Quartier du Marais

Quartier du Marais
Restaurant „Chez Marianne“
Restaurant „Jo Goldenberg“
Hotel de Sens
Jüdisches Geschäft
Place des Vosges

Das Marais (von frz. le marais = der Morast, der Sumpf) ist ein Stadtteil von Paris am rechten, nördlichen Seineufer, östlich von Beaubourg, zwischen der Place de la République und der Place de la Bastille, es gehört sowohl zum 3. als auch zum 4. Arrondissement. Begrenzt wird das Viertel vom Boulevard du Temple im Norden, dem Boulevard Beaumarchais im Osten, der Seine im Süden und dem Boulevard de Sébastopol im Westen. Diese ehemalige Sumpflandschaft wurde im 13. Jahrhundert von Angehörigen des Templerordens trockengelegt. Damals befand sie sich in Randlage, heute im Herzen der Stadt. Es ist ein besonderes und sehr ursprüngliches Viertel von Paris: es hat die Haussmann'sche Modernisierungswut des 19. Jh. überstanden und so haben die ältesten und prachtvollsten Hôtels, die Stadtpaläste des Adels, neben den windschiefen Häusern der Handwerker, die hohen Mietshäuser neben den Ordensniederlassungen der Tempelritter hier überlebt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Marais war lange Zeit ein Sumpfgebiet außerhalb der Stadtgrenzen, seine Trockenlegung begann im 13. Jahrhundert. Im 14. Jahrhundert wurde die neue Pariser Stadtmauer errichtet, die das Marais einschloss. Im 17. Jahrhundert wurde das Marais zu der bevorzugten Wohngegend des Adels. Die adligen Bewohner des Marais wurden während der Revolution von 1789 vertrieben, was den Beginn eines architektonischen Niedergangs einläutete, der erst ab 1962 gestoppt wurde. Unter Charles de Gaulles Kultusminister André Malraux bemühte man sich um die Erhaltung des alten Kerns von Paris.

Sehenswürdigkeiten

Der Grenzstein am westlichen Eingang zum Marais ist das in den frühen 70ern von Renzo Piano und Richard Rogers konstruierte Centre d'Art et de Culture Georges Pompidou oder kürzer (Centre) Beaubourg. Das Gebäude ist benannt nach dem französischen Staatspräsidenten Georges Pompidou, der das Quartier des Halles, die Pariser Markthallen, das Herzstück des Viertels abreißen ließ, um sich an dieser Stelle ein architektonisches Denkmal zu setzen.

300 Meter entfernt vermittelt seit 1998 das Museum für jüdische Kunst und Geschichte im 1640 erbauten Hôtel Saint-Aignan jüdische Kultur.

Der vielleicht schönste und älteste Platz von Paris, die Place des Vosges liegt inmitten des Marais. Der Platz wurde 1605 von Heinrich IV. an der Stelle eines Pferdemarktes angelegt. Victor Hugo wohnte hier im Haus Nr. 6 und Kardinal Richelieu in Nr. 21.

Das dem französischen Nationalarchiv angegliederte Musée de l’Histoire de France dokumentiert in dem äußerst prunkvollem Rahmen des Hôtel de Soubise, einem der größten Stadtpaläste des Marais-Viertels, die Geschichte Frankreichs. Der Schwerpunkt des Museums liegt auf der Entstehung des französischen Könisgreichs und der Entwicklung der verschiedenen Institutionen der Monarchie: Schriftstücke wie die Testamente von Ludwig XV., Ludwig XIV. und Napoleon werden präsentiert, der letzte Brief von Marie Antoinette oder Robespierres Haftbefehl. Ein Schreiben von Richard Löwenherz ebenso wie ein Brief Jeanne d'Arcs an die Einwohner von Reims vom 6. August 1429.

Sehenswert ist auch die Jugendstil-Synagoge des Architekten Hector Guimard von 1913 in der Rue Pavée.

Auf dem Weg von der Rue Vieille du Temple (hier hatte einst der Templerorden seinen Sitz) zur Rue des Francs Bourgeois kommt man am Marché Saint Paul vorbei, einem magischen Ort, an dem sich unter den Portalvorbauten Antiquitäten- und Trödlergeschäfte aneinanderreihen.

Das jüdische Zentrum von Paris

Das Marais ist das historische Zentrum des jüdischen Lebens in Paris. Seit dem 13. Jahrhundert haben hier Juden aus Ost und West trotz aller Vertreibungen immer wieder eine Heimat gefunden. Bildeten vom Mittelalter an zunächst die Sephardim, die aus Hispanien und Portugal vertriebenen Juden, die Mehrheit, kamen nach der Französischen Revolution besonders strenggläubige Juden aus dem Elsass und Osteuropa. Nirgendwo sonst in Europa leben heute so viele Juden: 800.000 Menschen gehören zur jüdischen Gemeinde in Frankreich, fast die Hälfte von ihnen lebt in Paris - und die meisten von ihnen wohnen noch immer im Marais.

Ihr geistliches Zentrum erbaute der „Vater“ der Pariser Métro, der Architekt Hector Guimard. Selbst mit einer amerikanischen Jüdin verheiratet, verband Guimard beim Bau der Agudath Hakehilot Synagoge die verspielte Ästhetik des Jugendstils mit der Strenge des jüdischen Glaubens. 1940 sprengten die deutschen Besatzer diese größte Synagoge der Stadt. Nach dem Wiederaufbau wurde das Gotteshaus als Nationalmonument geschützt. In unmittelbarer Nachbarschaft residiert das Oberhaupt der orthodoxen Juden von Paris, einer kleinen, aber engagierten Minderheit. So ist es nicht selten eine Sushi-Bar oder eine Pizzeria mit einem Kashrut-Zertifikat des Beth Din de Paris vorzufinden, des Großrabbinats von Paris, das über die Einhaltung der Reinheitsvorschriften wacht. Die Rue des Rosiers und ihre Seitenstraßen werden auf Jiddisch das Pletzl genannt, in der Rue Geoffrey-l’Asnier befindet sich das Mahnmal für den Unbekannten Jüdischen Märtyrer.

Für politische Aufklärung und ein besseres Miteinander von Juden, Christen, Moslems und Andersgläubigen engagieren sich der kleine Spartenkanal Télévision française juive, des ersten jüdischen Fernsehsenders in Frankreich. Der hat seinen Sitz bewusst in der Rue des Rosiers gewählt, wo ein spannungsreicher Mix der Straße die besten Storys schreibt und von selbst für Sendungen sorgt.

Sonstiges

Im Marais, um die Rue de la Verrerie, in den Parallelstraßen Rue Ste. Croix de la Bretonnerie, sowie der Rue des Blancs Manteaux, befindet sich das Lesben- und Schwulenviertel, wo sich ein großer Teil der Pariser Lesben- und Schwulenszene etabliert hat.

Siehe auch

Renaissance, Jim Morrison

Literatur

  • Julia Droste-Hennings, Thorsten Droste, "Paris", DuMont Verlag 2003, ISBN 3-7701-6090-8 (S. 141-161)
  • Niklaus Meienberg, Das Schmettern des gallischen Hahns: Reportagen aus Frankreich, Limmat-Verlag, Zürich 1987, ISBN 978-3-85791-123-1 (vergriffen)

Weblinks


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