Pterophyllum altum

Pterophyllum altum
Hoher Segelflosser

Hoher Segelflosser (Pterophyllum altum)

Systematik
Unterordnung: Lippfischartige (Labroidei)
Familie: Buntbarsche (Cichlidae)
Unterfamilie: Cichlasomatinae
Tribus: Heroini
Gattung: Skalare (Pterophyllum)
Art: Hoher Segelflosser
Wissenschaftlicher Name
Pterophyllum altum
Pellegrin, 1903
Ausgewachsener Hoher Segelflosser

Der Hohe Segelflosser (Pterophyllum altum) ist die größte der momentan drei validen Arten seiner Gattung und ein Buntbarsch aus dem tropischen Südamerika.

Inhaltsverzeichnis

Systematik

Dieser cichlasomine Buntbarsch, dessen Gattung der schwedische Ichthyloge Kullander in die Gattungsgruppe (Tribus) der Heroini stellt, wurde 1903 von dem französischen Zoologen Jacques Pellegrin als Pterophyllum altum aus dem Rio Atabapo in Venezuela wissenschaftlich zuerst beschrieben. Abgesehen von Verwechslungen mit dem nahe verwandten Pterophyllum scalare, gibt es keine Synonyme. Der Gattungsname ist eine Zusammensetzung aus pteron = Flosse, Flügel, Segel und phyllum = Blatt. Der adjektivistische Artname, altum, lateinisch "hoch", deutet auf die Gesamtkörperhöhe hin.

Flossenformel: Dorsale XI-XIII/27-31, Anale VI/28-32.

Zwischen dem Hohen Segelflosser und dem Art-Komplex Pterophyllum scalare bestehen mehrere Übergangsformen. Paepke interpretierte das als sich allmählich ändernde Merkmalabstufungen einer Reihe zusammenhängender Populationen innerhalb des gesamten Verbreitungsgebiets (cline) und stellte den Hohen Segelflosser als Unterart zu Pterophyllum scalare. Seine sich eng an den von Mayr geprägten Artbegriff orientierte Auffassung fand jedoch keine Anerkennung. Aktuelle Untersuchen werden innerhalb überschaubarer Zeit zu einer Revision der Gattung und gleichzeitig zu Neubeschreibungen führen. Bis dahin ist der Hohe Segelflosser als valide Art anzusehen.

Merkmale

Im Gegensatz zu seinen beiden Schwesterarten besitzt der Hohe Segelflosser deutlich kleinere und deshalb auch erheblich mehr Flankenschuppen (41 bis 48 statt höchstens 39 bei Pterophyllum scalare beziehungsweise 26 bis 30 bei Pterophyllum leopoldi). Er verfügt auch über mehr Flossenstrahlen als die beiden anderen Arten. Deutliche Unterscheidungsmerkmale zu Pterophyllum scalare (sensu lato) sind eine noch markantere sattelartige Einbuchtung der Stirnlinie und ausgeprägtere Vertikalstreifen, die sich deutlich in der Schwanzflosse fortsetzen. Die Art erscheint durch ihre Körperhöhe noch stärker abgeplattet. Hohe Segelflosser erreichen eine Gesamtlänge von etwa 20 Zentimeter und eine Körperhöhe bis annähernd 40 Zentimeter.

Verbreitung

Der Holotypus wurde im Rio Atabapo in Venezuela gefangen. Das natürliche Vorkommen erstreckt sich nach heutiger Kenntnis über die Einzugsgebiete der Oberläufe von Orinoco und Rio Negro. Exemplare aus der Umgebung der Typuslokalität unterscheiden sich im Aussehen von Hohen Segelflossern aus dem östlichen Kolumbien. Aus dem Dreiländereck Brasilien/Peru/Kolumbien stammende Segelflosser, die in der Literatur als "Peru-Altum"" bezeichnet werden, gehören einer anderen noch unbeschriebenen Art an.

Ökologie

Die wenigen untersuchten Fundorte verfügen in der Regel über feinsandigen Grund und sind wegen der hohen Wassertemperaturen (dokumentiert: 27 - 35 °C) überwiegend frei von echten Wasserpflanzen. Die in kleinen Gruppen angetroffenen Fische stehen über felsigen Bereichen oder verbergen sich zwischen Totholz oder der Ufervegetation. Flachwasser wird gemieden. Dass Hohe Segelflosser meist nahe der Wasseroberfläche angetroffen werden, hängt mit der Ernährungsweise zusammen. In dem nährstoffarmen (elektrische Leitfähigkeit < 25 µS/cm) und lebensfeindlichen Milieu (pH-Wert deutlich unter 5,5) seiner Lebensräume stellen anfliegende Insekten und an der Wasseroberfläche atmende Insektenlarven (Mückenlarven) einen Großteil seiner Beute dar. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Nahrung sind kleinere Fische.

Aus den kleinen Sozialverbänden bilden sich Paare mit fester Bindung, die kleine Fortpflanzungsreviere verteidigen und an senkrechtes Substrat offen ablaichen. Als Elternfamilie betreuen beide Geschlechtspartner ihre Brut, die Larven und heranwachsenden Jungfische sehr intensiv und lange. Der Nachwuchs ernährt sich teilweise vom Körperschleim und der Oberhaut seiner Eltern.

Bedeutung für den Menschen

Hohe Segelflosser haben keine Bedeutung als Speisefische. Als Aquarienfische sind Hohe Segelflosser aber nicht nur sehr begehrt sondern auch mit vielen fast schon mythischen Attributen verklärt. Das beginnt schon mit dem Datum des Erstimports für die Aquaristik, für das, beginnend mit 1911, mehrere Jahreszahlen angegeben werden. Sehr wahrscheinlich brachte der Aquarienfischhändler Heiko Bleher die ersten Hohen Segelflosser 1972 nach Europa. Nur wenigen Liebhabern gelingt seither die Zucht. Wie viele tropische Süßwasserfische aus sehr warmen, sauren und nährstoffarmen Gewässern, sind Hohe Segelflosser ein interessantes Arbeitsfeld der Parasitologie.

Aufgrund ihrer hervorstechenden, für Fische außergewöhnlichen Gestalt, die sie nur mit Flossenblättern (Monodactylidae) und juvenilen Fledermausfischen (Ephippidae) teilen, sind Fotos und grafische Darstellungen von Segelflossern immer wieder Motive der Kunst und Werbung.

Literatur

  • Blanc, M. (1962): Catalogue des types de Poissons de la famille des Cichlidae en collection au Muséum national d'Histoire naturelle. Bulletin du Muséum National d'Histoire Naturelle (Série 2) v. 34 (no. 3): 202-227.
  • Czapla, R. (1986): Umweltbedingte Erkrankungen bei Pterophyllum altum (PELLEGRIN, 1903). DCG-Informationen 17: 90-94.
  • Paepke, H.-J. (2003): Segelflosser (2. Auflg.). Westarp Wissenschaften-Verlagsgesellschaft, Hohenwarsleben, ISBN 3894328452.
  • Pellegrin, J. (1903): Description de Cichlidés nouveaux de la collection du Muséum. Bulletin du Muséum National d'Histoire Naturelle (Série 1) v. 9 (no. 3): 120-125.
  • Reis, R. E., S. O. Kullander & C. J. Ferraris, Jr. (2003): Check list of the freshwater fishes of South and Central America. CLOFFSCA. 2003: i-xi + 1-729.
  • Schindler, I. (2003): Variation der Körperhöhe von Pterophyllum scalare (Schultze in Lichtenstein, 1823) (Telesotei: Labroidei: Cichlidae). Zeitschrift für Fischkunde v. 6 (no. 1-2): 73-85.
  • Stawikowski, R. & U. Werner (1998): Die Buntbarsche Amerikas, Bd. 1. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, ISBN 3-8001-7270-4.

Weblinks


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