Dit (Literatur)

Dit (Literatur)

Der Dit (altfrz. dit „Spruch, Sprucherzählung“ zu lat. dictum „Ausspruch“) ist eine Gattung der mittelalterlichen französischen Dichtung, die ab dem 13. Jahrhundert zunächst als lyrische Kurzform mit moralischem, oft auch satirischem Einschlag entstand, sich dann aber zur Mischform von Vers und Prosa wandelte, die auch dialogisierende Elemente aufnahm. Er ist deshalb nicht immer klar von Débat, Conte – seinerseits formal zwischen Roman und Novelle – und Fabliau zu unterscheiden.

Der Strophenbau des Dit besteht aus Reimpaaren oder Quartetten von Alexandrinern mit einem gemeinsamen Reim. Er entfaltet sein Sujet an einem (moralischen, ernsten oder heiteren) Exempel, an einer Beschreibung von Gegenständen, Berufen, Straßenszenen, Erlebnissen u. a. Alltagsdingen.

Die Themen der Dits finden sich ebenfalls im Alltagsleben, sie behandeln u. a. die Prunksucht der Frauen (Blasme des dames), die Quacksalber (Dit de l’herberie) oder den Niedergang des Klerus durch geldgierige Priester (Dit de sainte Église). Zahlreiche Stoffe aus anonymen Werken fanden durch den Dit den Eingang in die Stoffgeschichte der Literatur, z. B. der Diz dou vrai aniel aus Quellen der arabischen Literatur als Vorbild von Gotthold Ephraim Lessings Ringparabel. Weitere Verfasser sind Rutebeuf, der den Dit zur politischen Propaganda gegen die Staufer benutzte, und Baudoin de Conde, von dem allein 80 Werke erhalten sind, darunter der Dit des trois Morts et des trois Vifs (vor 1280), eine der Stoffgrundlagen des Totentanzes. Aus späterer Zeit sind Werke von Jean Froissart, Guillaume de Machaut (Le livre du Voir dit), Christine de Pizan (Dit de la Rose) und Eustache Deschamps, Jean Bodel und Gautier de Coincy erhalten.

Literatur

Allgemeine Darstellungen

  • Wolfram Kleist: Die erzählende französische Dit-Literatur in „quatrains alexandrins monorimes“. (Dissertation) Hamburg 1973.
  • Monique Léonard: Le „dit“ et sa technique littéraire des origines à 1340. Paris/Genf 1996. ISBN 2-85203-561-8

Zu Machauts Le livre du Voir dit

  • Agnès Baril: Guillaume de Machaut: „Le livre du voir dit“. Commentaire grammatical et philologique des lignes 1 à 4153 (pages 41 à 366). Paris 2001. ISBN 2-7298-0770-5
  • Sylvie Bazin-Tacchella/Laurence Hélix/Muriel Ott: „Le livre du Voir Dit“ de Guillaume de Machaut. Neuilly 2001. ISBN 2-912232-31-7
  • Paul Imbs: Le Voir-Dit de Guillaume de Machaut. Ètude littéraire. Paris 2001. ISBN 2-7453-0583-2

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • DIT — Die Abkürzung DIT steht für Directory Information Tree, Daten in einer hierarchischen Baumstruktur, die aus Distinguished Names (DN), einem eindeutigen Objektnamen in LDAP Verzeichnissen besteht. Depth of Inheritance Tree, eine OO Metrik. DigiPen …   Deutsch Wikipedia

  • Dit — [di:], das; s, s [frz. dit, zu: dire = sagen, erzählen < lat. dicere] (Literaturw.): in der altfranzösischen Literatur verbreitete kurze Erzählung mit belehrender Tendenz in Versen od. in Mischformen von Vers u. Prosa …   Universal-Lexikon

  • Dit d'Ívarr Ingimundarson — Ívars þáttr Ingimundarsonar L’Ívars þáttr Ingimundarsonar (« Dit d Ívarr Ingimundarson ») est un très court þáttr datant du XIIIe siècle[1] et conservé dans la Morkinskinna. Il évoque l amitié du roi de Norvège Eysteinn Magnússon… …   Wikipédia en Français

  • Dit d’Ívarr fils d’Ingimundr — Ívars þáttr Ingimundarsonar L’Ívars þáttr Ingimundarsonar (« Dit d Ívarr Ingimundarson ») est un très court þáttr datant du XIIIe siècle[1] et conservé dans la Morkinskinna. Il évoque l amitié du roi de Norvège Eysteinn Magnússon… …   Wikipédia en Français

  • EZ80-DIT — Mikrocomputer im Metallgehäuse Das Mikrocomputersystem EZ80 DIT wurde 1977 entwickelt und ab 1978 als Lerncomputer in der handwerklichen Ausbildung und der überbetrieblichen Weiterbildung eingesetzt. Der EZ80 DIT besteht aus einer veränderten… …   Deutsch Wikipedia

  • Dänische Literatur — Unter dänischer Literatur versteht man die in dänischer Sprache geschriebene Literatur. Dazu gehört auch die dänischsprachige Literatur der dänischen Südschleswiger. Die dänische Literatur ist ein Teil der skandinavischen Literatur.… …   Deutsch Wikipedia

  • Polikarpow DIT — Polikarpow I 15 Typ …   Deutsch Wikipedia

  • Conte (Literatur) — Der Conte (französisch [kõ:t], „Erzählung“, „Märchen“) ist eine literarische Erzählform. Er wird meist zwischen dem Roman und der Novelle angesiedelt, eine nähere Gattungsbestimmung ist aber erst durch die nähere Charakterierung verschiedener… …   Deutsch Wikipedia

  • Le roi l’a dit — Werkdaten Titel: Der König hat s gesagt Originaltitel: Le roi l’a dit Form: komische Oper Originalsprache: französisch Musik …   Deutsch Wikipedia

  • Johann-Brinckmann-Gymnasium — Die Domschule von 1579 (bezeichnet mit „L“, links), Schloss Güstrow und die Hofkirche, der „Güstrower Dom“ (bezeichnet mit „F“) (Abb. 1653) …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”