Maximilien de Robespierre

Maximilien de Robespierre
Maximilien Robespierre
(anonymes Porträt, um 1793, Musée Carnavalet)

Maximilien Marie Isidore de Robespierre (häufig nur Maximilien Robespierre [maksimiˈljɛ̃ ʀɔbɛsˈpjɛːʀ]; * 6. Mai 1758 in Arras; † 28. Juli 1794 in Paris hingerichtet), auch „der Unbestechliche“ genannt, war Rechtsanwalt und Politiker. Er war ein führendes Mitglied der Jakobiner und mitverantwortlich für den Terreur von 1793/94. Robespierre hat die erste Phase der Französischen Revolution entscheidend mitgeprägt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Anfänge

Robespierre wurde als erstes von vier Kindern eines angesehenen Advokaten geboren. Als er fünf Jahre alt war, starb seine Mutter. 1777 starb auch sein Vater. In seiner durch ein Stipendium finanzierten Schulzeit zeigte er einen auffälligen Ehrgeiz. Ab 1769 besuchte er das berühmte Collège Louis le Grand in Paris, wo er nach zwölf Jahren sein juristisches Examen ablegte. 1781 ließ er sich in seiner Heimatstadt als Anwalt nieder. Hier arbeitete er unter anderem für die adligen Kreise, in deren Auftrag er alte Akten und Urkunden überprüfte. Auf diese Weise sollten Rechtsansprüche konstruiert werden, die sich gegen die Bauern und deren Eigentum richteten. Kurz darauf publizierte Robespierre Flugschriften gegen die Privilegien des Adels und der Geistlichkeit.

Schließlich sah er in Paris die Möglichkeit durch sein politisches Engagement die Gesellschaftsform des monarchistischen Frankreichs nach der Staatstheorie seines geistigen Mentors Jean-Jacques Rousseau umzugestalten: 31-jährig wurde er gleich zum Delegierten des dritten Standes für die Stadt Arras in die Versammlung der Generalstände gewählt, die von Ludwig XVI. 1789 eigentlich dazu einberufen worden war, das Steuerproblem des Staates zu lösen.

Vertreter des dritten Standes in der Nationalversammlung

Robespierre, gemalt 1860 von Pierre Rock Vigneron (1789-1872)

Am 17. Juni 1789 erklärten sich die Vertreter des dritten Standes (Bürger und Bauern) zur Nationalversammlung. Nach dem Beitritt der Vertreter des Klerus und des Adels schafften die Vertreter der drei Stände die Privilegien der Priester und Adligen ab. Dies war die Geburtsstunde der französischen Revolution. In dieser Nationalversammlung fiel Robespierre zunächst auf, weil er die liberale Mehrheit mit radikalen Forderungen erschreckte: Er forderte Pressefreiheit, allgemeines Wahlrecht für alle Männer, Abschaffung der Sklaverei in den Kolonien, Aufhebung der Todesstrafe, Beseitigung der Privilegien des Klerus. Die Vernunft sollte die einzige Grundlage, die Tugend das große Ziel des Staates sein.

Bald galt Robespierre als Linksradikaler und trat dem linken „Club der Jakobiner“ bei, der sich regelmäßig im Dominikanerkloster Saint-Jacques in Paris traf. 1790 wurde er deren Präsident.

Der Kampf um die Fortsetzung der Revolution

Bis 1791 war Robespierre trotz seiner radikalen Forderungen ein Anhänger der konstitutionellen Monarchie. Er änderte jedoch seine Meinung im Juni 1791, als Ludwig XVI. mit der Flucht nach Varennes heimlich versuchte, Frankreich zu verlassen, um die Revolution von außen zu zerstören. Ludwig wurde nach Paris zurückgebracht und blieb König. Er bemühte sich jedoch weiterhin, die Revolution mit Hilfe der anderen Königreiche rückgängig zu machen, wodurch er sowohl Robespierre und die Jakobiner als auch die Girondisten weiter gegen sich aufbrachte. Nach dem Tuileriensturm am 10. August 1792 wurde der König von der Nationalversammlung vorläufig für abgesetzt erklärt. Am selben Tag wurde Robespierre Mitglied der Kommune von Paris.

Im September 1792 befanden sich die Armeen der Preußen und der Österreicher auf dem Vormarsch. Paris war bedroht und die zum Kampf bereiten Pariser Bürger fühlten sich von den Anhängern des Königs bedroht. Unter den in den Gefängnissen einsitzenden Königstreuen und jenen, die dafür gehalten wurden, richteten sie daher ein Blutbad an. Diesem Septembermassaker fielen über tausend Menschen zum Opfer.

In dieser aufgeheizten Stimmung wurde Robespierre zum Mitglied der neuen Volksvertretung, des Nationalkonvents, gewählt. Gegen den König wurde Anklage wegen Hochverrats erhoben. Robespierre forderte in seiner Rede vom 3. Dezember 1792 dessen Tod, da der König eine zu große Gefahr für die Revolution darstelle. Er erklärte den König zum Verräter Frankreichs und zum Verbrecher an der Menschheit. Der Nationalkonvent sprach sich am 18. Januar 1793 mit einer Stimme Mehrheit bei 387 zu 334 Stimmen für die sofortige Hinrichtung Ludwigs XVI. aus. Ein Aufschub der Vollstreckung wurde am 20. Januar mit 380:310 Stimmen abgelehnt. Am 21. Januar wurde Ludwig XVI. durch die Guillotine enthauptet.

Die Begründung des Terrors gemäß Rousseau

In seiner gesamten politischen Tätigkeit bemühte sich Robespierre, die aufklärerischen Ideale Rousseaus zu verwirklichen, so wie er sie verstand. Gemäß Jean-Jacques Rousseau erzeugen alle Mitglieder einer Gemeinschaft in freiwilliger Übereinkunft einen Gemeinwillen, die volonté générale. Der Gemeinwille orientiert sich am Gemeinwohl und hat dabei immer Recht. Er gilt absolut, auch wenn Einzelne ihn ablehnen. Er ist nicht einfach der Wille der Mehrheit, sondern derjenigen, die tugendhaft und im Besitz der Wahrheit sind. Jeder, der den Gemeinwillen angreift, stellt sich außerhalb der aufgeklärten Gemeinschaft.

Für Robespierre bedeutete dies, dass die Gegner der Republik nur die Wahl zwischen einer Änderung ihrer Überzeugungen und dem Tod haben durften. Je grausamer die Regierung gegenüber den Verrätern auftrete, desto wohltätiger sei sie gegenüber den braven Bürgern, ließ Robespierre 1793 verlauten. Die Terrorherrschaft war demzufolge ein notwendiges Übel, um das Volk für den von Rousseau empfohlenen Gesellschaftsvertrag bereit zu machen. Ohne Tugend, meinte Robespierre, sei Terror verhängnisvoll, ohne Terror die Tugend machtlos.

Die Gleichheit aller Franzosen

Robespierre war es, der 1792 in einem Brief verkündete, dass es darum gehe, auf den Trümmern des Thrones die heilige Gleichheit einzurichten. Er meinte damit die Gleichheit vor dem Gesetz und gleiche Chancen in der Politik. Die Gleichheit des Vermögens, von der die Armen träumten, meinte er nicht. Dies erklärte er im April 1793 vor dem Nationalkonvent und versicherte den Reichen, dass er ihre Schätze auf keinen Fall anrühren wolle. Diese Gleichheit war auch nicht für Frauen vorgesehen. Olympe de Gouges wurde 1793 für ihre Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin, in der sie die volle rechtliche, politische und soziale Gleichstellung beider Geschlechter forderte, verhaftet und hingerichtet.

Der Wohlfahrtsausschuss

Am 27. Juli 1793 wurde Robespierre vom Nationalkonvent zum Mitglied des zwölfköpfigen Wohlfahrtsausschusses berufen. In der Folgezeit unterstützte Robespierre alle Maßnahmen gegen sogenannte „Feinde der Revolution“, was ihm seinen Ruf als „Blutrichter“ der Französischen Revolution eintrug. So war er daran beteiligt, Jacques Roux und alle Mitglieder der ihm unliebsamen Enragés zu verhaften und vor Gericht zu stellen. 1794 ließ Robespierre dann den Radikalsten der Jakobiner, Jacques-René Hébert, verhaften, weil er zum Aufstand aufrief und an eine Wiederholung der Septembermorde von 1792 dachte. Ihm folgte seine Anhängerschaft, die Hébertisten.

Sechs Tage später ließ der Wohlfahrtsausschuss Danton und dessen Anhänger verhaften und am 5. April auf der Guillotine hinrichten. Insgesamt waren es in jenem April 258 Hinrichtungen auf Geheiß des Ausschusses. Der Juni 1794 sah 688 Hinrichtungen, denn der von Robespierre und Saint-Just dominierte Wohlfahrtsausschuss erließ am 10. Juni 1794 oder 22. Prairial II mit dem so genannten Prairial-Dekret ein neues Gesetz, nach dem Angeklagten kein Rechtsbeistand zukommen durfte und jeder – selbst Konventsmitglieder – ohne einen Mehrheitsbeschluss des Konvents vor das Revolutionstribunal gebracht werden konnte. Damit überzog Robespierre mit seinen engsten Vertrauten – unter anderem Saint-Just und Couthon – im Wohlfahrtsausschuss jedoch seinen Machtanspruch und verlor endgültig seinen Rückhalt im Konvent.

Verhaftung
Der Sturz Robespierres im Nationalkonvent am 27. Juli 1794

Das Ende

In den 15 Monaten zwischen dem 10. März 1793, der Gründung des Revolutionstribunals, und dem 10. Juni 1794, dem Prairial-Dekret, hatte das Revolutionstribunal 1579 Todesurteile verhängt. In den nur 49 Tagen zwischen der Einführung dieses Dekretes und dem Sturz Robespierres am 27. Juli 1794 wurden 1376 Personen verurteilt.

Am 26. Juli war Robespierre das erste Mal seit Wochen für eine Rede vor dem Parlament erschienen. Diese Rede dauerte etwa zwei Stunden. Robespierre bekräftigte seine Überzeugung, nur der Terror gegen das Verbrechen verschaffe der Unschuld Sicherheit. Aber er konnte keinen programmatischen Entwurf für einen Weg aus der politischen Krise weisen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die militärische Lage stabilisiert, die Wirtschaft erholte sich, der Wohlfahrtssausschuss hatte sich als faktische Zentralgewalt etabliert. Terror war gerade in den letzten Monaten nur noch als Mittel der Machterhaltung und teilweise zur Beseitigung persönlicher Gegner und Rivalen missbraucht worden. Robespierres Programm lief aber auf eine immer weitere Verschärfung des Terrors hinaus. Er spielte auf Verräter an, die mit aller Härte bestraft werden müssten. Er kenne sie, doch Namen nennen wolle er nicht. Damit kündigte er eine neue „Säuberungswelle“ an.

Nun konnte jeder im Konvent betroffen sein. Nach dem Prairial-Dekret, welches auch Konvents-Mitglieder der ungeschützten Willkür des Terrors aussetzte, waren nach dieser Ankündigung kaum noch Befürworter für die Erhaltung der Macht Robespierres zu finden. In der folgenden Nacht traf eine Koalition völlig unterschiedlicher Politiker zusammen. Viele befürchteten, als Verräter bezeichnet und hingerichtet zu werden. Andere, die selbst nach der Macht strebten, wollten die Politik nach ihren Vorstellungen gestalten. Robespierre selbst hatte mit seiner zunehmend irrationalen Politik zu dieser Koalition beigetragen, die von den einen, die durch ihn die Revolution verraten sahen, bis hinüber zu jenen reichte, die bis dahin geschwiegen hatten.

Die Hinrichtung Robespierres

Am nächsten Tag debattierte das Parlament über den Wohlfahrtsausschuss. Man wollte dem blindwütigen Terror ein Ende setzen und seinen Führer entmachten. Robespierre wollte sich verteidigen, doch seine Worte gingen im verabredeten Stimmentumult unter. Schließlich wurde die Verhaftung von Robespierre, Saint-Just und Couthon gefordert und zur allgemeinen Verblüffung fast einstimmig beschlossen. Robespierre wurde abgeführt – die von Robespierre und seinen Anhängern etablierten Maßnahmen, die „Verdächtige“ weitgehend rechtlos stellten, wandten sich gegen sie selbst. Es gelang ihm jedoch, sich zu befreien und sich mit aus dem Kerker befreiten Freunden im Rathaus zu versammeln.

Nach dem von Léonard Bourdon geführten Sturm der Nationalgarde auf das Stadthaus schoss sich Robespierre in den Mund, die Kugel zerschmetterte jedoch nur den Kiefer. Einige seiner Kameraden, die sich mit ihm verschanzt hatten, begingen Selbstmord, indem sie sich erschossen oder aus dem Fenster sprangen. Der schwerverletzte Robespierre wurde notdürftig ärztlich behandelt. Ob er wirklich versucht hat, sich das Leben zu nehmen, ließ sich nie eindeutig klären.

Am 28. Juli 1794 wurde Maximilien de Robespierre selbst zur Guillotine gebracht, wo er gemeinsam mit 21 seiner Anhänger enthauptet wurde. In den Tagen darauf folgten ihm noch 83 weitere Anhänger. Eine Gerichtsverhandlung hatte angeblich nicht stattgefunden.

Rezeption

Künstlerisch

Literatur

Weblinks

 Commons: Maximilien de Robespierre – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Vorgänger Amt Nachfolger

Marie-Jean Hérault de Séchelles
Claude-Antoine Prieur
Präsidenten des französischen Nationalkonvents
22. August 1793-7. September 1793
4. Juni 1794-19. Juni 1794

Jacques Nicolas Billaud-Varenne
Élie Lacoste

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