René Maggritte

René Maggritte
René Magritte photographiert von Lothar Wolleh

René François Ghislain Magritte (* 21. November 1898 in Lessines in der wallonischen Provinz Hennegau, Belgien; † 15. August 1967 in Brüssel) war ein belgischer Maler des Surrealismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

René Magritte hatte zwei Brüder, Raymond, 1900 geboren, und Paul, 1902 geboren. 1910 zog die Familie Magrittes nach Châtelet, wo René Magritte im Alter von 12 Jahren mit dem Malen und Zeichnen begann. Seine Mutter nahm sich im Jahr 1912 aus unbekannten Gründen das Leben, indem sie sich nachts in einen Fluss stürzte. Der junge René fand die Leiche (lt. Katalog zur Wiener Ausstellung im BACA-Forum). 1913 lernte er die zwei Jahre jüngere Georgette Berger kennen. Zu dieser Zeit entstanden auch seine ersten Arbeiten, deren Stil impressionistisch geprägt war. Magritte studierte 1916 bis 1918 an der Brüsseler Akademie der schönen Künste (L'Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique). Georgette Berger traf er 1920 zufällig im Brüsseler Botanischen Garten wieder. Er gründete im Jahre 1922 mit Georgette eine Familie und verdiente sich den Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten, ab 1923 zum Beispiel als Plakat- und Werbezeichner.

Magritte beschloss, „die Gegenstände nur noch mit ihren augenfälligen Details zu malen“. Erst ab 1926 war es ihm durch feste Verträge mit der Galerie „Le Centaure“ möglich, sich ausschließlich auf die künstlerische Produktion zu konzentrieren. 1927 hatte er seine erste Einzelausstellung mit vorwiegend abstrakten Bildern. Er lebte 1927–1930 in Paris, wo er von den französischen Surrealisten reiche Anregungen empfing und sich vor allem von den metaphysischen Bildern Giorgio de Chiricos beeindrucken ließ. Als Werk, das einen besonderen Eindruck bei Magritte hinterließ, wird häufig Chiricos „Lied der Liebe“ genannt.

Wohnhaus Magrittes in der Rue Esseghem in Brüssel, in dem er von 1930 bis 1954 das Erdgeschoss bewohnte

Ab 1930 lebte Magritte wieder in Brüssel als Mittelpunkt eines kulturinteressierten Freundeskreises. Er freundete sich mit André Breton, Paul Éluard, Joan Miró, Hans Arp und später auch mit Salvador Dalí an. Freundschaftlich verbunden war er auch mit dem Drehbuchautor Claude Spaak, dessen Ehefrau Suzanne Spaak von ihm porträtiert wurde.[1] Im August 1928 starb sein Vater. Von 1929 bis 1966 war er als Redakteur mehrerer Zeitschriften und Zeitungen tätig, er drehte mehrere Kurzfilme, orientierte sich nochmals an den Impressionisten, trat mehrmals in die Kommunistische Partei Belgiens ein und auch wieder aus und hielt Vorträge über seine Arbeiten. Seit den sechziger Jahren übten Magrittes Malerei und Denken einen wichtigen Einfluss auf Strömungen wie die Pop-Art und die Konzeptkunst aus. Im Jahr 1959 war René Magritte Teilnehmer der documenta II in Kassel. 1967 wurde ihm vorgeschlagen, mehrere seiner Gemälde als Skulpturen ausführen zu lassen. Er zeichnete die Entwürfe, machte die Gussformen und signierte die Modelle. Unerwartet starb René Magritte kurz darauf am 15. August 1967 in seiner Wohnung in Brüssel an Krebs. Sein letztes Bild blieb unvollendet bis zum Tod seiner Frau 1986 auf der Staffelei stehen. Er führte Zeit seines Lebens eine sehr bürgerliche Existenz und verließ kaum seinen Heimatort.

Künstlerisches Schaffen

Magritte gilt neben Paul Delvaux, dessen Werke einen ähnlichen Stil haben, als wichtigster Vertreter des belgischen Surrealismus. André Breton meinte dazu:

„Was ist der Surrealismus? Das ist ein Kuckucksei, das unter Mitwissen von René Magritte ins Nest gelegt wird.“

André Breton

Die Hauptaufgabe des Surrealismus war es, herkömmliche Erfahrungs-, Denk- und Sehgewohnheiten zu erschüttern und Wirklichkeit mit Traum zu vermischen. Dies gelang Magritte, indem er zwar naturalistische Darstellungen von Gegenständen malte, aber diese durch deren ungewöhnliche Zusammenstellung fremd machte. Eines seiner berühmtesten Bilder ist „La trahison des images (Ceci n’est pas une pipe)“ („Der Verrat der Bilder (Dies ist keine Pfeife)“), von dem es Versionen aus verschiedenen Jahren gibt. Magritte äußerte sich so dazu:

„Ein Bild ist nicht zu verwechseln mit einer Sache, die man berühren kann. Können Sie meine Pfeife stopfen? Natürlich nicht! Sie ist nur eine Darstellung. Hätte ich auf mein Bild geschrieben, dies ist eine Pfeife, so hätte ich gelogen. Das Abbild einer Marmeladenschnitte ist ganz gewiss nichts Essbares.“

René Magritte

Magritte benutzte immerwiederkehrende Objekte wie zum Beispiel den Apfel, die Pfeife, den Bowlerhut, den Vorhang, die Taube, den blauen Himmel mit weißen Wolken, die Eisenschellen, das Ei, den Löwen, den Fesselballon oder Menschen mit einem Tuch vor dem Gesicht. Meist bezogen sich diese Werke auf Kindheitserinnerungen wie den Fesselballon, der auf dem Elternhaus abstürzte oder die tot aufgefundene Mutter mit einem Nachthemd über dem Kopf. Er setzte verblüffende Gegensätze in seinen Bildern ein. Zum Beispiel in der Reihe des Bilds „L’empire des lumières“ („Das Reich der Lichter“), in dem die Häuser im Dunkeln liegen, es am Firmament aber heller Tag ist. René Magrittes künstlerisches Schaffen war darauf gerichtet, die Wirklichkeit zu verdeutlichen (zum Beispiel: „Dies ist kein Apfel“ 1964, „Der Verrat der Bilder“ 1928/29) und herauszustellen, dass das Bild eben nur ein Bild ist und man selbst den schönsten gemalten Apfel nicht essen kann und die klar und deutlich gemalte Pfeife weder stopfen noch rauchen kann. Auf der anderen Seite seines Schaffens war Magritte darauf bedacht, dem Alltäglichen und Vertrauten etwas Unerwartetes zu geben. In „Die verbotene Reproduktion (Portrait Edward James)“ 1937, „Wahlverwandtschaft“ 1933 oder „Die gefährliche Beziehung“ 1927 werden Dinge dargestellt, die dem Betrachter und seiner vielfach gemachten Erfahrung widersprechen.

„Im Hinblick auf meine Malerei wird das Wort ‚Traum’ oft missverständlich gebraucht. Meine Werke gehören nicht der Traumwelt an, im Gegenteil. Wenn es sich in diesem Zusammenhang um Träume handelt, sind diese sehr verschieden von jenen, die wir im Schlaf haben. Es sind eher selbstgewollte Träume, in denen nichts so vage ist wie die Gefühle, die man hat, wenn man sich in den Schlaf flüchtet. Träume, die nicht einschläfern, sondern aufwecken wollen.“

René Magritte

Werke (Auswahl)

  • 1923: Badende (aus seiner kubistischen Periode)
  • 1926: Der verlorene Jockey (gilt als seine erste surrealistische Arbeit)
  • 1926: Der bedrohte Mörder
  • 1927: Der tollkühne Schläfer, (Tate Gallery of Modern Art, London)
  • 1928: Dies ist keine Pfeife
  • 1928: Die Liebenden I und II
  • 1928: Der Sprachgebrauch
  • 1929: Der Verrat der Bilder (frz.: La trahison des images)
  • 1929: Die Riesin (Museum Ludwig, Köln)
  • 1931: Die Stimme der Luft
  • 1933: Die Beschaffenheit des Menschen
  • 1933: Der Schlüssel der Felder
  • 1934: Die Vergewaltigung
  • 1934: Die unendliche Bewegung
  • 1936: Der Schlüssel zur Freiheit
  • 1936: Der Scharfblick (Selbstportrait)
  • 1937: Hegels Ferien: Der Therapeut
  • 1944: Die Ernte (aus seiner „Renoir-Zeit“)
  • 1946: Die Blumen des Bösen
  • 1948: Die Domäne von Arnheim (mehrere Versionen bis 1954)
  • 1949: Das Reich der Lichter (frz.: L'empire des lumières) (26 Versionen bis 1964)
  • 1950: Das Spukschloss
  • 1950: Die Kunst der Konversation
  • 1951: Der Verzauberte Songülez
  • 1952: Die persönlichen Werte
  • 1953: Golconda
  • 1954: Das Reich der Lichter
  • 1958: Das Lustprinzip
  • 1959: Das Pyrenäenschloss
  • 1960: Die Geistesgegenwart (Museum Ludwig, Köln)
  • 1961: Die große Familie
  • 1964: Der große Krieg
  • 1964: Der Mann mit der Melone
  • 1964: Der Sohn des Mannes
  • 1966: Das Reich der Lichter (unvollendete Version)
  • 1967: Die zwei Mysterien
  • 1967: Der Vogel und der Hund

Film

In dem 1978 erschienenen Filmporträt Monsieur René Magritte zeichnet der französische Filmemacher Adrian Maben das Leben des Künstlers anhand von Kindheitserinnerungen, Bildern und alten Filmaufnahmen des Künstlers nach.[2]

Sonstiges

Zu Ehren René Magrittes schrieb der US-amerikanische Musiker Paul Simon 1982 einen Song, der den Titel eines von Magrittes Werken trägt: René And Georgette Margritte With Their Dog After The War.

Literatur

  • Michel Foucault: Dies ist keine Pfeife. 1973; aus dem Franz. von Walter Seitter, Carl Hanser Verlag, München 1997, ISBN 3-446-18904-1.
  • Jacques Roisin: Ceci n'est pas une biographie de Magritte. Alice Editions, Brüssel 1998, ISBN 2-930182-05-9.
  • David Sylvester: Magritte; aus dem Engl. von Maria Paukert, Parkland, Köln 2003, ISBN 3-89340-034-6.
  • BA-CA Kunstforum Wien, Fondation Beyeler (Hrsg.): René Magritte: Der Schlüssel der Träume. Ludion Verlag, Amsterdam 2005, ISBN 90-5544-567-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. art house
  2. Monsieur René Magritte in der Internet Movie Database (englisch)

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