David Friedländer

David Friedländer
David Friedländer.
David Friedländer gemalt von Julius Hübner 1834

David Friedländer (* 6. Dezember 1750 in Königsberg (Preußen); † 25. Dezember 1834 in Berlin) war ein deutscher Fabrikant und Autor, der sich für die Emanzipation der Juden in Berlin einsetzte. Nach dem Tode Moses Mendelssohns 1786 wurde Friedländer der Wortführer und entscheidende Organisator der jüdischen Aufklärer in Berlin. [1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

1771 ließ sich David Friedländer in Berlin nieder. Als Schwiegersohn des Bankiers Daniel Itzig und Freund von Moses Mendelssohn fand er schnell Anschluss der Berliner Gesellschaft. Er engagierte sich für die Emanzipation der Berliner Juden und für verschiedene Reformprojekte. Friedrich Wilhelm II. berief ihn zusammen mit Daniel Itzig in ein Komitee über die Rechte der Juden, das ohne Ergebnis blieb. Ein weiteres Projekt war die Reform des jüdischen Gottesdienstes, auch dieser Vorschlag wurde jedoch als radikal abgelehnt.

Erfolgreich war aber die Gründung der jüdischen Freischule Chevrat Chinuch Ne'arim (Gesellschaft für Knabenerziehung) in Berlin 1778, für die Friedländer auch Schulbücher verfasste und das hebräische Gebetsbuch ins Deutsche übersetzte.

Friedländer bemühte sich um praktische Formen der Konvergenz (Paul) zwischen Judentum und Christentum. In diesem Sinne gab es 1799 „von jüdischer Seite in Berlin eine atemberaubende Initiative“ (Jobst Paul). Anonym richtete Friedländer ein Sendschreiben von einigen Hausvätern jüdischer Religion an Wilhelm Abraham Teller, in dem praktische Vorschläge für den „Versuch einer Glaubensvereinigung“ [2] von Judentum und Protestantismus gemacht wurden. „Für die Juden reklamierte er dazu die Befreiung vom Jesus-Glauben und von einigen Riten, während er eine Taufe in jenem nicht-dogmatischen Sinn für möglich hielt, den Teller in seinen Schriften umrissen hatte. Christentum und Judentum teilten eine gemeinsame, natürliche Religion, für die Rituale keine Bedeutung hätten (er nennt sie ‚Werkheiligkeit, Wortkram und leeren Tand‘). Der Vorstoß war nicht erfolgreich, es folgte ein vielstimmiges, kontroverses Echo und einige brachten Friedländer sogar ins charakterliche Zwielicht, als habe er die Gleichstellung erkaufen wollen. Es war aber wohl – zuallererst – ein praktischer Vorstoß, der unter Berliner Verhältnissen in der Luft lag, aber er war nicht der letzte.“ [3]

Friedländer betätigte sich außerdem als Förderer von Wissenschaft und Kunst, zu den Geförderten zählen Alexander und Wilhelm von Humboldt.

Er legte auch die Basis der bedeutenden Münzsammlung seines Sohnes Benoni Friedländer (1773–1858), welche dieser 1861 dem neugegründeten Münzkabinett übermachte, dessen Direktor seit 1854 sein jüngster Enkel Julius Friedländer war.

Sein zweiter Sohn Moses Friedländer (1774–1840) gründete gemeinsam mit Joseph Mendelssohn das Bankhaus Mendelssohn & Co.. (Josephs Schwägerin Lea und Regina Friedländer, beide geborene Salomon, sind Cousinen). Hauptsächlich war er Kaufmann der Friedländischen Tuch- und Seidenhandlung in der Burgstrasse 25, dem Palais Itzig, später auch einer Farbenhandlung, die ab 1806 von Jakob Herz Beer weitergeführt wurde.

Schriften

  • Lesebuch für jüdische Kinder, Nachdr. d. Ausg. Berlin, Voss, 1779 / neu hrsg. u. mit Einl. u. Anh. vers. von Zohar Shavit, Frankfurt am Main : dipa-Verl., 1990. ISBN 3-7638-0132-4
  • Übersetzung von Moses Mendelssohns Sefer ha-Nefesh. Berlin, 1787.
  • Übersetzung von Moses Mendelssohns Ḳohelet 1788.
  • David Friedländers Schrift: Ueber die durch die neue Organisation der Judenschaften in den preußischen Staaten nothwendig gewordene Umbildung 1) ihres Gottesdienstes in den Synagogen, 2) ihrer Unterrichts-Anstalten und deren Lehrgegenstände und 3) ihres Erziehungwesens überhaupt : Ein Wort zu seiner Zeit. - Neudr. nebst Anh. der Ausgabe Berlin, in Comm. bei W. Dieterici, 1812. Berlin: Verl. Hausfreund, 1934. (Beiträge zur Geschichte der Jüdischen Gemeinde zu Berlin / Stern.
  • Reden der Erbauung Gebildeten Israeliten Gewidmet Berlin, 1815-17.
  • Moses Mendelssohn, von Ihm und über Ihn Berlin, 1819.
  • Ueber die Verbesserung der Israeliten im Königreich Polen Berlin, 1819.
  • Beiträge zur Geschichte der Judenverfolgung im XIX. Jahrhundert Durch Schriftsteller Berlin, 1820.

Literatur

  • Ernst Fraenkel: David Friedländer und seine Zeit. In: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland. Heft 2/1936.
  • Ellen Littmann: Versuch einer Glaubensvereinigung auf der Basis der Aufklärung. David Friedländers Sendschreiben an den Probst Teller. In: C.V.-Zeitung Nr. 15, 1934, 3. Beiblatt.[4]
  • Heinz Kremers, Julius H. Schoeps (Hrsg.): Das jüdisch-christliche Religionsgespräch. Stuttgart, Bonn 1988.
  • Steven M. Lowenstein: The Jewishness of David Friedländer and the crisis of Berlin Jewry.Bar-Ilan Universität, Ramat-Gan, Israel 1994. (Braun lectures in the history of the Jews in Prussia, Nr. 3).
  • Michael A. Meyer: David Friedländer. Das Dilemma eines Schülers. In: Michael A. Meyer: Von Moses Mendelssohn zu Leopolod Zunz. Jüdische Identität in Deutschland 1749–1824. München 1994, S.66–98.
  • Jobst Paul: Das ‚Konvergenz’-Projekt – Humanitätsreligion und Judentum im 19. Jahrhundert. In: Margarete Jäger, Jürgen Link (Hrsg.): Macht – Religion – Politik. Zur Renaissance religiöser Praktiken und Mentalitäten. Münster 2006.
  • Immanuel Heinrich Ritter: David Friedländer. Sein Leben und sein Wirken im Zusammenhange mit den gleichzeitigen Culturverhältnissen und Reformbestrebungen im Judenthum. Peiser, Berlin 1861.

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. Christoph Schulte: Die jüdische Aufklärung. Beck, München 2002, S. 94
  2. Der Begriff stammte von Julius H. Schoeps (1988)
  3. Jobst Paul (2006)
  4. Jobst Paul (2006)

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