- Reno Air Races
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Die seit 1964 alljährlich im September stattfindenden National Championship Air Races, auch bekannt als Reno Air Races sind weltweit die letzten großen Flugzeugrennen. Austragungsort der fünf Tage dauernden Veranstaltung ist der Reno/Stead Airport, 15 Meilen nördlich der Spielerstadt Reno im US-Bundesstaat Nevada.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das erste Pylonrennen, bei dem die Teilnehmer ihre Flugzeuge um einen Rundkurs steuern, wurde 1909 beim Reims Air Meet in Frankreich abgehalten. Während der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts waren Flugzeugrennen für Flugzeughersteller und Piloten eine willkommene Gelegenheit, sich mit Konkurrenten zu messen. Damit waren diese Veranstaltungen und die damit verbundene Jagd nach Rekorden lange Zeit eine Triebfeder für den rasanten technischen Fortschritt der Luftfahrt.
Weitere berühmte Flugzeugrennen waren die Schneider Trophy für Wasserflugzeuge (1913-1931), das von Sir Macpherson Robertson ausgeschriebene Langstreckenrennen England-Australien (1934), die Bendix Trophy, ein US-Kontinentalrennen (1931-1962) und die Thompson Trophy, ein Pylonrennen in Cleveland, Ohio (1930-1949).
Nach dreijähriger Vorbereitungszeit fanden im September 1964 die ersten National Championship Air Races auf der staubigen „Sky Ranch“ nahe Reno/Nevada statt. Initiator war Bill Stead, ein Farmer aus Nevada und zweifacher Hydroplane Champion. Neun Tage dauerte die Veranstaltung und es wurden Rennen in den Klassen Sport Biplanes, Stearman, Formula One (Midgets), Unlimited und Women’s Cherokee 180 ausgetragen. Zur weiteren Unterhaltung des Publikums umfasste das Veranstaltungsprogramm militärische Vorführungen, Kunstflugmeisterschaften, Ballonrennen, Oldtimer Fly-Ins, Fallschirmsprünge und vieles mehr. Seit 1966 findet die Veranstaltung auf der 1.500 m hoch gelegenen Stead Air Force Base, benannt nach Bill Steads im Dienst für die Air National Guard tödlich verunglückten Bruder Croston Stead, statt. Bill Stead, der Gründer der Reno Air Races, stürzte am 28. April 1966 in St. Petersburg/Florida mit seinem Formula One Flugzeug tödlich ab.
Reno Air Races heute
Etwa 200.000 Menschen besuchen jedes Jahr die National Championship Air Races and Air Show. Der Stead Airport wird während der Rennwoche zu einem „Volksfest“ gewaltigen Ausmaßes. Den Besucher erwarten Ausstellungsflächen mit militärischen und historischen Flugzeugen, zahlreiche Buden mit Fast Food und Souvenirs. In den für Besucher zugänglichen Boxen der Rennteams können die Mechaniker bei der Arbeit beobachtet werden. Von den Tribünen aus ist bequem der gesamte Rennkurs einsehbar.
Die seit 1964 bestehenden Rennklassen „Unlimited“, „Formula One“ und „Biplanes“ wurden erweitert um die Klassen „T-6“ (1968), „Sport“ (1998) und „Jets“ (2002). 2008 flogen die Piloten um ein Preisgeld von insgesamt einer Million US$.
In den Pausen zwischen den Rennen wird ein Unterhaltungsprogramm, bestehend aus Kunstflugvorführungen, Militärdemos, Comedy u. v. m. geboten.
Sicherheit und Regeln
Wer erstmals an den Reno Air Races teilnehmen möchte, muss als „Rookie“ ein „Pylon Racing Seminar“ absolvieren, bei dem erfahrene Air Racing Veteranen ihr Wissen weitergeben. Eine Mindestanzahl an Gesamtflugstunden und Flugerfahrung auf dem betreffenden Rennflugzeug sind eine grundsätzliche Bedingung.
Die Rennklassen
Biplane
Doppeldecker (Flugzeug), Leergewicht min. 500 pounds, Gesamtflügelfläche min. 75 square feet, die Spannweite der unteren Tragfläche muss mindestens 90% der oberen Tragfläche betragen, das Fahrwerk darf nicht einziehbar sein. Der Motor mit max. 360 cubic inches Hubraum muss ohne Getriebe einen Propeller mit fester Steigung antreiben. Es darf nur handelsüblicher Kraftstoff verwendet werden. Zur Förderung von Sicherheit und Chancengleichheit gelten noch weitere Vorgaben zu Mindest-Kraftstoffvorrat, Cockpitgröße und Sitzposition des Piloten. Teilnehmende Typen sind u. a. Pitts Special, Mong Sport, Smith Miniplane.
Der Kurs der Biplane Class ist 3,17 Meilen lang, es werden Geschwindigkeiten von mehr als 250 mph erreicht.
Formula One
Leergewicht min. 500 pounds. Als Triebwerk dient ein Continental O-200 Vierzylindermotor mit fixed pitch Propeller. Alle wesentlichen Bauteile des Motors sowie Vergaser und Ansaugtrakt müssen in Gewicht und Abmessungen dem Serienbauteil entsprechen. Die Flügel müssen eine Mindestfläche von 66 square feet aufweisen, das Leergewicht des Racers darf 500 pounds nicht unterschreiten. Das Fahrwerk darf nicht einziehbar sein. Teilnehmende Typen sind u. a. Cassutt, Shoestring, Owl Racer, Arnold AR6.
Der Kurs der Formula One Class ist 3,18 Meilen lang, es werden Geschwindigkeiten von mehr als 250 mph erreicht.
Sport
Teilnahmevoraussetzung für den Flugzeugtyp ist ein Lufttüchtigkeitszeugnis der FAA und eine Mindestanzahl von fünf verkauften Exemplaren. Rumpf, Leitwerk, Tragflächen, Fahrwerk und Motorträger müssen dem Bausatz entsprechen. Der Hubraum der Motoren ist auf max. 650 cubic inches begrenzt, doch sind leistungssteigernde Maßnahmen wie Turbolader erlaubt. Ebenfalls erlaubt sind Verstellpropeller und Einziehfahrwerk. Zur Qualifikation muss eine Mindestgeschwindigkeit von 200 mph erreicht werden. Teilnehmende Typen sind u. a. Lancair Legacy, Glasair, Questair Venture, Thunder Mustang, Nemesis NXT, Sweringen.
Der Kurs der Sport Class ist 7 Meilen lang, es werden Geschwindigkeiten von mehr als 400 mph erreicht.
T-6
Nur Maschinen vom Typ North American AT-6 im Originalzustand werden zugelassen. Weder der 600 PS starke 9-Zylinder Sternmotor vom Typ Pratt & Whitney Wasp R-1340 , noch die Flugzeugzelle dürfen gravierend verändert werden. Lediglich kleine, kosmetische Verbesserungen wie das Abkleben von Spalten mit Klebeband sind gestattet. Teilnehmer sind ausschließlich North American AT-6.
Der Kurs der T-6 Class ist 5,06 Meilen lang, es werden Geschwindigkeiten von mehr als 230 mph erreicht.
Unlimited
Der Antrieb muss durch einen oder mehrere Kolbenmotor und Propeller erfolgen, das Leergewicht muss mehr als 4.500 pounds betragen und beim Qualifying muss eine Mindestgeschwindigkeit von 300 mph erreicht werden. Teilnehmer sind u. a. North American P-51 Mustang, Hawker Sea Fury, Grumman F4F Wildcat, Grumman F8F Bearcat, Grumman F7F Tigercat, Jakowlew Jak-9, Jakowlew Jak-3, Jakowlew Jak-11
Der Kurs der Unlimited Class ist 8,43 Meilen lang, es werden Geschwindigkeiten von mehr als 480 mph erreicht.
Jet
Antrieb mit Strahlturbine ohne Nachbrenner und Flügelpfeilung maximal 15 Grad. Teilnehmer sind Typen wie Aero Vodochody L-39, L-29, Fouga Magister, Lockheed T-33.
Der Kurs der Jet Class ist 8,43 Meilen lang, es werden Geschwindigkeiten von mehr als 500 mph erreicht.
Rennverlauf
Je nach Klasse gelten unterschiedliche Startarten. Während die Klassen Biplane und Formula One in einer Gruppe auf der Startbahn stehen und in kurzen Zeitabständen paarweise starten um sogleich in den Rennkurs einzufliegen, sammeln sich die Teilnehmer der übrigen Klassen nach Einzelstarts hinter dem „Pace Plane“ und fliegen als Gruppe in den Kurs ein, nachdem der Pilot des Pace Plane das Rennen mit den legendären Worten „Gentlemen You have a Race“ gestartet hat.
Eine weitere Regel betrifft die Flughöhe während des Rennens. Da in frühen Jahren auch Bodenberührungen mit zum Teil fatalen Folgen stattfanden, darf heute eine Mindestflughöhe nicht unterschritten werden. Derjenige Pilot, der die Augenhöhe mit der Oberkante eines Pylons bzw. des „R“ aus dem Wort „Reno“ auf dem Home Pylon unterschreitet, wird für das laufende Rennen disqualifiziert.
Für Zuschauer und Piloten gleichermaßen spannend sind die Überholmanöver. Dabei muss der schnellere Teilnehmer auf der Außenseite passieren und darf das langsamere Flugzeug zu keiner Zeit aus den Augen verlieren. Wer überholt wird, darf wiederum keine behindernden Manöver vornehmen.
Mit zwei Strafsekunden pro Runde wird ein „Pyloncut“ bestraft, das bedeutet dass der Pilot eine gedachte senkrechte Verlängerung des Pylons geschnitten hat. Die Pylonjudges (vergleichbar mit Linienrichtern beim Fußball) stellen diesen Regelverstoß fest. Bei einem Rennen von sechs Runden wird der betreffende Pilot so mit zwölf Strafsekunden belastet.
Mayday, das berühmt-berüchtigte Wort zur Erklärung einer Notlage, ist im Funkverkehr des Öfteren zu vernehmen, denn bei den teilweise extrem modifizierten Maschinen treten immer wieder technische Probleme auf. Der in eine Gefahrensituation geratene Pilot verlässt den Rennkurs indem er Geschwindigkeit in Höhe umsetzt und sich in eine geeignete Position für die Landung bringt. Gegebenenfalls findet er Unterstützung durch das stets über dem Rennkurs kreisende Pace Plane, so z. B. wenn seine Sicht durch Öl auf der Scheibe erschwert ist. Die verbliebenen Teilnehmer setzen das Rennen fort, müssen jedoch das in Not befindliche Flugzeug stets beobachten um eine Behinderung zu vermeiden.
Literatur
Gerhard Schmid: Full Throttle – Reno Air Races Today. Luftbildverlag Hans Bertram 2006. ISBN: 978-3-930975-01-3
Weblinks
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