Reginald Brett, 2. Viscount Esher

Reginald Brett, 2. Viscount Esher
Reginald Brett, 2. Viscount Esher

Reginald Baliol Brett, 2. Viscount Esher, GCVO, KCB, PC, DL (* 30. Juni 1852; † 22. Januar 1930) war ein Historiker und liberaler Politiker im Vereinigten Königreich.

Leben

Brett war der Sohn von William Baliol Brett, 1. Viscount Esher und Eugénie Mayer (1814-1904). Eugénie war möglicherweise eine uneheliche Tochter von Napoleon Bonaparte und Fanny Meyer, obwohl andere Quellen darauf hin deuten, dass ihr Vater Louis Mayer hieß[1]. In London geboren, besuchte er das Eton College und studierte anschließend am Trinity College in Cambridge. In Eton wurde er ein Schüler von William Johnson Cory, mit dem er ab seinem sechzehnten Lebensjahr bis zu dessen Tod korrespondierte.

Seine politische Karriere begann Brett im Jahr 1880 als Abgeordneter für Penryn und Falmouth, wurde aber bereits fünf Jahre später wieder abgewählt. Nach seiner Niederlage in der Wahl zum Abgeordneten für Plymouth entschied sich Brett, in den Staatsdienst überzuwechseln. 1895 wurde er als beamteter Staatssekretär in die staatliche Bauverwaltung ("Office of Works") berufen, wo er bis 1902 blieb.

Sein Hauptaugenmerk galt der Organisation der großen Staatsakte, welche er seit dem diamantenen Thronjubiläum Königin Victorias 1897 federführend gestaltete. Er prägte somit den Ablauf der uns bis heute als traditionell bekannten öffentlichen Staatsfeierlichkeiten im Vereinigten Königreich entscheidend[2].

Besonders die Krönungsfeierlichkeiten Edwards VII. und Georgs V. wusste er, zu inszenieren und sie zu einem großartigen staatstragenden Zeremoniell zu entwickeln und zu etablieren. Seine Anweisungen – im Auftrag und Verbindung mit dem eigentlich zuständigen Herzog von Norfolk in seiner Eigenschaft als Earl Marshal und den weiteren Great Officers of State – werden seit dieser Zeit als Vorlage aller Staatsakte genutzt, zuletzt bei der Aufbahrung und Beerdigung von Königin Elisabeth, der Königinmutter, im Jahre 2002.

Nach dem Tod seines Vaters am 24. Mai 1899 erbte er den Titel des Viscount Esher. 1901 wurde Brett stellvertretender Gouverneur (später Gouverneur) von Windsor Castle und kam somit bis zu seinem Tod in persönlichen Kontakt zur königlichen Familie. Während dieser Zeit unterstützte er die Edition der persönlichen Papiere und Hinterlassenschaften von Königin Victoria. 1907 veröffentlichte er dazu „Die Korrespondenz der Königin Victoria“.

Vor dem Ersten Weltkrieg beeinflusst er hinter den Kulissen viele Reformen, die von den liberalen Regierungen unter Henry Campbell-Bannerman und Herbert Henry Asquith umgesetzt wurden. Brett war ein Befürworter der britisch-französischen Aussöhnung und damit der Entente cordiale.

Ihm wurden viele öffentliche Ämter angeboten, darunter das eines Vizekönig von Indien und als Kriegsminister, welche Brett aber ablehnte. Einzig seine Berufung in den Privy Council nahm er 1922 an.

Wie schon oben erwähnt, war er von 1901 bis 1928 stellvertretender Constable und Lieutenant-Governor von Windsor Castle und von 1928 bis zu seinem Tode 1930 Constable und Gouverneur.

Lord Esher war auch als Historiker sehr bekannt, neben den oben genannten Arbeiten veröffentlichte er Werke über König Edward VII. und Herbert Kitchener. Zusammen mit dem liberalen Parlamentsabgeordneten Lewis (Loulou) Harcourt gründete er das London Museum, das seine Pforten am 5. März 1912 öffnete[3].

Bretts jüngere Tochter, Sylvia, wurde nach der Proklamation ihres Ehemanns Charles Vyner Brooke als Rahja am 24. Mai 1917 die letzte Ranee von Sarawak. Sein zweiter Sohn, Maurice Vyner Baliol Brett, heiratete die berühmte Musicaldarstellerin Zena Dare. Sein drittes Kind war die Malerin Dorothy Brett.

Einzelnachweise

  1. Hedley (2004)
  2. Cannadine, David: Die Erfindung der britischen Monarchie 1820-1994, Berlin 1994 S. 34
  3. Bailkin, Jordanna "Radical Conservations: Das Problem mit dem Londoner Museum" Radical History Review - Ausgabe 84, Herbst 2002, S. 43-47

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
William Brett Viscount Esher
1899–1930
Oliver Brett

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Reginald Brett, 2nd Viscount Esher — Brett was the son of William Baliol Brett, 1st Viscount Esher and Eugénie Mayer (1814–1904).Hedley (2004)] Eugénie was possibly the illegitimate daughter of Napoleon Bonaparte and Fanny Meyer,Fact|date=November 2007 though other sources suggest… …   Wikipedia

  • William Brett, 1st Viscount Esher — LifeBrett was a son of the Rev. Joseph G. Brett, of Chelsea. He was educated at Westminster and at Caius College, Cambridge. Brett rowed in the first Cambridge crew to win the University Boat Race in 1836, and which in the following year defeated …   Wikipedia

  • Viscount Esher — Reginald Brett, 2. Viscount Esher Viscount Esher, of Esher in der Grafschaft Surrey, ist ein erblicher britischer Adelstitel in der Peerage of the United Kingdom, welcher von der Familie Brett geführt wird und nach der Ortschaft Esher in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Viscount Esher — Viscount Esher, of Esher in the County of Surrey, is a title in the Peerage of the United Kingdom. It was created in 1897 for the prominent lawyer and judge Sir William Baliol Brett upon his retirement as Master of the Rolls. He had already been… …   Wikipedia

  • Reginald Brett — Reginald Brett, deuxième vicomte Esher, (né le 30 juin 1852 et mort le 22 janvier 1930) était un homme politique élu à la Chambre des Communes puis membre du Privy Council et historien britannique, fondateur du musée de Londres. Après ses études… …   Wikipédia en Français

  • Brett, Reginald Baliol, 2nd Viscount Esher — (1852 1930)    Educated at Eton College College and Trinity College, Cambridge, he succeeded his father in 1899. He became liberal member of Parliament for Falmouth in 1880. He refused several lucrative and influential posts and instead made… …   British and Irish poets

  • Esher (disambiguation) — Esher is a town in Surrey, England. It can also mean:;in Surrey, England * Esher railway station * Esher News Mail * Esher and Walton (UK Parliament constituency) * Esher Rugby Football Club, a rugby union club * Esher Shore, a mountain bike area …   Wikipedia

  • Brett — may refer to several different things:A given name, from a Middle English surname meaning a Breton , referring to an inhabitant of Brittany. NamesAs a first name: * Brett Anderson, former lead singer of Suede * Brett Angell, English footballer *… …   Wikipedia

  • Brett — bezeichnet: gesäumtes oder ungesäumtes Schnittholz eine Spielplatte für Brettspiele, siehe Spielbrett ein Sportgerät beim Geräteturnen und Wasserspringen, siehe Sprungbrett kurz ein Schwarzes Brett ein themengebundenes Forum, z.B. im Usenet… …   Deutsch Wikipedia

  • Dorothy Brett — Dorothy Eugenie Brett (* 10. November 1883 in London; † 24. August 1977) war eine britische bzw. nach ihrer Einbürgerung im Jahr 1938 US amerikanische Malerin. Sie war das dritte Kind von Reginald Brett, 2. Viscount Esher, und seiner Ehefrau… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”