Preisstellung

Preisstellung
Jährliche Preisveränderungsraten in Deutschland von 1965 bis 2004
Preissteigergung in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft (EG) von 1970 bis 1980

Das Preisniveau (P) gibt an, wie viele Einheiten einer Währung für eine Einheit des Sozialprodukts bezahlt werden müssen. Das reziproke Preisniveau gibt die Kaufkraft einer Währung an. Hierzu werden die Preise der Güter eines Warenkorbs über einen Preisindex gemessen.

Steigt das Preisniveau in der Volkswirtschaft, sinkt die Kaufkraft (und umgekehrt). Es ist ein wichtiges wirtschaftspolitisches Ziel, das allgemeine Preisniveau möglichst stabil zu halten.

Inhaltsverzeichnis

Preisniveauentwicklung

Ein sinkendes Preisniveau bezeichnet man als Deflation, ein steigendes Preisniveau als Inflation. Ein unkontrolliert steigendes Preisniveau wird als Hyperinflation bezeichnet, ein steigendes Preisniveau bei Stillstand des Wirtschaftswachstums nennt man Stagflation.

Relatives Preisniveau

Das relative Preisniveau ist das Verhältnis zwischen allgemeinem Verbraucherpreisniveau und allgemeinem Lohnniveau.

Es zeigt die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft an, wobei ein niedrigeres relatives Preisniveau höhere Leistungsfähigkeit bedeutet, da in diesem Fall für dieselben Waren und Dienstleistungen weniger gearbeitet werden muss.

In einer Stagflation steigt das allgemeine Verbraucherpreisniveau schneller als das allgemeine Lohnniveau, damit steigt das relative Preisniveau. Damit zeigt Stagflation einen Verlust wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit an.

Erwartetes Preisniveau

Das Preisniveau (P) ist die Preishöhe aller Güter und Dienstleistungen die eine Volkswirtschaft herstellt, die näherungsweise durch Preisindizes ausgedrückt wird. Es misst die Kaufkraft des Geldes. [1] Durch eine Erhöhung des Preisniveaus kommt es zur Verschlechterung der Kaufkraft. Es lässt Schlussfolgerungen auf die Entwicklung der Kaufkraft des Geldes zu. Seine Veränderung wird z. B. mit Hilfe des Verbraucherpreisindex gemessen.[2] Die Frage nach dem Steigen des Preisniveaus ist also gleichbedeutend mit der Suche nach Erklärungsansätzen der Inflation.[3]

Das erwartete Preisniveau (engl: expected price level) Pe , auch Erwartungspreisniveau, ist der Preis der für die folgende Periode angenommen wird. [4] Es steht in engem Zusammenhang mit Arbeitsmarkttheorien, im Sinne von Lohnsetzung, Preissetzung und Produktionserwartungen.

Lohnsetzung

Stellt man sich die Frage nach der Höhe und den Einflüssen des Nominallohns (W), so gelangt man unter anderem zum erwarteten Preisniveau. Der Nominallohn hängt unter anderem deshalb vom erwarteten Preisniveau ab, da Pe als Orientierung dienen soll, da Löhne in nominalen Einheiten bereits zu einem früheren Zeitpunkt festgesetzt werden, an dem man das tatsächliche Preisniveau noch gar nicht kennt. Die Lohnsetzungsfunktion lautet:

W = P^e \cdot F(u,z)

Wenn nun Arbeitnehmer eine Erhöhung der Preise erwarten, so werden Sie die Forderung nach einer Erhöhung bzw. Anpassung des Lohnes aussprechen. Sollten die Arbeitgeber beispielsweise die Verdoppelung ihrer zu zahlenden Preise erwarten, dann werden Sie auch bereit sein die Nominallöhne zu verdoppeln. In diesem Fall würden sich die Reallöhne (W/P) jedoch konstant verhalten, da sich beide Faktoren in gleicher Weise verändern. Das bedeutet einen positiven Zusammenhang von Nominallöhnen und Preisniveau.

Das AS-AD-Modell

Das erwartete Preisniveau stellt einen wichtigen Baustein in diesem Modell dar.

Das aggregierte Angebot

Das aggregierte Angebot (engl.: aggregate supply) stellt dar, inwieweit sich Produktionsänderungen auf das Preisniveau auswirken. Die aggregierte Angebotskurve beschreibt einen Mechanismus, durch den sich Preise und Löhne im Zeitverlauf anpassen, d.h. steigen oder fallen.[5]

Um die Wirkungsweise von Pe zu untersuchen, werden zunächst die Lohnsetzungsfunktion (s.o.) und Preissetzungsfunktion durch die Eliminierung von W zu einer neuen Gleichung zusammengefügt.

Preissetzungsfunktion: P = (1 + \mu) \cdot W

Preis- Lohnsetzungsgleichung: P = P^e \cdot (1+\mu) \cdot F(u,z)

Es ist ersichtlich, dass sich das Preisniveau nur verändert, wenn sich Pe oder die Arbeitslosenquote u verändern. Wenn man nun die Arbeitslosenquote u = 1 − Y / Z ersetzt, erhält man folgende Gleichung:

AS-Funktion: P = P^e \cdot (1 + \mu) \cdot F(1-Y/L,z)

Die aggregierte Angebotskurve (AS-Kurve)

Grundsätzlich kann man sagen, dass in der kurzen Frist das Preisniveau in der Regel gleich der Preiserwartung entspricht. Mittelfristig jedoch gleicht sich Pe an P an.

Eigenschaften der AS-Funktion

Die AS-Funktion besagt, dass P positiv von Pe und dem Produktionsniveau (Y) abhängt (kurz- und mittelfristig betrachten wir die übrigen Variablen als konstant). Wenn also ein höheres Preisniveau erwartet wird, passt sich das tatsächliche im gleichen Verhältnis an. Das bedeutet, wird mit einer Preisniveauerhöhung gerechnet, dann passen sich die Löhne positiv dazu an. Erfolgt eine Nominallohnerhöhung um den angestrebten Reallohn zu erreichen, dann lässt das die Kosten für die Unternehmen steigen. Die angestiegenen Kosten werden die Unternehmen dann auf die Preise umlegen, was wiederum zu einer Preisniveauerhöhung führt.

Bei gegebener Preiserwartung würde eine erhöhte Produktion die Preise ansteigen lassen. Dies verdeutlicht die steigende Angebotskurve. Wenn die Produktion ihrem natürlichem Produktionsniveau (Y=Yn) entspricht, dann entspricht auch das Preisniveau dem Erwartungspreisniveau (in A). Schlussfolgernd kann man sagen, dass starke Wirtschaftsaktivitäten Preisdruck verursachen. Liegt Y < Yn dann ist P < Pe und die Kurve wird sich nach unten verschieben. Ist Y > Yn dann ist P > Pe und die AS-Funktion verschiebt sich nach oben.

Anpassungsprozess

Das AS-AD-Gleichgewicht ist abhängig von Pe, es bestimmt die Lage der aggregierten Angebotskurve - bei einer Erhöhung des Erwartungspreisniveaus, verschiebt sich die AS-Kurve nach oben und andersherum. Der Gleichgewichtspunkt A, in dem Y =Yn und P = Pe ist, verschiebt sich analog. Solange die Produktion über ihrem natürlichen Niveau liegt, übersteigt das Preisniveau das erwartete. Im Zeitverlauf wird sich dieser Prozess jedoch wieder anpassen. Dann wenn Y > Yn, wird die Preiserwartung steigen und die an der Lohnsetzung beteiligten Personen werden den Nominallohn entsprechend positiv angleichen. Durch die für die Unternehmen gestiegenen Kosten, werden diese ihre Preise für ihre Güter und Dienstleistungen ebenfalls erhöhen. Die reale Geldmenge sinkt. Nun werden Zinsen steigen und die Produktion wird reduziert werden müssen bis die Produktionsmenge wieder ihrem natürlichen Niveau entspricht. Nun ist Y =Yn dann ist P = Pe.

Inflation

Im Zusammenhang mit Inflation, erwarteter Inflation und Arbeitslosigkeit, wird die Preis-Lohnsetzungsgleichung herangezogen und um einen Term ausgetauscht. Aus der Lohnsetzungsformel ersetzen wir F(u,z) und nehmen folgende Beziehung an:

F(u,z) = (1 - \alpha \cdot u + z)

Das heißt beispielsweise: der Lohn wird umso höher sein, desto niedriger die Arbeitslosenquote u ist.

Es entsteht die Gleichung:

P = P^e \cdot (1 + \mu) \cdot (1 - \alpha \cdot u + z)

Wie bereits beschrieben, zieht der Anstieg des erwarteten Preisniveaus, einen Anstieg des tatsächlichen Preisniveaus, sowie einen höheren Nominallohn und einen, aus den erhöhten Kosten für die Unternehmen, resultierenden Preisanstieg nach sich.

Ausgehend von einem gegebenem Preisniveau der Vorperiode, bedeutet die Erhöhung des Preisniveaus der momentanen Periode gleichwohl eine Erhöhung des Preisanstiegs von der Vorperiode zur gegenwärtigen - also einer höheren Inflationsrate.

Bei gegebenem Preisniveau der Vorperiode, führt ein höheres erwartetes Preisniveau der aktuellen Periode zu einer höheren erwarteten Rate des Preisanstiegs von der Vorperiode zur aktuellen Periode - eine höhere erwartete Inflation.

Die Tatsache, dass ein Anstieg von Pe auch zum Anstieg des tatsächlichen Preisniveaus führt, kann in gleicher Weise auf die Inflation angewendet werden: Ein Anstieg der erwarteten Inflation führt zu einem Anstieg der tatsächlichen Inflation.

Alternative Betrachtungsweise

Es ist ebenso denkbar, dass sich das erwartete Preisniveau Pe an P, das tatsächliche Preisniveau anpasst wie in folgender Gleichung beschrieben.

P^e = P \cdot [1 + \lambda (Y - Y^*)]

Dies hätte zur Folge, dass die AS-Kurve in der kurzen Frist horizontal verläuft, und nicht wie in der bisherigen Betrachtungsweise, leicht steigend. Dies ist jedoch kein substanzieller Unterschied.

Einzelnachweise

  1. Woll, Arthur; Wirtschaftslexikon, 9. Auflage, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2000
  2. - In: Bundesbank, Glossar Bearbeitungsstand: 28. April 2008, 21:37 UTC (Abgerufen: 28. April 2008, 21:37 MEZ)
  3. Siebert, Horst; Einführung in die Volkswirtschaftslehre, 11. Auflage, Verlag W. Kohlhammer, 1992
  4. Artikel: Preisniveau - In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie Bearbeitungsstand: 3. April 2008, 11:52 UTC (Abgerufen: 3. April 2008, 15:49 MEZ)
  5. Dornbusch, R./ Fischer, S./ Startz R.: Makroökonomik, 8. Auflage, Oldenbourg Verlag, 2001

Literatur

  • Blanchard, O./ Illing G: Makroökonomie, 3., aktualisierte Auflage, Pearson Studium, 2004
  • Rudiger Dornbusch/ Fischer, S./ Startz R.: Makroökonomik, 8. Auflage, Oldenbourg Verlag, 2001
  • Siebert, Horst: Einführung in die Volkswirtschaftslehre, 11. Auflage, Kohlhammer Verlag, 1992
  • Woll, Artur: Wirtschaftslexikon, 9. Auflage, Oldenbourg Verlag, 2000

Siehe auch

Weblinks


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