Rebecca Friedländer

Rebecca Friedländer
Rebecca Friedländer

Regina Frohberg (Schriftstellername; auch: Regine Frohberg, eigentlich: Rebecca Salomo(n), verheiratete Rebecca Friedländer, später: Rebecca Saaling; * 4. Oktober 1783 in Berlin; † 30. August 1850 in Wien) war Schriftstellerin und Freundin Rahel Varnhagens.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Tochter des wohlhabenden jüdischen Kaufmanns Salomon Jacob (1735-1788) und der Cheile, geb. Eger erhielt eine für ihre Zeit sorgfältige Erziehung.[1] Um 1800 trat sie in Berlin als Salonnière in Erscheinung und veranstaltete als "Ästhetische Tees" bezeichnete Teegesellschaften. Rebecca Friedländer ging 1801 eine Konvenienzehe mit dem Bankier und Kaufmann Moses Friedländer (1774-1840), einem Sohn David Friedländers, ein, die 1805 geschieden wurde. Sie trat nach dem Scheitern ihrer Ehe zum evangelischen Glauben über und nahm wie ihre beiden Schwestern den Namen Saaling an. Im Jahr 1808 veröffentlichte sie anonym ihren Debütroman Louise oder kindlicher Gehorsam und Liebe im Streit. Seit 1813 lebte Rebecca Friedländer in Wien, wo sie bald Anschluss an die dortige aristokratische Gesellschaft um Fanny von Arnstein und Bernhard von Eskeles fand[2] und 1850 verstarb.

„Schmerz der Liebe“

Rebecca Friedländer veröffentlichte zahlreiche Romane und Erzählungen, die teilweise mehrere Auflagen erlebten. Sie kann als eine der ersten deutschen Schriftstellerinnen jüdischer Herkunft angesehen werden. Sie übersetzte und bearbeitete zudem zahlreiche Dramen aus dem Französischen und veröffentlichte Gedichte und Aufsätze in Zeitschriften wie dem „Mode-Journal“ von Friedrich Justin Bertuch, dem von Biedenfeld und Kuffner herausgegebenen Magazin „Feierstunden“ und der „Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode“.

Viele ihrer Romane und Erzählungen spielen im aristokratischen Milieu und verbinden Liebesgeschichten mit komplizierten Verwicklungen. Eine Besonderheit für zeitgenössische Leser stellte ihr zweiter anonym erschienener Roman Schmerz der Liebe dar. In diesem Schlüsselroman verarbeitete Rebecca Friedländer den aktuellen Klatsch der jüdischen Gemeinde Berlins, den sie in eine fiktive aristokratische Gesellschaft verlegte. Eine der so porträtierten Personen war ihre Freundin Rahel Varnhagen.

Rebecca Friedländer und Rahel Varnhagen verband eine Freundschaft, die seit 1805 auch in einem intensiv geführten Briefwechsel bestand. Insgesamt 158 Briefe Rahel Varnhagens an Rebecca Friedländer sind überliefert, während Rebecca Friedländer ihre Briefe im hohen Alter von Rahel Varnhagen zurückverlangte und anschließend verbrannte. Beiden Frauen gelang es, sich von den herkömmlichen patriarchalischen Familienmustern wenigstens zum Teil zu befreien und sich gleichzeitig wirksam für die Emanzipation der Juden in der Gesellschaft einzusetzen. Die Freundschaft endete, als Rahel Varnhagen sich in Rebecca Friedländers Roman Schmerz der Liebe in der Figur der Baronin Charlotte von Willingshausen wiedererkannte, deren Charakter von Gräfin Arberg, die Züge der Autorin trägt, wenig schmeichelhaft gezeichnet wird:

In ihren Aeusserungen über Menschen und menschliche Verhältnisse, war sie hart und schneidend. Für große Weltbegebenheiten konnte sie sich mit Wärme interessieren, von Literatur und Kunst mit Begeisterung sprechen; aber alles, was sich in der Gesellschaft zutrug, ließ sie kalt. Was sie wahr seyn nannte, war oft nur Erbitterung ihres Herzens, die aus mancherlei Erfahrungen und Unglücksfällen entsprungen, ihr ganzes Wesen gleichsam mit Galle stempelte.[3]

Rahel Varnhagens Ehemann Karl August Varnhagen von Ense veröffentlichte (pseudonym) eine scharfe Kritik des Romans, während Rahel Varnhagen den Briefwechsel mit Rebecca Friedländer einstellte. Vier Jahre nach der Erstveröffentlichung erschien die zweite Auflage von Schmerz der Liebe, in der Rebecca Friedländer nun unter ihrem Pseudonym Regina Frohberg auftrat.

Werke

Romane und Erzählungen

  • Louise oder Kindlicher Gehorsam und Liebe im Streite (1808)
  • Schmerz der Liebe (1810)
  • Erzählungen (1811)
  • Maria oder Die Folgen des ersten Fehltritts (1812)
  • Das Opfer (1812)
  • Darstellungen aus dem menschlichen Leben (1814)
  • Die Brautleute oder Schuld und Edelmuth (1814)
  • Bestimmung (1814)
  • Das Gelübde (1816)
  • Verrath und Treue (1816)
  • Gustav Sterning. Das Ungewitter (1817)
  • Herbstblumen (1817)
  • Kleine Romane (1819)
  • Stolz und Liebe (1820)
  • Entsagung (1824)
  • Die Rückkehr (1824)
  • Der Liebe Kämpfe (1826)
  • Die Abreise (1830)
  • Eigene und fremde Schuld (1837)
  • Vergangenheit und Zukunft (1840)
  • Gedankenfrüchte auf dem Pfad des Lebens (autobiografisch, 1842)

Dramen

  • Der Geschäftige - Lustspiel nach Il veut tout faire von Collin d'Harleville (1812)
  • So bezahlt man seine Schulden - Lustspiel nach Les Étourdis von François Andrieux (1815)
  • Das unvermuthete Zusammentreffen oder: So rächt sich eine Deutsche - Lustspiel nach einem französischen Vaudeville (1815)
  • Onkel und Neffe - Lustspiel nach Les Femmes von Charles-Albert Demoustier (1816)
  • Der Jüngling von 60 Jahren - Lustspiel nach dem Französischen (1826)
  • Alter und Jugend - Lustspiel nach Le Vieillard et les jeunes gens von Collin d'Harlevielle (o. J.)
  • Der Page und das Pasquill (o. J.)
  • Rosalie oder sie besinnt sich anders - Lustspiel nach dem Französischen (o. J.)
  • Die Schwiegersöhne - Lustspiel, frei bearbeitet nach Charles-Guillaume Étienne (o. J.)

Die Theaterstücke Rebecca Friedländers erschienen 1817 und 1818 unter dem Titel Theater in zwei Bänden.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rebecca Friedländer hatte zwei Schwestern. Marianne Saaling arbeitete als Schriftstellerin und soll nach dem Tod Rahel Varnhagens kurzzeitig mit August Varnhagen von Ense verlobt gewesen sein. Julie Saaling, verh. Heyse, war die Mutter des Dichters Paul Heyse.
  2. Paul Heyse zeichnet in seinen Jugenderinnerungen und Bekenntnissen (v.a. im Kapitel Mein Elternhaus) ein sehr kritisches Bild seiner Tante, in dem er auch auf ihre Verbindungen zur Aristokratie Österreichs verweist.
  3. [Rebecca Friedländer]: Schmerz der Liebe. Salfeld, Berlin 1810, S. 110.

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