- Puerto de Sóller
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Port de Sóller (kastilisch Puerto de Sóller, „Hafen von Sóller“), ist ein Küstenort auf der spanischen Baleareninsel Mallorca. Er liegt etwa 170 Kilometer vom spanischen Festland bei Barcelona entfernt an der Nordwestküste der Insel in der Region (Comarca) Serra de Tramuntana.
Port de Sóller gehört zum Gemeindegebiet der nahe gelegenen Kleinstadt Sóller. Der Ort hat 2724 Einwohner (Stand: 2007), wovon 452 außerhalb des eigentlichen Siedlungskerns, aber in unmittelbarer Nähe wohnen. Damit leben in Port de Sóller etwa 20,6 % der Einwohner des Gemeindegebietes.[1]
Inhaltsverzeichnis
Lage und Beschreibung
Port de Sóller liegt 25 Kilometer nördlich des Zentrums von Palma und drei Kilometer nordwestlich von Sóller an der Badia de Sóller („Bucht von Sóller“), einer natürlichen Hafenbucht an der Nordwestküste Mallorcas zwischen dem Cap Gros und der kleinen Halbinsel Racó de Santa Caterina mit den Landspitzen Punta de sa Creu und es Bufador. Außer von der Seeseite erreicht man den Ort aus Südosten kommend auf der Landstraße MA-1134 von Sóller oder über die Nebenstraße MA-2124 von der Siedlung l’Horta. Die MA-1134 verläuft teilweise durch den am 24. Februar 2007 eröffneten Túnel de sa Mola.[2] Der 1329 Meter lange Tunnel, der bis an die Ortsgrenze von Port de Sóller reicht, wurde für etwa 21,5 Millionen Euro unter dem 156,83 Meter hohen Berg Puig de sa Mola zur Entlastung der alten Straße angelegt, die den Verkehr am Ufer der Badia de Sóller direkt durch den Ort führte.[3]
Außer der Straßenanbindung besteht seit dem Jahr 1913 eine Straßenbahnverbindung von Sóller nach Port de Sóller, die dem Verlauf der alten Landstraße folgt, aber in ihrem Streckenverlauf auch durch Orangen- und Zitronenhaine angelegt ist. Diese erreicht den Ort östlich des Strandes von en Repic, der sich an der Südseite der Badia de Sóller befindet. Zu Port de Sóller gehören neben dem Zentrum es Port die Siedlungen Bellavista und sa Talaia im Norden, es Través südlich des Hafens sowie Can Joi im Südwesten und sa Muleta im Westen.
Die Badia de Sóller bietet den einzigen geschützten Hafen der Nordwestküste der Insel Mallorca zwischen Port d’Andratx und Port de Pollença. So konnte sich Sóller zum Hauptort dieser Region in der Serra de Tramuntana entwickeln. Der Hafen von Sóller, Port de Sóller, wurde an der Nordostseite der Bucht angelegt, geschützt vor den Nordwestwinden durch die Halbinsel Racó de Santa Caterina. Um die dortige Mündung des Sturzbaches Torrent de sa Figuera entstand der Siedlungskern mit der Pfarrkirche Sant Ramon de Penyafort. Nach dem Bau der Straßenbahn von Sóller begann sich die Siedlung südwärts auszudehnen, so dass heute die gesamte Ost- und Südseite der Bucht bis hinter en Repic an der Mündung des Torrent Major bebaut ist.
Der Hafen bildet noch heute den Mittelpunkt des Ortes Port de Sóller. Die bestehenden Hafenanlagen gründen auf Bauten des 18. Jahrhunderts. Sie weisen 465 Liegeplätze auf, von denen 164 für Durchreisende bereitgehalten werden.[4] Teilweise wird der Hafen militärisch genutzt. Port de Sóller ist Ausgangspunkt für Ausflugsschiffe entlang der Nordwestküste Mallorcas, unter anderem zu den Buchten Cala de sa Calobra und Cala de Deià.
Durch Port de Sóller führt der Fernwanderweg GR 221, Refugi de Muleta dient als Wanderunterkunft im Ort.
Geschichte
Die Küste an der Badia de Sóller war schon in der Kupfersteinzeit, die auf Mallorca auch als Vorkeramische Zeit bezeichnet wird, von Menschen bewohnt. Spuren dieser Besiedlung zwischen 5200 und 2700 v. Chr. fanden sich bei sa Muleta an der Westseite der Bucht. Auch Phönizier und Griechen unterhielten nachweislich Stützpunkte bei Port de Sóller, unter den Römern entstand hier ein Handelshafen. In der Zeit der arabischen Herrschaft ab dem Jahr 902 n. Chr. wurden das umliegende Land mittels Bewässerungssystemen kultiviert und großflächig Olivenhaine angelegt. Aus dieser Epoche stammt der Name Suliar („Tal des Goldes“ oder „Muschel“) für das Gebiet von Sóller. Nach der Eroberung Mallorcas von den Arabern durch König Jaume I. im Jahr 1229 wurde das Land im Tal von Sóller an die Gefolgsleute des Königs aufgeteilt.[5]
Im späten Mittelalter war Mallorca oft das Ziel nordafrikanischer Korsaren, die die Küstensiedlungen plünderten und deren Einwohner in die Sklaverei verkauften. Bei einem dieser Beutezüge wurde im Jahr 1542 das 1280 errichtete Gebäude der kleinen Kirche von Santa Caterina d’Alexandria zerstört. Die Kapelle wurde ab 1550 neu erbaut. Ein heute noch bekannter Angriff auf Port de Sóller fand Anfang Mai 1561 statt. Eine Flotte von 23 Galioten lief von Algier kommend und am 10. Mai vor Ibiza gesichtet in den frühen Morgenstunden des 11. Mai 1561 die Bucht von Sóller an. Die etwa 1700 bis 1800 Mann starken Truppen des muslimischen Freibeuters Uludsch Ali (Otxali/Occhiali), nach der Seeschlacht von Lepanto (1571) als Kilic Ali Pascha bekannt, besetzten die Umgebung des Hafens. Unter der Führung des Kapitäns von Sóller (Capità de Sóller), Joan Angelats, wurden die Piraten noch am 11. Mai von den Sollerics mit Unterstützung aus Bunyola, Santa Maria und Alaró bei Port de Sóller besiegt und zur Flucht gezwungen. In Erinnerung an den Sieg wird noch heute Mitte Mai das Fest es Firó in Port de Sóller gefeiert.[6] Erst 53 Jahre später entstand der Wehrturm Torre Picada oberhalb der Bucht von Sóller. Der 1614 bis 1623 erbaute Turm war Teil der aus 85 Beobachtungs- und Wehrtürmen bestehenden Küstenverteidigung der Insel.[7][8]
Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert entwickelte sich das Tal von Sóller zu einem wichtigen Anbaugebiet für Obst, Gemüse und Zitrusfrüchte. Die landwirtschaftlichen Produkte der Region wurden über den Hafen von Sóller bis nach Frankreich und auf das spanische Festland verschifft. Die Wichtigkeit des Hafens ergab sich aus der Abgeschiedenheit der Lage Sóllers an der Nordwestküste, durch den Gebirgszug der Serra de Tramuntana von den übrigen Teilen der Insel Mallorca abgeschnitten. Dies änderte sich erst mit dem Bau der Sóller-Eisenbahn (Tren de Sóller) von 1905 bis 1912. Sie wurde am 16. April 1912 eingeweiht und diente neben der Personenbeförderung vor allem dem Transport der landwirtschaftlichen Erzeugnisse Sóllers in die Inselhauptstadt Palma. Der Nachteil des verringerten Frachtaufkommens für den Hafen nach Fertigstellung der Bahnverbindung wird heute durch eine andere Baumaßnahme der damaligen Zeit mehr als ausgeglichen. Die am 11. Oktober 1913 eingeweihte Straßenbahnverbindung (Tramvia de Sóller) vom Bahnhof in Sóller nach Port de Sóller ist eine Touristenattraktion, die einzigartig auf den Balearischen Inseln ist.[9]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kirchen
Parròquia de Sant Ramon de Penyafort
Die „Pfarrkirche des Heiligen Raimund von Penyafort“ des Ortes Port de Sóller befindet sich in der Carrer Canonge Oliver 14. Sie wurde zwischen 1938 und 1943 erbaut. Ab 1961 erfolgte eine Erweiterung mit dem 1964 entstandenen Glockenturm. Der hölzerne Renaissance-Altar aus dem 17. Jahrhundert stand vor der Errichtung der Pfarrkirche im Oratori de Sant Ramon de Penyafort. Er ist der Heiligen Katharina von Alexandrien gewidmet. Das kleine Altarbild der Heiligen wurde 1574 von dem Zimmermann Llucià Arbona und dem Maler Mateu López für das Oratori de Santa Caterina d’Alexandria geschaffen.[10]
Oratori de Sant Ramon de Penyafort
Das Mitte des 17. Jahrhunderts in klassizistischem Stil erbaute „Oratorium (Kapelle) des Heiligen Raimund von Penyafort“ verdankt seine Entstehung den Spenden der Fischer des Ortes und einer Legende. Nach dieser soll der Heilige das Mittelmeer von Port de Sóller nach Barcelona auf seiner Capa (mittelalterlicher Mantel) überquert haben, nachdem ihm von König Jaume I. die Rückkehr aufs Festland verwehrt wurde. Das weiß getünchte Gebäude mit einem Tonnengewölbe auf rechteckigem Grundriss wurde 1936 als Kirchenbau geschlossen. Das Altarbild der Kapelle befindet sich heute in der Pfarrkirche von Port de Sóller.[10]
Oratori de Santa Caterina d’Alexandria
Das ehemalige „Oratorium der Heiligen Katharina von Alexandrien“ wird heute als Museum genutzt. Die Kapelle Santa Caterina d’Alexandria, oder kastilisch Santa Catalina de Alejandría, stammt aus dem Jahr 1550. Original erhalten sind der Glockenturm, die Fenster und das Portal. Der Vorgängerbau von 1280 fiel 1542 einem muslimischen Piratenüberfall zum Opfer.
Museen
Museu de la Mar
Das Meeresmuseum des Ortes an der Carrer Oratori de Santa Caterina d’Alexandria oberhalb des Hafenviertels zeigt Ausstellungsstücke zum Schiffbau und der Geschichte von Sóller in seiner Abhängigkeit vom Meer. Man richtete es im Gebäude der Kapelle Santa Caterina ein, die im 16. Jahrhundert nach der Zerstörung des alten Bauwerks von 1280 neu errichtet wurde. Neben Ausstellungen werden in dem am 24. August 2004 eröffneten Museum auch klassische Konzerte aufgeführt.[11][12]
Bauwerke
Torre Picada
Der 1614 bis 1623 entstandene Wehrturm Torre Picada war Teil eines Abwehrsystems aus 85 Türmen entlang der Küste Mallorcas, die zu Beobachtungs- und Verteidigungszwecken gegen die Übergriffe nordafrikanischer Piraten (Korsaren) in Sichtverbindung zueinander errichtet wurden.
Far de Bufador
An der nordöstlichen Hafeneinfahrt stehen die Reste des Leuchtturms von Bufador, der in den Jahren 1862 bis 1864 erbaut wurde. Seinen Zweck übernahm ab 1930 der Far de sa Creu, der alte Far de Bufador ist seitdem außer Betrieb.
Far de sa Creu
Oberhalb des älteren Leuchtturms von Bufador errichtete man von 1928 bis 1930 den Leuchtturm von sa Creu.
Far de Cap Gros
Der Leuchtturm an der Westseite der Hafeneinfahrt bildet das Pendant des Far de sa Creu und ist wie dieser noch in Betrieb. Als ältester der drei Leuchttürme wurde er 1859 vollendet.[13]
Strände
Platja des Través
Etwa 610 Meter lang und 15 Meter breit liegt der nördliche Strand des Ortes südlich des Hafenbereiches von Port de Sóller. Er besteht aus grobem Sand. Badezone und Schiffsverkehr sind durch Bojen voneinander getrennt. Am südlichen Strandabschnitt, vor der Mündung des Sturzbaches Torrent Major, befinden sich unmittelbar hinter dem Strand die Gleise der Straßenbahn nach Sóller.[14]
Platja den Repic
Der südwestliche Ortsstrand von en Repic ist etwa 300 Meter lang und bis zu 30 Meter breit. Vom Platja des Través ist er durch die Mündung des Torrent Major und der dortigen Mole getrennt. Hinter der Strandpromenade Passeig de sa Platja befinden sich Hotelgebäude und Gaststätten.[15]
Feste
Es Firó
Das Fest es Firó, eine nachgespielte Landung von Piraten im Hafen aus Anlass eines Sieges über nordafrikanische Korsaren am 11. Mai 1561, wird in Port de Sóller jeden Montag nach dem zweiten Sonntag im Mai nachmittags gefeiert. Das zu den Moros i Cristians gezählte Fest ist Teil der am Vortag mit dem Krämer- und Künstlermarkt sa Fira beginnenden Festwoche der Gemeinde Sóller.
Festa de Mare de Déu del Carme
Jedes Jahr am 16. Juli wird das Fest der Schutzpatronin der Fischer Mare de Déu del Carme begangen. Zu diesem Anlass findet eine Meeresprozession statt.
Märkte
Der nächstgelegene Wochenmarkt findet jeden Samstag vormittags in Sóller statt.
Belege
- ↑ Einwohnerzahlen der Gemeinden und Orte Mallorcas
- ↑ El Mundo / El Dia de Baleares: El túnel de Sa Mola que une Sóller y el Port se estrena hoy
- ↑ Mallorca-Newsletter: Abschlussarbeiten an Sóllers Sa Mola-Tunnel
- ↑ Hafen von Port de Sóller
- ↑ Thomas Schröder: Mallorca, Michael Müller Verlag, 5. Auflage 2006, S.145/146
- ↑ Coŀlectiu Sant Ponç 1561 – Pagesos des Firó
- ↑ Lugares de interés – La Torre Picada
- ↑ Miguel Ángel Álvarez Alperi: Umfassender Strandführer Mallorca + Cabrera, El Cohete Ediciones, 1. Auflage 2001, S. 159, ISBN 84-87933-08-4
- ↑ Oscar Dalmau: Die Sóller-Eisenbahn: Ein Wunderwerk, Reserva Anticipada Ediciones, Barcelona 1998
- ↑ a b Gabriel Ordinas Marcé: El Port de Sóller
- ↑ Thomas Schröder: Mallorca, Michael Müller Verlag, 5. Auflage 2006, S.156
- ↑ Museen und Ausstellungen – Museo del Mar, Govern de les Illes Balears
- ↑ Sóller – Das Fischerviertel von Santa Catalina, Ajuntament de Sóller
- ↑ Strandbeschreibung Platja des Través (spanisch)
- ↑ Strandbeschreibung Platja den Repic (spanisch)
Weblinks
- Sóller – Das Fischerviertel von Santa Catalina, Ajuntament de Sóller
- Hafen von Port de Sóller (katalanisch)
- Coŀlectiu Sant Ponç 1561 – Pagesos des Firó (Zur Geschichte des Festes Firó, katalanisch)
- Museu de la Mar (katalanisch, kastilisch)
39.7938888888892.6972222222222Koordinaten: 39° 48′ N, 2° 42′ O
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