Rauriker

Rauriker

Die Rauriker oder Rauraker/Rauracher (lat.: Raurici, Rauraci) waren ein Stamm der Kelten, der seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. das Gebiet des südlichen Oberrheins besiedelte. Sein Name erschien als regionales Toponym während der Antike und wurde in den 1790er Jahren für eine französische Tochterrepublik wieder aufgegriffen.

Geschichte

Die Rauriker waren ein Nachbarstamm der Helvetier und siedelten in der Gegend von Basel, Jura und Elsass. Archäologisch sind sie seit Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. nachweisbar. Aus dieser Zeit stammen die Überreste einer hoch entwickelten, strukturierten Stadt, die 1911 in Basel entdeckt wurde und nach ihrem Fundort „Basel-Gasfabrik“ benannt worden ist. Nachgewiesen sind Werkstätten und Importwaren aus römischen Gebieten sowie ein eigentliches Töpferviertel mit Resten von zehn keltischen, zum Teil sehr gut erhaltenen Töpferöfen. Auch fand man ein Gräberfeld mit reichhaltigen Funden, u.a. zahlreiche menschliche Skelettteile. Diese lassen an rituelle Bestattungen denken. Basel-Gasfabrik wurde wahrscheinlich 58 v. Chr. aufgegeben, als sich die Rauriker dem Auszug der Helvetier nach Gallien anschlossen. Nach der Niederlage in der Schlacht bei Bibracte kehrten sie in ihr ursprüngliches Siedlungsgebiet um und gründeten einen befestigten Ort (oppidum) auf dem Basler Münsterhügel.

Im Zuge der Eroberung des Alpenraums seit 25 v. Chr. brauchten die Römer den strategisch wichtigen Geländesporn am Rheinknie für ein Kastell. Möglicherweise siedelte die raurakische Bevölkerung des Münsterhügels im letzten Jahrzehnt des ersten vorchristlichen Jahrhunderts nach Augusta Raurica über. Augusta Raurica war zwar nominell bereits 44 v. Chr. von Lucius Munatius Plancus gegründet worden, der eigentliche Ausbau begann aber erst drei Jahrzehnte später. Über die römische Organisation der Rauriker in einem Stammbezirk (civitas) ist außer dem Namen des Hauptortes Argentovaria (möglicherweise bei Biesheim und Oedenburg in den Vogesen) fast nichts bekannt.

Die Bezeichnung des südlichen Oberrheins bzw. des Gebiets am Rheinknie als „raurikisch“ dauerte noch bis an die Wende zum 5. Jahrhundert an, allerdings mit zunehmender Konkurrenz durch das Toponym „Basilia“, das 374 erstmals bezeugt ist. Das Castrum Rauracense bei Kaiseraugst als Ersatz für das unbefestigte Augusta Raurica entstand nach dem Fall des obergermanisch-rätischen Limes 259/60. In der Notitia Galliarum (390-413) erschien das Kastell noch, doch wurde ihm nun bereits Basel (Civitas Basiliensium) als Ort von zentralörtlicher Bedeutung gegenübergestellt. Im Jahre 346 fand in Köln am Rhein eine Provinzsynode statt, an der ein Bischof Justinianus Rauricorum („Justinianus [Bischof] der Rauriker“) teilnahm. Danach erfährt man nichts mehr von einem raurikischen Bistum, das untergegangen zu sein scheint. In der ersten Hälfte des 7. Jahrhundert erschien wieder ein lokaler Bischof, Ragnacharius Augustanae et Basileae [civitatis], nun aber mit Bezug auf Augst und Basel.

Raurakische Republik

Die von 1792 bis 1793 bestehende Raurakische Republik, gegründet aus Teilen des Fürstbistums Basel und benannt nach den Raurikern, bezog wie andere Tochterrepubliken Frankreichs ihren Namen aus der antiken Geschichte.

Literatur

Georg Kreis, Beat von Wartburg: Basel - Geschichte einer städtischen Gesellschaft. Basel 2000, S. 12-18.


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