- Religiöser Fetischismus
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Der Fetischismus (lat. facticius: nachgemacht, künstlich; franz. fétiche: Zauber(mittel)) bezeichnet einen Glauben an übernatürliche Eigenschaften bestimmter auserwählter oder ungewöhnlicher (vorwiegend selbstverfertigter) Gegenstände unbelebter Art und deren Verehrung.
Inhaltsverzeichnis
Wortverwendung
Fetischismus ist eine -ismus-Bildung zu Fetisch, von franz. fétiche, dieses nach port. feitiço ‚unecht, künstlich, nachgemacht; Zauberei, Hexerei‘ aus lat. factīcius ‚nachgemacht‘). [1] Siehe auch Sexueller Fetischismus# Etymologie und Idolatrie
In einer Ausweitung des Begriffs auf den nicht-religiösen und atheistischen Bereich umfasst der Begriff Fetischismus auch die religions-ähnliche Verehrung von Objekten mit besonderer Bedeutung für die eigene Identität, denen besondere Wirkungsmacht auf das subjektive Wohlbefinden zugetraut wird – davon überträgt sich das Worte auf Formen der Objektfixierungen (siehe Begriffklärung Fetischismus)
Zum Begriff
Der Begriff Fetischismus geht von der westlich geprägten Unterscheidung von Gottheit(en) und Schöpfung einerseits und von belebter und unbelebter Natur andererseits aus. Nur Göttern und Lebewesen wird in diesem westlichen Denken - wenn überhaupt - über das Physisch-Physikalische hinausgehende Wirkungsmacht zugetraut. Naturreligionen kennen diese Unterscheidungen häufig nicht. Elemente des Fetischismus sind allen Religionen eigen (siehe Reliquienverehrung). Fetische kommen oft bei Naturvölkern und schamanistisch geprägten Kulturen vor und werden dort auch in der Naturheilkunde eingesetzt. Der Begriff des Fetischismus ist kein Klassifikationsmerkmal eines bestimmten Religionstyps. Aus die Frage, ob personifizierte Schutzgeister im Objekt inkorporiert sind, oder das Objekt selbst belebt ist (Animismus), ist für den Fetisch-Begriff unerheblich. Er hat religionsgeschichtlich lediglich Berechtigung als allgemeine Bezeichnung für formal gleiche Erscheinungen des religiösen Lebens, die - inhaltlich von durchaus unterschiedlicher Bedeutung - durchgängig in nahezu allen Religionsformen und auf allen Entwicklungsstufen der Religion auftreten: die Verehrung von Gegenständen als Sitz von Dämonen, Geistern, Magie, als Versinnbildlichung von Heiligen.
Fetischismus ist vom Ahnen- oder Gottesglauben zu unterscheiden. Ein Fetisch ist durch in weiterem Sinne vorgeschriebene Rituale beeinflussbar, durch welche er seine Kraft im Sinne von Magie entfaltet.
Formen
Fetische sind der Glück, Nutzen und Macht bringende Talisman, das 'Totem, und das Unheil und Feinde abwehrende Amulett.
Man unterscheidet kollektive und Individualfetische.
Beispiele:
- die Tjurunga und andere heilige Gegenstände der Aborigines
- die in verschiedenen materiellen Gegenständen verkörperten Schutzgeister der nordamerikanischen Indianer
- der schwarze Kaabastein der Moslems in Mekka,
- die Heiligtümer der Buddhisten
- die Heiligenbilder, Kruzifixe und Reliquien des Christentums katholischer Prägung
- die Bibel in bestimmten Prägungen evangelikaler Protestanten
- Gegenstände von enormer sinnstiftender Wirkung (z.B. der Ring des Geliebten) oder Statussymbole (z.B. Auto) können im weiteren Sinne auch bei atheistischem Hintergrund zum Fetisch werden.
Die verschiedenen ähnlichen Erscheinungen rein abergläubischer Praxis (siehe Aberglaube) wurzeln bedeutungsmäßig in sehr unterschiedlichen Vorstellungen und in sozialökonomisch weitgehend verschiedenen Voraussetzungen. Ihrem Wesen nach sind sie jedoch sämtlich Erscheinungsformen des Fetischismus.
Hieraus folgt ein allgemeiner Grundzug aller religiös-abergläubischen Praxis: das Vergegenständlichen (Sinnlich-konkret-Machen) des angenommenen Numinosen (der göttlichen Macht), worin sich die erkenntnistheoretisch wichtige Tatsache verdeutlicht, dass in der Religion die Produkte des menschlichen Geistes sich in eigenständige Gestaltungen transformieren können.
Weblinks
Artikel "Masken, Tanz und Fetisch - traditionelle Kulte in Afrika"
Einzelnachweise
- ↑ Wolfgang Pfeifer & al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, 4. Auflage, dtv, München 1999, p. 338f.
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