- Puy
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Ein Puy (mfrz. puy „Anhöhe“ zu lat. podium „Ehrenplatz“) war eine im Langue-d’oïl-Sprachraum seit dem 13. Jahrhundert verbreitete Form von Kulturgesellschaften, die Dichtkunst, Musik und Theater pflegten. Der Begriff leitete sich ab von der Stadt Le Puy-en-Velay, da die erste Gesellschaft dieser Art dort begründet worden sein soll.
Die Puys stellten einen Übergang vom höfisch-adligen Minnesang zum städtischen Meistersang dar, während sich die mittelalterliche Bürgergesellschaft emanzipierte und zum Kulturträger aufrückte. Den Gesellschaften gehörten gleichermaßen Künstler und kunstinteressierte Bürger an. Zum Teil wurden unter der Leitung eines prince, d. h. eines gewählten Fürsten, öffentliche Wettkämpfe mit Dichterkrönungen abgehalten. An lyrischen Genres wurden Dit, Chanson, Jeu parti und Balladenformen gepflegt, an dramatischen Mirakel- und Mysterienspiele. Berühmte Puys entstanden in Nordfrankreich, u. a. in Amiens, Caen, Dieppe, Douai, Rouen, Valenciennes und in Arras. Letzterer entwickelte sich zu einem literarischen Zentrum, dem zeitweilig bis zu 200 Künstler angehörten; ihre bedeutendsten Mitglieder waren die Trouvères Jean Bodel und Adam de la Halle. Die Blüte der Puys lag zwischen dem 14. und dem 15. Jahrhundert, bis sie – ähnlich wie der deutsche Meistersang – nur noch formal den überkommenen Tradierungen folgten und allmählich niedergingen. Auf dem Gebiet des geistlichen Theaters lebten sie in den Passionsbruderschaften weiter.
Literatur
- Michèle Gally: Parler d’amour au puy d’Arras. Lyrique en jeu. Orléans 2004. ISBN 2-86878-236-1
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