurat 1888 entwarf und überwachte er den Bau der Schultheiss-Brauerei (heutige Berliner Kulturbrauerei in der Schönhauser Allee), der Berliner Philharmonie in der Bernburger Straße 22/23 und des AEG-Apparatewerks in der Ackerstraße.
1889 wurde Schwechten zum Mitglied der Akademie des Bauwesens berufen. Er entwarf und baute von 1892 bis 1894 die neugotische Apostel-Paulus-Kirche in Berlin-Schöneberg und das Grabmal für Adolf Becker. Auch der 1897 errichtete AEG-Fabrikeingang an der Brunnenstraße in Berlin-Gesundbrunnen, das so genannte Beamtentor, und das von 1899 bis 1900 erbaute Kraftwerk Moabit am Friedrich-Krause-Ufer in Berlin, zählen zu seinen Bauten. Sein sicher bekanntestes Bauwerk ist die 1891 bis 1895 errichtete neuromanische Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Berlin.
1902 übernahm Franz Schwechten die Leitung eines Meisterateliers und gab von 1915 bis 1918 sein Wissen und seine Erfahrung auch als Präsident der Akademie der Künste weiter.
Seine nach eigenem Entwurf angelegte Ehrengrabstätte befindet sich auf dem evangelischen Alten Friedhof der Paul-Gerhardt-Kirche in Schöneberg, Hauptstraße 47, im Feld O, Grablage 0-6-26.
Bauten
Vollständig oder größtenteils erhalten
- 1878–1879: Kreishaus in Wittenberg (Elbe), Rudolf-Breitscheid-Straße (1895 durch Schwechten erweitert)
- 1888–1890: fünfgeschossiges Fabrikgebäude (sog. Apparatefabrik) für die AEG in Berlin-Gesundbrunnen, Ackerstraße (zusammen mit Paul Tropp, AEG-Baubüro)
- 1891: Brauerei der Schultheiß-Patzenhofer AG in Berlin-Prenzlauer Berg, Schönhauser Allee (teilweise erhalten, heute „Kulturbrauerei“)
- 1892–1894: evang. Apostel-Paulus-Kirche in Berlin-Schöneberg, Akazienstraße (mit Veränderungen erhalten)[1]
- 1892–1895: Merseburger Ständehaus (Provinziallandtag) der Preußischen Provinz Sachsen in Merseburg (erhalten)
- 1893: Wohnhaus für Richard Roesicke (Generaldirektor der Schultheiss-Brauerei AG), gen. „Villa Luisenhof“, in Potsdam, Templiner Straße (erhalten)
- 1893–1895: Kreishaus in Rathenow, Platz der Freiheit 1 (erhalten)
- 1893–1897: Schloss Tyszkiewicz (Bernsteinmuseum) in Palanga, Litauen
- 1893–1897: St.-Simeon-Kirche in Berlin-Kreuzberg, Wassertorstraße 21a (eingebaut in geschlossene Straßenfront)
- 1894–1898: Mausoleum der Herzöge von Anhalt in Dessau (erhalten)
- 1896–1897: Tor 1, sog. Beamtentor der AEG in Berlin-Gesundbrunnen, Brunnenstraße (erhalten)
- 1897–1899: „König-Wilhelm-Gedächtnis-Turm“, seit 1948 Grunewaldturm in Berlin-Grunewald, auf dem Karlsberg (erhalten)
- 1899: evang. Pfarrkirche St. Peter und Paul in Steinach (Thüringen), Kirchstraße (erhalten)
- 1901: Südschule in Steinach (Thüringen), Kirchstraße (erhalten)
- 1899–1900: Kraftwerk Moabit in Berlin-Moabit, Friedrich-Krause-Ufer (teilweise erhalten)
- 1899–1902: Reichskriegsschule (heute Sitz des Brandenburgischen Landtags) in Potsdam, Am Brauhausberg (erhalten)
- 1899–1902: Wohnhaus für Carl Wessel (heute: Niedersächsisches Internatsgymnasium) in Bad Harzburg (erhalten)
- 1902–1903: kath. Erlöserkapelle in Mirbach (Eifel) (Entwurf von Max Spitta, nach dessen Tod Überarbeitung und Ausgestaltung durch Schwechten)
- 1902–1908: evangelische Erlöserkirche in Bad Homburg vor der Höhe (Entwurf von Max Spitta, Überarbeitung und Ausgestaltung durch Schwechten)
- 1903–1905: evangelische Genezarethkirche in Berlin-Neukölln im Schillerkiez, Herrfurthplatz (Turm 1940 wegen Nähe zum Flughafen Tempelhof gekappt)
- 1905–1910: Kaiserliches Residenzschloss in Posen (nach 1945 als Rathaus, jetzt als Kulturzentrum genutzt)
- 1906–1909: Erlöserkirche mit Pfarrhaus in Essen, Bismarckstraße (mit Veränderungen erhalten)
- 1911–1913: evang. Erlöserkirche in Gerolstein (Eifel)
- 1911–1922: evang.-luth. Christuskirche in Rom, Via Sicilia 70 / Via Toskana 7
Nicht erhalten oder Ruine
- 1874–1876: Empfangsgebäude des Bahnhofs in Dessau (nicht erhalten)
- 1876–1880: Anhalter Bahnhof in Berlin-Kreuzberg, Askanischer Platz (1959 bis auf das Portikus-Fragment gesprengt)
- 1880–1883: Preußische Kriegsakademie in Berlin-Mitte, Dorotheenstraße 48 (nach Kriegsschäden 1976 abgerissen)
- 1882–1884: sogenanntes „Konzert- und Vereinshaus“ in Stettin (zerstört)
- 1888–1889: Philharmonie in Berlin-Kreuzberg, Bernburger Straße 22a/23 (zerstört)
- 1890–1891: Kreishaus des Landkreises Teltow in Berlin-Tiergarten, Viktoriastraße 18 (1938 abgerissen)
- 1894–1895: Wohn- und Geschäftshaus, sogenanntes erstes „Romanisches Haus“ an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin-Charlottenburg (zerstört)
- 1891–1895: evang. Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin-Charlottenburg (Turmruine erhalten)
- 1900–1902: Wohn- und Geschäftshaus, sogenanntes zweites „Romanisches Haus“ an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin-Charlottenburg (zerstört)[2]
- 1901: Landsitz für den Maler Hugo Vogel in Berlin-Wannsee, in der Villenkolonie Alsen, Am Großen Wannsee 48 (1955 abgerissen)
- 1902–1904: Brückentürme der Kaiserbrücke in Mainz (Türme nicht erhalten)
- 1903–1905: Fabrikbau für die Deutsche Glasmosaik-Gesellschaft Puhl & Wagner in Berlin (1972 abgerissen)
- 1905–1906: Sparkasse des Landkreises Teltow in Berlin-Tiergarten, Viktoriastraße 16/17 (1938 abgerissen)
- 1906–1910: Brückentürme der Südbrücke in Köln (Türme reduziert erhalten)
- 1907–1911: Brückentürme der Hohenzollernbrücke in Köln (Türme nach 1945 abgebrochen)
- 1911–1912: „Haus Potsdam“, seit 1928 „Haus Vaterland“ in Berlin, Potsdamer Platz (kriegszerstört, Ruine 1976 abgerissen)
Entwurfszeichnungen
Literatur
- Peer Zietz: Franz Heinrich Schwechten. Ein Architekt zwischen Historismus und Moderne. Edition Menges, Stuttgart und London 1999, ISBN 3-930698-72-2.
- Wolfgang Jürgen Streich: Franz Heinrich Schwechten. 1841-1924. Bauten für Berlin. Verlag Michael Imhof, Petersberg 2005, ISBN 3-937251-66-9. (zugleich Dissertation, RWTH Aachen 2003)
- Susanne Gloger: Franz Heinrich Schwechten - kaiserlicher Baumeister und Wegbereiter der Moderne. in: Die Mark Brandenburg, Heft 76, Marika Großer Verlag Berlin 2010, ISBN 978-3-910134-10-2
Weblinks
Commons: Franz Schwechten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Franz Schwechten im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag im Mitgliederverzeichnis der Akademie der Künste
Einzelnachweise
- ↑ Internetpräsenz der Apostel-Paulus-Gemeinde in Schöneberg
- ↑ Romanische Häuser im Bezirkslexikon bei berlin.de; abgerufen am 21. November 2008
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