- Rauchgasvergiftung
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Klassifikation nach ICD-10 T59.9 Toxische Wirkung sonstiger Gase, Dämpfe oder sonstigen Rauches T58 Toxische Wirkung durch Kohlenmonoxid ICD-10 online (WHO-Version 2011) Die Rauchvergiftung, auch Rauchgasvergiftung, Rauchgasintoxikation ist eine Vergiftung mit im Brandrauch enthaltenen Atemgiften. Auch schlecht ziehende Öfen, schadhafte Boiler oder Auspuffgase in Garagen und anderen geschlossenen Räumen können eine Rauchvergiftung auslösen.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen
In der Mehrheit solcher Fälle ist die Todesursache bei Gebäudebränden nicht die unmittelbare Flammeneinwirkung, sondern eine Rauchvergiftung durch die dabei entstehenden Gase.[1]
Woraus sich Rauchgas zusammensetzt, hängt vor allem von den brennenden Stoffen ab. Alle Bestandteile von Rauchgas können der Gesundheit des Menschen massiv schaden: [2]
- Kohlenmonoxid verhindert die Sauerstoffbindung an Hämoglobin und führt so zum Ersticken (Kohlenstoffmonoxidintoxikation).
- Andere Gase, wie z. B. Chlorwasserstoff oder Schwefeldioxid, wirkend ätzend auf Schleimhäuten, Augen, Atemwegen etc.
- Cyanid (Blausäure ) entsteht beim Verbrennen zahlreicher Baumaterialien, Haushaltsgegenstände, Teppiche. Es kann innerhalb von wenigen Minuten zum Tod führen. Cyanid gilt als 20 x toxischer als Kohlenmonoxid.
- Rußpartikel und Dioxine können Krebs oder andere Langzeitschäden auslösen.
- Mischintoxikation: Die toxischen Wirkungen von Cyanid und Kohlenmonoxid ergänzen sich additiv.[3] Subletale Dosen von Einzelgiften können zusammen zu einer letalen Gesamtdosis führen.
Eine besondere Gefahr stellen die geruchlosen Gase Kohlenmonoxid und Kohlendioxid dar; schon wenige Lungenfüllungen Kohlenmonoxid sind tödlich. Andere Verbrennungsprodukte können neben diesen Gasen auch Phosgen und Blausäure enthalten, die ebenfalls sehr giftig sind. Da während des Schlafes der Geruchssinn deutlich eingeschränkt ist, passieren zwei Drittel aller tödlichen Rauchgasunfälle nachts.[1] Dagegen kann man sich mit Brandmeldern schützen.
Anzeichen
Anzeichen für eine Rauchvergiftung sind:
- Kopfschmerzen, Schwindel, Bewusstseinstrübung
- Erbrechen
- Mattigkeit
- blaue Haut und Schleimhäute (Vorsicht: bei Kohlenmonoxidvergiftung oft hellrote Hautfarbe!)
- Bewusstlosigkeit, Krämpfe
- Kreislauf- und Atemlähmung
Behandlung
Falls man jemanden in einem solchen Raum vorfindet, ist vor allem auf Eigenschutz zu achten. Ist nicht unverzüglich ein vollständiger Luftaustausch durch Öffnen von Fenstern und Türen möglich, darf die Unglücksstelle nur von ausgebildetem Personal unter Atemschutz (z.B. Einsatzkräfte der Feuerwehr) betreten werden. Bei Atemstillstand ist eine Atemspende vorzunehmen, bei Kreislaufstillstand mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung zu beginnen. Besonders bei Kohlenmonoxidvergiftungen ist eine schnellstmögliche endotracheale Intubation und eine anschließende, kontrollierte Beatmung mit 100 Prozent Sauerstoff (FiO2 1,0) entscheidend.
Weitere Bedeutung
Im weiteren Sinne wird der Begriff Rauch(gas)vergiftung für die oft lebensbedrohliche Schädigung der Atemwege durch Reizgase verwendet. Die frühzeitige Gabe von cortisonhaltigen Dosieraerosolen mit entzündungshemmender, antiödematöser und alveolarmembranstabilisierender Wirkung kann den Schweregrad vermindern (z. B. Ventolair(R)). Der Einsatz ist jedoch aktuell stark umstritten und muss unter strenger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen, da inhalatives Kortisol bei Rauchgasintoxikationen die Entstehung eines Lungenpilzes akut begünstigt.
Siehe auch
- Erstickung - Tod durch Sauerstoffmangel
Einzelnachweise
- ↑ a b Rauchmelder retten Leben. Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie, abgerufen am 18. Dezember 2007 (deutsch).
- ↑ [1]
- ↑ International Program For Chemical Safety, WHO, Carbon Monoxide, 2004. Zitiert nach [2]
Weblinks
- Bei dem Grabe dreier Kinder, die im Kohlendampf erstickten (Grablied von Pfarrer Michael von Jung, 1839)
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