Prokop (Heiliger)

Prokop (Heiliger)
Die böhmischen Landespatrone Václav, Vojtěch, Ludmilla und Prokop in einer Abschrift des Werkes „De civitate dei“ des heiligen Augustinus. Prager Kapitularhandschrift, 1197–1214
Barockstatue des Heiligen Prokop an Kirche des Johannes von Nepomuk in Kutná Hora

Der Heilige Prokop (* um 970 in Chotouň, heute einem Ortsteil von Chrášťany im Okres Kolín; † 25. März 1053 in Sázava) war ein Priester, Einsiedler, Abt und Gründer des Klosters Sázava (Sasau) in Böhmen. Er gehört zu den böhmischen Landespatronen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geboren wurde er am Ende des 10. Jahrhunderts in Chotouň, einem kleinen Ort in Mittelböhmen in der Nähe der Stadt Kouřim. Das von späten Quellen angegebene Geburtsjahr 970 ist ungesichert. Er beherrschte die slawische Schrift und war nach Aussage der Legenden als Priester tätig. Prokop war verheiratet und hatte einen Sohn namens Jimram (Emmeram).

Nachdem er sich vom weltlichen Leben abgewandt hatte, wurde Prokop zunächst Mönch, vermutlich im Benediktinerkloster Břevnov bei Prag, und später Einsiedler in einer Höhle am Mittellauf des Flusses Sázava. Nach und nach entstand um seine Zelle eine kleine Mönchssiedlung und im Jahr 1032 schließlich ein Kloster, das die Ordensregel der Benediktiner annahm. Fürst Břetislav I. bestätigte die Gründung und setzte den Eremiten als ersten Abt ein. Diese Funktion übte Prokop bis zu seinem Tod am 25. März 1053 aus. Zu Prokops Schülern gehörten auch sein Sohn Jimram und sein Neffe Veith, die beide später seine Nachfolger als Äbte von Sasau wurden.

Kult

Sasau war einer der letzten Orte in Böhmen, in denen die die Liturgie in altslawischer Sprache gepflegt wurde. In dieser Sprache ist auch das älteste Zeugnis über Prokops Leben abgefasst, die „Vita Minor“ oder „Die kleinere St. Prokop-Legende“. Nach Prokops Tod konnten sich die slawischen Mönche in Sasau nicht halten: Zunächst mussten sie von 1056–1061 das Kloster verlassen, 1096 wurden sie endgültig vertrieben. Das Kloster übernahmen Mönche aus Břevnov, die den lateinischen Ritus befolgten, die Erinnerung an den Gründer jedoch weiterhin hochhielten. 1204 wurde Prokop von Papst Innozenz III. kanonisiert. Er war der erste böhmische Heilige, dessen Heiligsprechung in Rom stattfand.

Prokop wird als einer der böhmischen Landespatrone verehrt. Besonderen Aufschwung nahm sein Kult unter Kaiser Karl IV.. Als dieser 1347 das Kloster Emaus in Prag gründete, schenkte er dem Kloster das Bruchstück einer altslawischen Sammlung von Evangelien-Perikopen in kyrillischer Schrift, eines angeblichen Autographs Prokops. Die Mönche ergänzten die Handschrift um einen glagolitischen Teil und banden beide Werke zu einem prächtig ausgestatteten Buch zusammen. Im 16. Jahrhundert gelangte es nach Reims, wo es bis heute aufbewahrt wird. Nach Berichten des 18. Jahrhunderts verwendeten dieses sogenannte „Evangeliar von Reims“ oder „Krönungsevangeliar“ zumindest die beiden letzten französischen Könige bei den Krönungsfeierlicheiten.[1]

1588 wurden Prokops Überreste nach Prag überführt und in der Allerheiligenkirche auf der Prager Burg beigesetzt. In der Folge entstanden Gedichte, hagiographische und homiletische Werke der Prokop-Verehrung. Dem Heiligen wurden über 100 Kirchen geweiht. Wertvolle Prokop-Statuen und Gemälde stammen aus der Zeit des Barock. Im 19. Jahrhundert wurde er zum Patron der Emigranten in Übersee; Prokop-Kirchen wurden in Chicago, Cleveland und Dakota gegründet. Bekannte moderne literarische Bearbeitungen der Prokop-Legende schufen die Dichter Jaroslav Vrchlický und Vítězslav Nezval.

Literatur

  • Jaroslav Kadlec: Der heilige Prokop. In: Tausend Jahre Benediktiner in den Klöstern Břevnov, Braunau und Rohr. EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien 1993, ISSN 0303-4224, S. 309–324.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Jaroslav Kadlec: Das Kloster des hl. Prokop an der Sasau. In: Tausend Jahre Benediktiner in den Klöstern Břevnov, Braunau und Rohr. EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien 1993, ISSN 0303-4224, S. 297–307.

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