Recovery-Paradigma

Recovery-Paradigma

Die Behandlung von Menschen, die eine posttraumatische Belastungsstörung aufweisen, erfolgt häufig mit psychotherapeutischen Methoden, die dem Recovery-Paradigma (von Englisch recovery, „Bergung“ und Griechisch Paradigma, „Beispiel, Vorbild, Muster“) folgen. Dieses Paradigma ist schon viele Jahrzehnte alt, hat aber erst seit den siebziger Jahren im Kontext der Behandlung von Opfern sexuellen oder rituellen Missbrauchs Anerkennung in der Öffentlichkeit und bei den zuständigen Professionen gefunden.

Im Zentrum dieses Paradigmas steht die Annahme, dass bestimmte Arten von Traumata regelmäßig mit psychischen Prozessen einhergehen, die zur Unfähigkeit führen, sich an das traumatisierende Ereignis zu erinnern. Die Traumatisierung zeigt sich zunächst nur in verschiedenen psychischen und psychosomatischen Symptomen, die dem Paradigma zufolge erst abklingen können, wenn das traumainduzierende Ereignis im therapeutischen Prozess aufgedeckt und behandelt worden ist. Häufig wird dabei Regressionshypnose als ein probates Mittel verstanden, die entsprechenden Erinnerungen zurückzuholen.

Das Paradigma und die in seinem Kontext verwendeten Verfahren sind in Psychologie und Psychotherapie inzwischen stark umstritten, weil es keine objektiven Kriterien gibt, um richtige von falschen Erinnerungen zu unterscheiden.

Literatur

  • Fiedler, Peter (2001): Dissoziative Störungen und Konversion. Trauma und Traumabehandlung. Beinheim: Beltz/PVU, 2. Auflage.
  • McElroy, Susan L; Keck, Paul E. (1995): Recovered Memory Therapy: False Memory Syndrome and other Complications. In: Psychiatric Annals 25, S. 731-735.
  • Schacter, Daniel L. (2001): Wir sind Erinnerung. Gedächtnis und Persönlichkeit. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
  • Schetsche, Michael: Trauma im gesellschaftlichen Diskus. Deutungsmuster, Akteure, Öffentlichkeiten. In: Trauma und Traumafolgen – ein Thema für die Jugendhilfe, Hg. Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutz-Zentren e.V. Köln: Eigenverlag, S. 7-32
  • Streeck-Fischer, Anette; Sachsse, Ulrich; Özkan, Ibrahim (2001): Perspektiven der Traumaforschung. In: Körper, Seele, Trauma. Biologie, Klinik und Praxis, Hrsg. Anette Streeck-Fischer, Ulrich Sachsse und Ibrahim Özkan, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 12-22.
  • van der Kolk (2000): Trauma und Gedächtnis. In: Traumatic Stress, Grundlagen und Behandlungsansätze, Hrsg. Bessel A. van der Kolk, Alexander C McFarlane und Lars Weisaeth, Paderborn: Junfermann, S. 221-240.

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