- Rattelschneck
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Rattelschneck ist ein Pseudonym für zwei Cartoonisten, die unter anderem für Titanic, Kowalski, junge Welt, die Süddeutsche Zeitung, die FAZ und Die Zeit zeichneten und zeichnen.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Der Name Rattelschneck ist eine humoristische Ableitung des englischen Rattlesnake (Klapperschlange). Von den ursprünglich fünf Mitgliedern sind heute noch Marcus Weimer und Olav Westphalen aktiv. Weimer (* 1963 in München) und Westphalen (* 1963 in Hamburg), lernten sich an der Hamburger Fachhochschule für Gestaltung im Rahmen einer Gastprofessur von F.K. Waechter kennen. Über ihr Programm sagen sie selbst: „Rattelschneck ist keine Person, sondern ein Kollektiv; gegründet als utopisches Projekt“.[1] Rattelschneck veröffentlicht Cartoons und Comicstrips mit einer sehr charakteristischen Form absurden Humors. Die Zeit schreibt über Rattelschneck:[1]
„Die Welt von Rattelschneck ist nicht nur kindlich, abgründig und erzieherisch äußerst wertvoll. Sie ist auch schlecht gezeichnet. Da wird geschlampt und geschmiert, und es spucken die Kugelschreiber vor sich hin. Dieses ästhetische Unvermögen freilich ist Ergebnis einer gediegenen graphischen Ausbildung […] Und es ist das, was die Kunstgeschichtsschreibung einen ‚Stil‘ nennt, nämlich jener der caricature brute.“
Figurenpersonal
Rattelschnecks bekannteste Figur ist die sprechende Fleischsalatstulle „Stulli“, die Hauptfigur des Comicstrips Stulli, das Pausenbrot in der monatlich erscheinenden Zeitschrift Titanic. Stulli, „schön mit Margarine beschmiert und dick mit Fleischsalat belegt“, ist vom Wunsch besessen, aufgegessen zu werden, der ihm stets verwehrt bleibt. Andere Figuren sind „Rümpfchen“ (ein Männlein ohne Arme und Beine), die „Skyfuckers“, „Wonderbra Bernd“, „Trompi der Elefant“ und „Lebkuchen Jonny“. Klaus Cäsar Zehrer vergleicht „Stulli¡ mit Robert Gernhardts Comicfigur „Schnuffi“:[2]
„Ein Pausenbrot ist als Serienheld fraglos um Längen blöder als ein nilpferdartiger Humanoid [i.e. Gernhardts "Schnuffi"], der gewollt grobschlächtige, kindische Zeichenstil Rattelschnecks unterstützt die intendierte Ferne an Feingeistigkeit wirkungsvoller als Gernhardts sauberer Strich, und die Rinde als Ehefrau des Pausenbrots gibt eine abwegigere, weniger vorhersehbare Pointe ab. Der gezeichnete Nonsens ist seit Gernhardts Frühzeit erheblich dreister und drastischer geworden.“
Leben
Marcus Weimer lebt in Berlin, wo er als Gagwriter unter anderem für Olli Dittrich arbeitet. Olav Westphalen lebte als freier Künstler in New York, dessen Skulpturen und Zeichnungen in internationalen Galerien ausgestellt und in zahlreichen Büchern veröffentlicht wurden. Westphalen ist heute Professor für Performancekunst an der Königlichen Kunstakademie in Stockholm.[3]
Auszeichnungen
- Bernd-Pfarr-Sonderpreis für komische Kunst 2007
Werke (Auswahl)
Einzelveröffentlichungen
- Ich hab keine Bremse. Lappan Verlag, 1991. ISBN 3-89082-401-3.
- Dem weißen Häschen zwischen die Ohren. Jochen Enterprises, 1994. ISBN 3-930486-03-2.
- Mehr Kundschaft. Lappan Verlag, 1995. ISBN 3-89082-554-0.
- Allein verreisen. Elster-Verlag, 1998. ISBN 3-89151-855-2.
- Das dicke Rattelschneck-Buch. Eulenspiegel-Verlag, 2001. ISBN 3-359-01426-X.
- Männliche Strategien. Kein & Aber, 2003. ISBN 3-0369-5216-0.
- Architekturwitzzeichnungen. Büro Wilhelm Verlag, 2003. ISBN 3-936721-00-9.
- Helden und Geschichten: Ein großes Rattelschneck-Buch. Carlsen Verlag, 2009. ISBN 978-3-551-68041-9.
Beiträge
- Marburganderlahnbuch. Verbrecher Verlag, 2004.
- Hier lacht der Betrachter. Lappan Verlag, 2005. ISBN 3-8303-3116-9.
- Frankfurtmainbuch. Verbrecher Verlag, 2005.
- Welcome to Amerika. Carlsen Verlag, 2008.
Illustrationen
- Kester Schlenz: Bekenntnisse eines Säuglings
- Christoph Drösser: Stimmt's? Moderne Legenden im Test. Rowohlt Verlag, 2002. ISBN 3-499-61489-8.
- Wiglaf Droste: In 80 Phrasen um die Welt. Edition Nautilus, 2003. ISBN 3-89401-427-X.
- Die Darwin Awards für die skurrilsten Arten zu Tode zu kommen
- Christiane Tewinkel: Bin ich normal, wenn ich mich im Konzert langweile?
Ausstellungen (Auswahl)
- „Helden und Geschichten“. 2010. Galerie Knoth & Krüger/Berlin-Kreuzberg
Weblinks
- Literatur von und über Rattelschneck im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Rezensionen zu Werken von Rattelschneck bei perlentaucher.de
- Homepage von Rattelschneck
- Literatur von und über Olav Westphalen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Porträts
- Rattelschneck-Porträt (Süddeutsche Zeitung, 2007; PDF)
- Rattelschneck-Porträt (Panel, 2006)
- Porträt Marcus Weimer (Berliner Zeitung, 2002)
- Biografie von Olav Westphalen bei artnet und bei kunstaspekte.de
Quellen
- ↑ a b caricatura.de: Rattelschneck - Zeichnen im Doppelpack.
- ↑ uni-bremen.de: Klaus Cäsar Zehrer: Dialektik der Satire. Dissertation (PDF 9,4 MB)
- ↑ Siehe dazu Westphalens ausführlichen künstlerischen Lebenslauf
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