Prinzipalmarkt

Prinzipalmarkt
Häuserzeile mit Bogengängen am Prinzipalmarkt
Ölgemälde Prinzipalmarkt von August Hilbig, 1863

Der Prinzipalmarkt ist ein Straßenzug im westfälischen Münster. Der Name bedeutet Hauptmarkt, im Unterschied zum Roggenmarkt und Fischmarkt, die im weiteren Verlauf der Straße folgen. Der Prinzipalmarkt dokumentiert mit seinem Grundriss und der Bebauung die geschichtliche und bauliche Entwicklung des wirtschaftlichen und politischen Zentrums von Münster. Er wird auch als „gute Stube“ Münsters bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Erscheinungsbild

Prinzipalmarkt nachts von der Lambertikirche aus gesehen

Das Erscheinungsbild der Prinzipalmarktbebauung wird beidseitig durch gereihte Giebelhäuser geprägt. Die einzige Unterbrechung in den Reihe ist der Michaelisplatz, der Durchbruch zum Domplatz. Eine Besonderheit des Prinzipalmarktes ist, dass kein Giebel dem anderen gleicht. Teilweise haben die damaligen Architekten sich an den anderen Giebeln Ideen geholt, dennoch hat jeder seine eigene Vorstellung umgesetzt und so dem Prinzipalmarkt seine Form gegeben. An der Nordseite wird der Platz durch den Turm der Lambertikirche abgeschlossen, an der Südseite durch den Stadthausturm.

Wesentliches Gestaltungselemente des Prinzipalmarktes sind der für die Fassadengestaltung verwendende, münstertypische Baumberger Sandstein und der Bogengang im Erdgeschoss der Häuser an der Ost- und Westseite des Prinzipalmarktes. Das bekannteste Gebäude der Marktstraße ist das historische Rathaus. Daran schließen sich das Stadtweinhaus sowie das Geschäftshaus Prinzipalmarkt Nr. 5 an.

2006 erreichte der Prinzipalmarkt in der ZDF-Sendung Unsere Besten – Die Lieblingsorte der Deutschen den vierten Platz.

Geschichte

Historisches Rathaus
Postkarte vom Prinzipalmarkt, 1919, mit Straßenbahn-Triebwagen

Die Entwicklung als bürgerliche Marktstraße am Rand der Domfreiheit und an der östlichen Domburggrenze begann im 12. Jahrhundert. Eine geschlossene Bebauung gab es vermutlich um 1280. An der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert entstand der den Prinzipalmarkt prägende Bogengang. Die Parzellenstruktur und die Gebäudeanzahl blieb, bis auf wenige Ausnahmen, seit etwa 1500 bis heute im Wesentlichen erhalten. Erst Anfang des 17. Jahrhunderts kam die Bezeichnung Prinzipalmarkt auf.

Im Zweiten Weltkrieg wurden die meisten Gebäude des Prinzipalmarktes völlig, einige bis auf Keller und Erdgeschosslaube zerstört. Durch den etwa zwischen 1947 und 1958 erfolgten Wiederaufbau konnte der Prinzipalmarkt seinen Charakter als Ensemble in Form einer historischen Marktlage wahren. Zwar wurden viele Gebäude gegenüber dem Vorkriegszustand stark verändert, der Wiederaufbau erfolgte allerdings auf den alten Parzellen und unter Verwendung der ursprünglichen Materialien und Gestaltelemente.

Bis zum 25. November 1954 fuhren Straßenbahnen über den Prinzipalmarkt.

Nachdem von der Stadt Münster bereits 2002 sowie im Sommer 2011 angestrebt wurde, für das Rathaus den Status des UNESCO-Weltkulturerbes zu erhalten, wurde im Herbst 2011 die Interessenbekundung zur Aufnahme in die Liste der Weltkulturerbe, die 2015 fortgeschrieben werden soll, bekannt gegeben.[1][2]

Einkaufsmeile

Blick vom Lambertibrunnen auf den Prinzipalmarkt

Durchgängig seit dem 15. Jahrhundert lebten am Prinzipalmarkt hauptsächlich Krämer und Kaufleute. Viele Angebote des örtlichen Einzelhandels sind vor allem am Prinzipalmarkt in den historischen Kaufmannshäusern beheimatet.

Durch den Bau des Einkaufszentrums Münster Arkaden in den Jahren 2004 bis 2006 unweit des Prinzipalmarktes haben viele Kaufleute dort ausbleibende Kundschaft befürchtet. Jedoch wurden die Arkaden recht klein gehalten und die dortigen Ladenlokale zum Teil an Münsteraner Kaufleute vergeben. Damit sollte vermieden werden, dass Münster das gleiche Schicksal widerfährt wie Oberhausen durch das Centro oder Hamm durch das Allee-Center, nämlich das „Aussterben“ der historischen Altstadt.

Mit über 5.500 Passanten in der Stunde an einem Samstag war der Prinzipalmarkt nach der Ludgeristraße im Mai 2011 die am zweitstärksten frequentierte Einkaufsstraße Münsters. Seit der Eröffnung des neuen Einkaufkomplexes an der Stubengasse 2010 ist die Füßgängerfrequenz am Prinzipalmarkt – verglichen mit Werten von 2008 – jedoch um ein Drittel gesunken.[3]


Geographische Angaben

Der Prinzipalmarkt ist der im Sinne der RWB festgelegte Ortsmittelpunkt. Er ist Nullpunkt bzw. Beginn der Kilometerzählung der über Münster gehenden Bundes- und Landstraßen.[4]

Die Fahrbahnmitte des Prinzipalmarktes vor dem Rathaus hat eine Höhe von 60 m über NN.[4]

Literatur

  • Roswitha Rosinski: Der Umgang mit der Geschichte beim Wiederaufbau des Prinzipalmarktes in Münster/Westf. nach dem 2. Weltkrieg. Bonn : Habelt, 1987, ISBN 3-7749-2230-6
  • Karl-Heinz Kirchhoff: Der Prinzipalmarkt mit Michaelisplatz, Gruetgasse, Syndikatgasse und Syndikatplatz. Münster : Aschendorff, 2001, ISBN 3-402-06643-2

Weblinks

 Commons: Prinzipalmarkt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Westfälische Nachrichten: UNESCO-Liste: Münsters Rathaus soll Weltkulturerbe werden, Münster, Wolfgang Schemann, 8. Juni 2011
  2. Westfälische Nachrichten: Kritik der Grünen: Prinzipalmarkt als Weltkulturerbe anmelden, Münster, Klaus Baumeister, 21. Oktober 2011
  3. Westfälische Nachrichten: Kunden-Frequenz: Ludgeristraße ist frequentierteste Einkaufsstraße – Prinzipalmarkt verliert, Klaus Baumeister, 4. Juni 2011
  4. a b Jahres-Statistik 2009 der Stadt Münster, S. 12. Website des Amtes für Stadtentwicklung, Stadtplanung, Verkehrsplanung der Stadt Münster. Abgerufen am 11. August 2010.
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