- Priskos (Feldherr)
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Priskos (lat. Priscus; † 613 in Konstantinopel) war ein oströmischer Feldherr unter Maurikios, Phokas und Herakleios sowie Schwiegersohn des Mittleren. Seine herausragendste Verwendung hatte er während der Balkanfeldzüge des Maurikios, neben Petros und Komentiolos.
Inhaltsverzeichnis
Im Dienste von Maurikios 587-602
587/88 sollte er die Nachfolge des Generals Philippikos als magister militum per Orientem antreten. Da er zugleich den Auftrag hatte, die geplanten 25%igen Soldkürzungen anzukündigen, weigerten sich die Truppen, Priskos anzuerkennen, so dass Philippikos wieder das Kommando übernahm.
Priskos erhielt stattdessen das Kommando über die Truppen auf dem Balkan. Sein erster Balkanfeldzug mit unerfahrenen Truppen scheiterte 588. 593 führte er sehr erfolgreich ein Heer in Moesien gegen die Slawen, wurde aber 594 wegen Befehlsverweigerung durch Maurikos' Bruder Petros ersetzt, erhielt im darauf folgenden Jahr den Oberbefehl über ein weiteres Heer flussaufwärts, wo er ebenfalls erfolgreich gegen die Awaren agierte, 596 ihnen jedoch nicht nachsetzte.
597/598 wurde er in Tomis am Schwarzen Meer von den Awaren eingeschlossen und erst freigegeben, als Komentiolos in den Rücken der Awaren stieß. Als Komentiolos von den Awaren bedrängt wurde, kam Priskos ihm jedoch nicht zu Hilfe.
In der Folgezeit operierte Priskos zusammen mit Komentiolos im Raum des heutigen Banats sehr erfolgreich gegen die Awaren. Dies war insofern ein Wendepunkt in der Geschichte der Awaren, als dass sie fortan nicht mehr als unbesiegbar galten. Dies sollte für die Herrschaft der Awaren über andere Völker weit reichende Folgen haben.
Im Dienste von Phokas, Schwiegersohn desselben 602-610
Von den drei Feldherren überlebte Priskos als einziger den Sturz des Maurikios. Er befand sich im November 602 in Armenien und hatte den Auftrag, dort Truppen auszuheben. Er war damit vom Ort des Sturzes weit genug entfernt und konnte sich mit dem neuen Kaiser Phokas arrangieren. Um die Jahreswende 602/603 wurde er zum Comes Excubitorum ernannt. 606 heiratete er die Tochter des Phokas, fiel jedoch in kaiserliche Ungnade, als die Bürger von Konstantinopel Statuen von ihm aufstellten.
Im Dienste von Herakleios und Verbannung im Kloster 610-613
Als sich 610 der Sturz des Phokas abzeichnete, konspirierte Priskos mit Herakleios gegen seinen eigenen Schwiegervater. Herakleios übertrug ihm 611/612 den Oberbefehl über ein Heer und beauftragte ihn mit der Zerschlagung der persischen Garnison von Kaisereia. Nach einer Brüskierung durch Priskos und einem Ausbruch der persischen Garnison ließ Herakleios ihm im Jahr 612 die Tonsur scheren und ihn in ein Kloster stecken, wo er im darauf folgenden Jahr starb.
Bewertung
Insgesamt scheint Priskos ein sehr fähiger Feldherr gewesen zu sein, dessen Loyalität jedoch über Gebühr strapaziert wurde und der daher sowohl bei Maurikios als auch bei Phokas und Herakleios Vertrauen verspielte. Gleichwohl gelang es ihm, ähnlich wie dem französischen Staatsmann Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord, mehrere Staatsstreiche zu überstehen und sich mit den neuen Machthabern zu arrangieren, zumindest solange seine herausragenden Fähigkeiten als Feldherr ihn untentbehrlich erscheinen ließen.
Als einer der wenigen Überlebenden der politischen Wirren von 602-611 spielte er für Theophylaktos Simokates eine wichtige Rolle als Zeitzeuge, vor allem für die Balkanfeldzüge. Theophylaktos Simokates berichtet daher sehr negativ über Petros, Komentiolos und Phokas, aber auch über Maurikios.
Literatur
Siehe Artikel Maurikios.
- Michael Whitby: The Emperor Maurice and his Historian – Theophylact Simocatta on Persian and Balkan Warfare. Oxford 1988.
- John R. Martindale: The Prosopography of the Later Roman Empire. Band IIIb, Cambridge 1992, S. 1052ff. (online bei Google Books)
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