Rentenkapitalismus

Rentenkapitalismus

Rentenkapitalismus ist ein Begriff für ein Wirtschaftssystem (Hörigkeitsprinzip), in welchem die Eigentümer ihr Land gegen einen erheblichen Anteil an der Ernte (50% und mehr) Pächtern zur Bewirtschaftung überlassen. Die Folgen sind sehr negativ: die Ertragsanteile (Renten) der Grundbesitzer werden nicht wieder investiert, die Pächter sind zu nennenswerten Investitionen nicht in der Lage; auch sind sie verständlicherweise nicht an bodenerhaltenden Maßnahmen interessiert. Grundlegende Forschung zu dieser Art des Wirtschaftens führte der österreichische Sozialgeograph Hans Bobek (1903-1990) durch.

Rentenkapitalismus im Orient

Ein Großteil der Oasenländer befindet sich im Eigentum von reichen Familien, die in der Stadt wohnen und sich nicht um die Landwirtschaft kümmern. Sie verpachten die Felder an Bauern und schöpfen die Renten (Gewinne) ab. Oft verpachten sie auch Saatgut, Zugtiere und Ackergeräte. Manche Familien sind zugleich Wasserherren. Jeder gepachtete Produktionsfaktor muss mit einem Fünftel der Ernte bezahlt werden. Pächter, die meistens nichts außer ihrer Arbeitskraft besitzen, können kaum vom Rest der Ernte leben. So müssen sie bei Geldverleihern Schulden machen und geraten so immer mehr in deren Abhängigkeit. Den Bauern fehlen die finanziellen Mittel und die Kenntnisse in der Landwirtschaft, um höhere Erträge zu erwirtschaften.

Wissenschaftlicher Begründer des Begriffes ist Hans Bobek. Der Rentenkapitalismus ist die fünfte Phase seiner Kulturstufentheorie. Dabei konzentrierte er sich auf das Verhältnis zwischen Siedlungsform und Macht (Landschaft und Sozialstruktur). Die Theorie des Rentenkapitalismus postuliert die These, dass die Entwicklung des Städtewesens Ausdruck der Ausbildung der sekundären und tertiären Lebensform ist.


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